An der Wall Street wird es schon bald sehr spannend

Crash im 4. Jahresviertel 2018. Unerwartet kräftige Aufwärtsbewegung in den ersten 3 Monaten des laufenden Jahres.
Wie wird es nun weiter gehen? Auf 2 Punkte sollten Sie in den nächsten 14 Tagen Ihr Augenmerk richten:
Der eine ist fundamentaler Natur, der andere charttechnisch bedingt.
Und nein: Es ist nicht die US-Notenbank-Sitzung, deren geldpolitische Entscheidungen heute Abend gegen 20.00 Uhr MEZ verkündet werden.
US-Notenbank-Sitzung: Ein Non-Event
Ja: Wie in jedem Monat stecken die Währungshüter der USA ihre Köpfe zusammen. Und am Ende werden sie die Ergebnisse ihrer Diskussion der Öffentlichkeit präsentieren.
Und nein: Sie dürfen davon ausgehen, dass heute Abend keine die Wirtschaftswelt bewegenden Entscheidungen getroffen werden. Warum?
Ganz einfach: Weil die Leitlinie bereits bekannt ist!
Die Notenbank hat schon im Januar und Februar dieses Jahres deutlich gemacht, dass sie von ihrem ursprünglichen Plan weiterer Leitzinsanhebungen erst einmal ablässt. Ein Kurs übrigens, der sich bereits im November (siehe nachfolgenden Chart) abzeichnete:
Denn entsprechend hat sich die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen in der Zwischenzeit von +3,23% auf 2,37% reduziert:
10-jährige US-Staatsanleihen: Spiegelbild der Notenbankpolitik
Was die Wall Street in Kürze bewegen wird
Was also könnte den US-Aktienmarkt dann in Wallung bringen? Da gibt es 2 Punkte, auf die Sie in den kommenden Wochen achtgeben sollten. Beginnen wir mit dem fundamentalen Aspekt.
Das 1. Jahresviertel 2019 liegt hinter uns. Und da die US-Aktiengesellschaften ihre Bilanzen weitaus schneller präsentieren als beispielsweise ihre europäischen Pendants, beginnt die nächste Quartalsberichtssaison inoffiziell am 17. April 2019.
Warum inoffiziell? Nun: Für die Investorengemeinschaft eröffnet der Aluminiumhersteller Alcoa traditionell den Reigen der Quartalsberichterstattung. Tatsächlich haben aber schon einige wenige Unternehmen ihre Zahlen vorab bekanntgegeben.
2018 war klasse …
Bedeutsam ist die Entwicklung im 1. Quartal für die Investoren deshalb, weil für 2019 eine signifikante Reduzierung des Gewinnwachstums erwartet wird. Sie erinnern sich gewiss:
2018 war ein extrem erfreuliches Jahr für die US-Aktiengesellschaften: In den ersten 3 Quartalen wurden durchschnittliche Ergebniszuwachsraten von etwas mehr als +25% generiert!
Das letzte Jahresviertel 2018 brachte eine deutliche Ernüchterung: Die Analysten erwarteten einer Halbierung des Gewinnwachstums – die Wall Street reagierte schon vorab mit einem -20%-Crash zwischen Oktober und Dezember.
Im Januar und Februar 2019 wurde diese Experten-Prognose von den US-Unternehmen bestätigt. Wenngleich die Realität tatsächlich nicht ganz so dramatisch schlecht ausfiel, wie angenommen.
… 2019 wird weniger gut
Für das 1. Quartal dieses Jahres fallen die Schätzungen der Analysten indes noch schlechter aus: Erstmals seit dem 2. Jahresviertel 2016 gehen die Experten sogar von einem Rückgang bei den durchschnittlichen Ergebnissen aus:
Die Gewinne sollen im Vergleich zum Vorjahresquartal um -4,6% zurückgehen! Allerdings gibt es 2 Gründe, nicht ganz so pessimistisch in die nahe Zukunft zu schauen:
- Das Vorjahresquartal war maßgeblich durch einen Sondereinfluss geprägt: US-Präsident Trump hatte im Dezember 2017 sein Steuermaßnahmenpaket durchgesetzt.
Die höchst erfreulichen Auswirkungen daraus kamen den US-Unternehmen mit einem gewaltigen Einmal-Effekt im Januar 2018 zugute. Aus diesem Grund „hinkt“ der Vergleich mit den ersten 3 Monaten des vergangenen Jahres.
- Der zweite Grund sind die US-Analysten selbst: Sie neigen im Vorfeld einer anstehenden Quartalsberichtssaison weit überwiegend zu Pessimismus.
Beinahe regelmäßig werden die niedrigen Erwartungen von besseren realen Entwicklungen konterkariert. Das dürfte bei der jetzt bevorstehenden Quartalsberichtssaison nicht anders sein.
Der S&P 500 steht vor einer wichtigen Marke
Neben dem fundamentalen Aspekt gibt es aber noch einen charttechnischen. Schauen wir uns das am besten einmal gemeinsam in der nachfolgenden Grafik an:
S&P 500: Das Allzeithoch ist in Reichweite
Mal ehrlich: Hätten Sie zu Weihnachten 2018, am Tiefpunkt des 2018er-Crashs, erwartet, dass der S&P 500 nur 3 Monaten später nahezu den gesamten Verlust wieder aufholen würde?
Vermutlich nicht. Ich offen gestanden auch nicht. Aber genau aus diesem Grund ist es so bedeutsam, dass Sie nicht ihre eigenen Erwartungen handeln, sondern das, was Ihnen der Aktienmarkt in Gestalt des Chartbildes offenbart.
Wie Sie in der Grafik sehen, steht der Index kurz vor dem erst am 21. September 2018 markierten Rekordhoch bei 2.940,91 Punkten. Und daraus ergeben sich für Sie wichtige Überlegungen:
Was Sie jetzt vom S&P 500 erwarten dürfen
Kann der S&P 500 in völlig neue Kursdimensionen aufsteigen und sich oberhalb der alten Bestmarke behaupten, dann dürfen Sie ein hoch erfreuliches Börsenjahr 2019 für die Wall Street erwarten.
Der Grund: Oberhalb von 2.940,91 Punkten befinden sich alle S&P 500-Investoren im Gewinn. Und damit entfällt ein wichtiges Argument zum Ausstieg aus dem Aktienmarkt.
Wer nämlich in der unmittelbaren Nähe zum bisherigen Allzeithoch eingestiegen ist, schaut bis heute auf seine Verlustposition. Und in aller Regel wird das Erreichen des Einstiegsniveaus zum erleichterten Ausstieg genutzt.
Im S&P 500 spiegelt sich das dadurch wider, dass der Index kurz unter oder ein wenig über der Rekordmarke seine seit Jahresbeginn laufende Rallye abbremst: Eben aufgrund der Abwicklung dieser Verlustkompensierungen.
Fazit
Die in 7 Tagen beginnende US-Quartalsberichtssaison kann sich daher im Laufe von April und Mai als entscheidender Auslöser für die weitere Entwicklung der Wall Street in den kommenden Monaten erweisen:
Werden die niedrigen Analysten-Erwartungen an die Ergebnisse des 1. Jahresviertels übertroffen, dann dürften die Investoren aufatmen. Und dieses Aufatmen werden Sie dann an der Reaktion des S&P 500 ablesen können.