Nippon Telegraph and Telephone schielt auf Rekord-Übernahme des japanischen Mobilfunk-Konzerns NTT Docomo

Die Meldung hatte es in sich. Für umgerechnet beinahe 35 Milliarden Euro will der japanische Telekommunikations-Riese Nippon Telegraph and Telephone (NTT) seine Mobilfunktochter NTT Docomo schlucken. Allein die schiere Größe des Deals ist beeindruckend. Immerhin wäre das der größte Buy-Out-Deals Japans aller Zeiten.
Die Anleger hatten ihr Urteil schnell gefällt. Während die Aktie von NTT knapp 3% auf ein neues Jahrestief absackte, haussierten die Papiere von NTT Docomo und kletterten um beinahe 16% in die Höhe.
NTT – der Platzhirsch in Japan
Bevor wir zur Megaübernahme kommen, ein paar Takte zum Käufer, der hierzulande nicht jedem Anleger bekannt sein dürfte: Das Unternehmen NTT ist in Japan der Marktführer unter den Telekommunikationsunternehmen. Der Konzern rangiert auf Platz 65 der Fortune Global 500-Unternehmen und ist, gemessen am Umsatz, das drittgrößte Telekommunikationsunternehmen der Welt. Das 1952 gegründete ursprünglich staatliche Unternehmen wurde am 1. August 1985 privatisiert und hat seinen Hauptsitz inTokio. Die Tochtergesellschaft NTT Communications ist mit rund 7.500 Mitarbeitern der größte Datennetzbetreiber der Welt.
Übernahme und Delisting geplant
An der Mobilfunktochter NTT Docomo hält NTT bereits 66,2%. Jetzt will der Telekommunikations-Gigant auch die restlichen Anteile schlucken. Dafür legt NTT 3.900 Yen je Aktie auf den Tisch, was einem deutlichen Aufschlag von 41% auf den Schlusskurs vor Bekanntgabe des Buy Outs entspricht. Die Transaktion hat ein Volumen von insgesamt rund 4,25 Billionen Yen oder umgerechnet 35 Milliarden Euro und ist damit die größte Firmenübernahme in der Geschichte Japans.
Das Angebot beginnt am Mittwoch und läuft bis Ende März 2021. Der Verwaltungsrat von NTT Docomo stimmte der Offerte bereits zu. Geplant ist, die Börsennotierung der Mobilfunktochter nach der Übernahme einzustellen.
NTT Docomo – die profitable Cash Cow des Konzerns
Hinter NTT Docomo verbirgt sich der größte japanische Mobilfunknetzbetreiber. Derzeit errichtet der Konzern in Japan ein superschnelles 5G-Mobilfunknetz, das auf einem bestehenden 4G/LTE Mobilfunknetz aufgebaut wird. Der Konzern gilt als hochprofitabel, was die strategische Bedeutung für NTT unterstreicht. Selbst im Corona-Quartal erzielte die Firma eine Nettogewinnmarge von 17,83%.
Deal soll komplett kreditfinanziert werden
Die Übernahme wird vollständig über Kredit finanziert. Kurz zum Hintergrund: NTT muss per Gesetz zu über einem Drittel in Staatsbesitz bleiben. Dies wiederum macht die Ausgabe neuer Aktien zur Finanzierung der Transaktion ausgesprochen schwierig. Der Telekomriese verfügte Ende März über umgerechnet rund 8,5 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln.
Druck auf die Margen
Ob allerdings die hohen Gewinnmargen des Objekts der Begierde nachhaltig sind, daran gibt es berechtigte Zweifel. Denn der Premierminister hatte seit längerem signalisiert, dass ihm die hohen Mobilfunktarife ein Dorn im Auge sind. Sie müssen wissen: Smartphone-Nutzer in Tokio mit einem hohen Datenvolumen zahlen dreimal mehr als gleiche Nutzer in Paris. Mögliche Tarifsenkungen hatten die NTT-Manager bereits in den Raum gestellt.
An der strategischen Bedeutung der Mobilfunktochter dürfte das hingegen wenig ändern. Mit 5G Technik wird NTT Docomo zukünftig in der Lage sein, Dienste für Bereiche wie autonomes Fahren, Industrieautomation (Industrie 4.0.) und Smart Home anzubieten, wobei die hierfür benötigten Daten über Millionen von mobilen Sensoren generiert werden. Damit dürfte sich neues, signifikantes Wachstumspotenzial erschließen lassen.