Biontech Aktie im Sinkflug: Erster Prozess wegen Impfschäden startet

Für den Mainzer Biotechnologiekonzern und Impfstoffhersteller Biontech beginnt am heutigen Montag ein wichtiger Prozess. Es geht um mögliche Impfschäden – also gesundheitliche Beschwerden, die ursächlich auf die Impfung mit dem Wirkstoff Comirnaty zurückgeführt werden. So zumindest argumentiert die Klägerseite.
Hunderte Verbraucherklagen in Vorbereitung
Es ist die erste von potenziell mehreren hundert Klagen, die Privatpersonen gegen das Unternehmen ins Feld führen. Deutschlandweit befinden sich gut 350 ähnlich gelagerte Fälle in der Prozessvorbereitung. Die Klagen richten sich dabei nicht allein gegen Biontech und dessen US-Kooperationspartner Pfizer, sondern auch gegen andere Impfstoffhersteller wie etwa Biontechs US-Rivalen Moderna.
Zu Beginn der Pandemie liefen die Forschungen auf Hochtouren: Staaten pumpten Milliardensummen in die Labore der Impfstoffentwickler, um möglichst zügig wirksame Vakzine gegen das grassierende Coronavirus und die Erkrankung Covid-19 zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich gelang der Durchbruch in Rekordzeit: Bereits nach wenigen Monaten konnten erste Wirkstoffe die Marktzulassung erhalten, der Rest ist Geschichte.
mRNA-Impfstoffe als Goldgrube
Als besonders wirksam erwiesen sich dabei die sogenannten mRNA-Impfstoffe, die von Biontech und Moderna entwickelt wurden. Dabei handelt es sich um eine neuartige Technologie, von der sich die Wissenschaftler in den kommenden Jahren weitere Durchbrüche versprechen, etwa im Hinblick auf Krebstherapien.
Die wirtschaftliche Grundlage, um entsprechende Forschungen voranzutreiben, haben die Unternehmen mit ihren Vakzinen eingefahren: Nach jahrelangen Verlusten schreibt Biontech inzwischen Milliardengewinne. Die einst klamme Kommune Mainz, in der die Firma ansässig ist, sitzt dank hoher Steuereinnahmen plötzlich auf einem starken Finanzpolster.
Biontech bestreitet Zusammenhang zwischen Impfung und Gesundheitsschäden
Biontech selbst weist die Vorwürfe rund um die Impfschäden zurück und betont, es gebe keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Immunisierung und den bekannt gewordenen Folgeschäden. Doch selbst wenn ein solcher Kausalzusammenhang vor Gericht nachgewiesen würde: Für Biontech hätte das finanziell wohl kaum direkte Konsequenzen.
Die Hersteller haben seinerzeit mit staatlichen Stellen über mögliche Haftungsrisiken verhandelt. Sollten den Klägern nun also Schmerzensgeld- oder Schadenersatzzahlungen zugesprochen werden, dürften diese von der Europäischen Union oder der Bundesrepublik getragen werden – ob in voller Höhe oder anteilig, ist bislang nicht bekannt. Die Details dazu haben die Impfstoffhersteller in ihren jeweiligen Verträgen geregelt.
Impfstoffhersteller überziehen sich gegenseitig mit Patentklagen
Doch nicht nur Verbraucherklagen beschäftigen die Gerichte. Auch die Hersteller untereinander verklagen sich inzwischen gegenseitig. Dabei geht es in erster Linie um behauptete Patentverletzungen. Gerade Biontech und Moderan liefern sich erbitterte juristische Auseinandersetzungen – kein Wunder, angesichts der Gewinnaussichten beim künftigen erfolgreichen Einsatz der mRNA-Technologie. Wer hier die relevanten Patente hält, besitzt die ultimative Cash Cow der Branche. Die Technologie befindet sich auf dem Siegeszug, die Corona-Impfstoffe waren nur der Anfang – zumindest darin sind sich die Hersteller rund um den Globus einig.
Die Biontech Aktie rutscht zum Auftakt der Handelswoche leicht ins Minus und setzt damit den Sinkflug fort, der den Kurs des Papiers seit Beginn des Jahres um fast 30 Prozent in die Verlustzone gedrückt hat.