Milliardenschwere Übernahme schafft Weltmarktführer auf dem Sicherheitsmarkt
Der Übernahmekrimi um den weltgrößten integrierten Sicherheitskonzern G4S hat sich lange hingezogen, doch jetzt kommt Schwung in die Verhandlungen. Das Board des Konzerns hat den Aktionären empfohlen, dass aufgestockte Angebot der kalifornischen Allied Universal Security Services anzunehmen. Immerhin hatte der Bieter sein Bar-Angebot nochmals um 16% auf 245 Pence je Aktie erhöht. Damit wird der Sicherheitskonzern mit 3,8 Milliarden Pfund bewertet.
Die Anleger hatten schon seit längerem mit einer verbesserten Offerte gerechnet. Seit März war der Kurs der Papiere von 70 Pence auf zuletzt 256 Pence sogar über das Niveau des Übernahmeangebots geklettert.
GardaWorld zieht den Kürzeren
Mit der Empfehlung zur Annahme des Angebots von Allied Universal Security Services weist das Board von G4S auch die bestehende Offerte von Garda World Security zurück. Zum Hintergrund: Der kanadische Rivale hatte zuletzt ein Angebot von 235 Pence je G4S-Aktie auf den Tisch gelegt und damit auch sein ursprüngliches Angebot von 190 Pence je Anteilschein massiv nachgebessert. Nachdem drei verbesserte Offerten unerhört blieben, entschied sich das Unternehmen, das unter anderem für die Sicherheit der britischen Botschaften in Afghanistan, Irak und Libyen sorgt, für ein feindliches Übernahmeangebot.
Neuer Branchenriese entsteht
Mit dem Zusammenschluss von G4S und Allied Universal entsteht ein weltweiter Marktführer der Sicherheitsbranche. Die absoluten Zahlen sind beeindruckend: Beide Konzern beschäftigen gemeinsam mehr als 750.000 Mitarbeiter. Dabei betreibt das britische Unternehmen G4S nicht nur Gefängnisse und Abschiebezentren, sondern auch 21 britische Covid-19-Testzentren. Zusammen kommen beide Firmen auf einen Jahresumsatz von 18 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 13,5 Milliarden Pfund).
G4S erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 7,8 Milliarden Pfund (+3,4%). Auf Grund von Firmenwertabschreibungen und Restrukturierungskosten sackte der Vorsteuergewinn allerdings deutlich um 81% auf 27 Millionen Pfund in den Keller.
Satter Aufschlag für die Aktionäre
Mit dem neuen erhöhten Angebot kommt G4S auf eine Bewertung von stolzen 3,8 Milliarden Pfund. Bezogen auf den Schlusskurs vor der ersten Angebotsfrist entspricht das Übernahmeangebot einem Aufschlag von 68%. Allied Universal hat selbst erst im Frühjahr einen Eigentümerwechsel hinter sich gebracht. Der Konzern wurde vom Finanzinvestor Wendel an die Caisse de Dépôt et Placement du Québec und eine von Warburg Pincus und J. Safra geführte Gruppe verkauft.
Presseberichten zufolge hat Allied Universal die Finanzierung des Deals bereits organisiert und eine vorläufige Einigung zur weiteren Finanzierung der G4S-Pensionskasse (700 Millionen Pfund) unterzeichnet.
Vielleicht ist der Bieterwettstreit noch nicht zu Ende
Aktuell notiert der Aktienkurs von G4S rund 11 Pence über dem Niveau der Allied Universal-Offerte. Offenbar gehen einige Anleger davon aus, dass das letzte Wort im Übernahmekrimi um den Sicherheitskonzern noch nicht gesprochen ist. Einen Hinweis darauf könnte die Reaktion des rivalisierenden kanadischen Bieters GardaWorld geben: Das Unternehmen, das mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 2 Milliarden Pfund zwar deutlich kleiner als G4S ist, zeigt sich nämlich beharrlich. GardaWorld zog nach dem erhöhten Allied Universal-Angebot seine zuvor abgegebene Erklärung über die „Nicht-Erhöhung“ des eigenen Angebots zurück.
Das G4S-Board hingegen scheint die Aussage der Kanadier derzeit wenig zu beeindrucken. Die Mitglieder raten klar zur Annahme des Allied Universal-Angebots.