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Sartorius schnappt sich französische Polyplus

Sartorius schnappt sich französische Polyplus
NicoEINino / shutterstock.com
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Es schlug ein wie eine Bombe: Kurz vor dem Wochenende gab der Göttinger Laborausrüster und Biotechnologiekonzern die größte Übernahme in seiner über 150-jährigen Firmengeschichte bekannt.

Für stolze 2,4 Mrd. Euro kauft der deutsche Life-Science-Konzern Sartorius über seinen in Frankreich gelisteten Teilkonzern Sartorius Stedim Biotech den französischen Gentherapie-Spezialisten Polyplus.

Das Geld muss Sartorius an die bisherigen Besitzer von Polyplus, einer Gruppe von Privatinvestoren, überweisen. Darunter befinden sich die auf den Biotech-Sektor spezialisierte französische Investmentgesellschaft ARCHIMED und die niederländische WP GG Holdings IV B.V., eine Gesellschaft des US-amerikanischen Investors Warburg Pincus.

Bevor ich jedoch auf weitere Details der spektakulären Übernahme eingehe, möchte ich Ihnen die am Deal beteiligten Unternehmen kurz vorstellen.

Die Deal-Partner im Kurzporträt

Der in Straßburg ansässige Gentherapie-Spezialist Polyplus wurde 2001 gegründet und hat Standorte in Frankreich, Belgien, den USA und China. Das Unternehmen entwickelt und produziert Transfektions- sowie DNA- und RNA-Trägerreagenzien und Plasmid-DNA in hoher Qualität.

Diese Komponenten werden für die Produktion viraler Vektoren verwendet, die wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt werden.

Polyplus hat seinen Fokus zuletzt über das Feld der Transfektionsreagenzien hinaus erweitert. Durch neue Geschäftsbereiche wie der Plasmid-Entwicklung sowie der Herstellung von Proteinen und Plasmiden hat das französische Biotech-Unternehmen sein Upstream-Angebot für Gentherapien sowie genmodifizierte Zelltherapien weiter ausgebaut.

Polyplus ist in den letzten Jahren stark gewachsen und beschäftigt aktuell rund 270 Mitarbeiter. Das Unternehmen wird 2023 voraussichtlich einen Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und eine sehr substanzielle EBITDA-Marge erzielen.

Die 1870 gegründete Sartorius AG ist ein weltweit führender Biotechnologiekonzern und Laborausrüster mit Hauptsitz in Göttingen. Die gut 16.000 Mitarbeiter des DAX-Konzerns haben in 2022 einen Umsatz von knapp 4,2 Mrd. Euro erzielt.

Davon wurden etwa 80% im Geschäftsbereich Bioprocess Solutions und 20% im Bereich Lab Products/Services erwirtschaftet. Die Gewinnmarge (auf Basis des operativen EBITDA errechnet) lag in 2022 bei guten 33,8%.

So reagierten die Börsen

Bei den Anlegern kam die Nachricht von der Übernahme des französischen Gentherapie-Spezialisten nicht gut an. Die Sartorius-Aktie verlor am Freitag, dem Tag der Bekanntgabe der Übernahme, im Xetra-Handel knapp 5,5% an Boden. Die Papiere der französischen Sartorius-Tochter, der Sartorius Stedim Biotech S.A., verloren an der Pariser Börse sogar 8,6%.

Grund für diesen Kurseinbruch ist die Tatsache, dass die Übernahme von Polyplus möglicherweise durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden könnte. Dies kann dazu führen, dass der auf die Aktionäre abfallenden Gewinn verwässert wird. Ein weiterer Grund für den Kurssturz könnte auch der aus Anlegersicht zu hohe Kaufpreis sein.

Wie es weitergeht

Die geplante Transaktion steht unter dem Vorbehalt üblicher Bedingungen, einschließlich des Abschlusses von Information und Anhörung der Arbeitnehmervertretung. Darüber hinaus müssen auch noch die zuständigen Aufsichtsbehörden dem Deal zustimmen. Laut Sartorius soll die Transaktion im Laufe des dritten Quartals 2023 abgeschlossen werden.