NIO Aktie steigt kräftig – ist das die Trendwende?

Seit November kletterten die Aktien des chinesischen Elektroautobauers NIO um über 50 %. Ursächlich für den Kurssprung war die Partnerschaft mit der Intel-Tochter Mobileye. Der Chip-Hersteller Mobileye gilt als Spezialist fürs autonome Fahren, Intel ließ sich die Übernahme im Frühjahr 2017 rund 15 Mrd. US-$ kosten.
Elektroautos in China: Nio will den Massenmarkt erobern
Gemeinsam wollen NIO und die Intel-Sparte künftig autonom fahrende Elektroautos für den chinesischen Markt entwickeln, später dann auch für andere große Märkte. Die Vereinbarung sieht weiter vor, dass NIO die von Mobileye konzipierten E-Autos produzieren wird.
Das Ziel ist klar: NIO will selbstfahrende Elektroautos in der Masse herstellen. Diese sollen dann nicht nur an chinesische Verbraucher, sondern auch im geplanten Mitfahrdienst von Mobileye zum Einsatz kommen.
Chinas E-Auto-Markt bricht ein
Die doppelgleisige Strategie kommt nicht von ungefähr. Der chinesische Markt für Elektroautos ist im 3ten Quartal 2019 um 21 % gegenüber dem Vorjahr auf 243.000 E-Autos eingebrochen.
Hintergrund sind u.a. Handelsstreitigkeiten mit den USA, sowie geringere Subventionen für Elektroautos in China. Wenngleich in den ersten 3 Quartalen in China noch mehr E-Autos abgesetzt wurden als im Vorjahr, so droht der Branche im nächsten Jahr weiterer Gegenwind.
Die Regierung in Peking hat die Förderung für E-Autos mit weniger als 250 Kilometer Reichweite bereits im März 2019 gänzlich gestrichen. Die Subventionen für Elektroautos mit mehr als 400 Kilometer wurde halbiert. Ende 2020 soll die staatliche Förderung für E-Autos dann gänzlich wegfallen.
NIO Aktie: E-Auto-Hersteller tritt die Flucht nach vorn an
Die Weichenstellung durch die Politik bedeutet, dass Elektroauto-Hersteller wie NIO aber auch BYD effizienter werden müssen. Gefragt sind E-Autos mit hoher Reichweite, die auch im Preis erschwinglich sind. Gleichzeitig müssen die Hersteller profitabel arbeiten, um langfristig im Markt zu bestehen.
Daher setzt auch die hochdefizitäre NIO alle Hebel in Bewegung, um die Herausforderungen zu meistern. So hat NIO jüngst sogar eine Kooperation mit dem Lokal-Rivalen Xpeng Motors geschlossen. Kunden beider Hersteller können künftig die Ladestationen für E-Autos der jeweils anderen Marke nutzen, ohne Extrakosten.
Daneben versucht NIO seine Kosten in den Griff zu bekommen. So wurden jüngst weitere 140 Stellen in Nordamerika abgebaut, schon im Mai wurde das Büro in San Francisco geschlossen.
Fazit: NIO benötigt mehr Kapital, Unternehmen in kritischer Phase
NIO-Europachef Hui Zhang stellt im Interview gegenüber der britischen Autocar.uk klar, dass NIO mehr Kapital benötigt und bereits an einer Lösung arbeitet. Der E-Auto-Hersteller, der im Jahr 2014 von William Li gegründet wurde, will noch mehr Geld aufnehmen.
NIO wird zwar gerne von Anlegern als „Chinas Tesla“ wahrgenommen, doch im Gegensatz zu Tesla steht NIO noch ganz am Anfang. Die Verkaufszahlen des ersten NIO Elektroautos (SUV ES8) sind in 2019 deutlich gesunken. Gleichzeitig verbrennt NIO weiter Kapital im großen Stil. Allein im ersten Halbjahr 2019 summierten sich die Verluste auf 900 Mio. US-$, seit der Gründung hat der Elektroauto-Hersteller mehr als 5 Mrd. US-$ verloren.
Eine schnelle Wende scheint bei NIO vorerst nicht in Sicht. Vielmehr hängt vieles davon ab, ob NIO weitere Kapitalgeber findet, die an die Zukunft des Unternehmens glauben. Privatanleger sollten sich nur vorsichtig der NIO Aktie nähern, denn noch ist nicht absehbar, ob das Unternehmen in 5 Jahren in der Form noch existiert.
Sollte NIO mit der Unterstützung seiner Investoren (Tencent etc.) die Herausforderungen erfolgreich meistern, könnte sich die NIO Aktie für risikofreudige Anleger, die einen langen Atem haben, lohnen.