H&R: Nebenwert mit Wasserstoff-Zusatzchance

Die Chemiebranche, die im vergangenen Jahr stark unter den Folgen der Corona-Pandemie litt, entwickelte sich zuletzt wieder deutlich erfreulicher. Das bekam auch der deutsche Chemie-Spezialist H&R zu spüren. Das Unternehmen hat vor wenigen Tagen seine Prognose für das laufende Jahr für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) drastisch nach oben geschraubt.
Bevor wir gleich auf die aktuellen Zahlen blicken, stelle ich Ihnen das Unternehmen und sein Geschäftsmodell kurz vor, da ich davon ausgehe, das längst nicht jeder von Ihnen den Chemie-Spezialisten kennt.
H&R: Unternehmen und Geschäftsmodell im Fokus
Die H&R GmbH & Co. KGaA ist als Unternehmen der Spezialchemie in der Entwicklung und Herstellung chemisch-pharmazeutischer Spezialprodukte und in der Produktion von Präzisions-Kunststoffteilen tätig.
Die Gesellschaft ist 2001 aus der Verschmelzung der WASAG-CHEMIE AG mit der Schmierstoffraffinerie Salzbergen GmbH (H&R Gruppe) hervorgegangen und beschäftigt konzernweit über 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
In der Geschäftssparte Chemisch-pharmazeutische Rohstoffe werden hochwertige mineralölbasierte Produkte hergestellt, die wiederum als Rohstoffe für die Kosmetik- und Druckfarbenindustrie, die Medizin- und Pharmabranche sowie die Gummi- und Reifenindustrie dienen. Daneben werden in dieser Sparte auch zahlreiche Industrie- und Autoschmierstoffe produziert.
Die Raffinerien und Misch- und Abfüllbetriebe von H&R gehören nach unabhängigen Studien zu den effizientesten und profitabelsten Anlagen weltweit. Die Sparte Kunststoffe entwickelt und fertigt Präzisions-Kunststoffteile, insbesondere für Unternehmen der Automobilzuliefererindustrie sowie der Medizin- und Elektrotechnik.
Höhere EBITDA-Prognose für das laufende Jahr
Kommen wir nun zur angehobenen Ergebnisprognose: Auf Basis des bisherigen unterjährigen Geschäftsverlaufs – vor allem des laufenden 2. Quartals 2021 – erwartet das Unternehmen ein EBITDA in der Bandbreite von 95 bis 115 Mio. Euro. Zu Jahresbeginn wurde lediglich eine Spanne zwischen 60 und 75 Mio. Euro kommuniziert.
„Die Gesellschaft trägt mit der Anpassung dem Umstand Rechnung, dass sie insgesamt nicht nur sehr gut in das aktuelle Geschäftsjahr gestartet ist, sondern auch deutlich von der momentanen Wirtschaftsentwicklung und Nachholeffekten bei vielen Kunden und in zahlreichen Abnehmerindustrien profitieren kann“, so das Unternehmen.
Wasserstoff als Zusatzchance
Daneben verfügt H&R noch über eine spannende Zusatzchance. Das Unternehmen hat bereits im Jahr 2017 an ihrem Raffineriestandort in Hamburg die damals weltweit größte regelflexible Wasserstoff-Elektrolyseanlage, die auf Basis der PEM-Technologie (Proton Exchange Membrane) arbeitet, in Betrieb genommen und hat aktuell weitere neue Wasserstoff-Projekte in der Pipeline.
Die H&R-Aktie notierte im vergangenen Jahr im Tief bei unter 4 Euro. Aktuell liegt der Kurs bei über 8 Euro. Dennoch ist der Kurs noch deutlich von den alten Höchstständen entfernt und hat aus meiner Sicht auch noch Luft nach oben. Ich halte zweistellige Kurse auf Sicht von 12 Monaten für durchaus realistisch. In schwachen Marktphasen können Nebenwerte-Spezialisten mit einem engen Kauf-Limit zugreifen.