HomeMeal: Hausmannskost als Geschäftsmodell

Die Corona-Pandemie kennt nicht nur Verlierer. Offensichtliche Gewinner wie Biontech und Netflix sind in aller Munde, doch auch in der durch Lockdowns gebeutelten Lebensmittelbranche konnten sich zahlreiche neuartige Ideen durchsetzen. Der Kochbox-Lieferant HelloFresh ist hier das bekannteste Beispiel für einen rasanten „Covid-Aufstieg“.
Ein anderes Unternehmen, das erst während der Pandemie geboren wurde, ist HomeMeal, ein Verkaufs-Startup aus Berlin. Auf dem Web Summit in Lissabon konnten wir uns das Unternehmen näher anschauen. Der Clou: Statt aus etablierten Restaurants kommt das Essen hier von privaten Köchen.
Gerichte aus privaten Küchen statt Restaurants
Die Hürden für ein solches Vorhaben sind groß. Neben der technischen Umsetzung müssen auch hohe Hygienestandards eingehalten werden. Jeder Koch, der sich bei HomeMeal bewirbt, wird daher ausgiebig geprüft und – wenn notwendig – nachgeschult. Das kostet Zeit, und bremst somit die Expansionspläne des Unternehmens. Denn schon heute stehen mehrere hundert Köche auf der Warteliste.
Aktuell ist HomeMeal nur in Berlin verfügbar, mit Hamburg, Köln und München sollen in diesem Jahr noch weitere Großstädte folgen. Der Auftritt beim Web Summit in Portugal zeigt jedoch, dass der deutschsprachige Raum nicht die Grenze sein soll. In den kommenden Jahren soll die Verfügbarkeit deutlich steigen.
HomeMeal: Angebot nach Tagesform
Ein Blick in die App zeigt schon heute ein annehmbares Angebot, obwohl erst einige Dutzend Köche angebunden sind. Von vegetarischen Käsespätzle über Sauerbraten bis hin zu ganzen Geburtstagstorten wird einiges geboten. Und auch exotische Mahlzeiten aus Afrika oder Asien sind in der Liste zu finden.
Einige Köche fahren ihre Mahlzeiten aus, oftmals müssen die Bestellungen jedoch „direkt in der Küche“ abgeholt werden. Das schlägt sich auch auf die Preise nieder. Ohne Fahrer werden viele Gerichte vergleichsweise günstig angeboten.
Die Köche müssen ein eigenes Unternehmen anmelden, Preise und Angebote dürfen sie selbst bestimmen. Das führt dazu, dass Lieblingsgerichte von Nutzern nicht zwingend dauerhaft verfügbar sind. Kunden, die herkömmliche Lieferdienste gewohnt sind, müssen sich hier umstellen.
Und auch die Köche müssen einiges leisten für ihren Traum vom eigenen kleinen „Restaurant“. Nicht nur kann das Gesundheitsamt wie in normalen Gaststätten jederzeit zu Hygieneprüfungen vorbei kommen, auch die Küche muss klar zwischen „privat“ und „gewerblich“ getrennt sein. Zwei separate Kühlschränke sind daher Pflicht – für viele Köche gerade in Pandemiezeiten ist dies alles jedoch kein großes Hindernis.
Aktuell noch keine Umsätze vorweisbar
Einen Wermutstropfen gibt es aus Unternehmenssicht aktuell jedoch noch: Während der Anfangsphase erwirtschaftet HomeMeal keine Umsätze, das Geld fließt bisher noch aus mehreren Fördertöpfen. Nach Ende der Corona-Pandemie wird das Unternehmen dann – ähnlich wie der Marktführer Lieferando – eine Vermittlungsgebühr pro verkaufter Mahlzeit einfordern.
Für Anleger wichtig: Als Startup im Aufbau existieren bei HomeMeal aktuell natürlich noch keine Pläne für einen Börsengang. Die seit mehreren Jahren nicht mehr gehandelte Home Meal-Aktie (WKN: A2QECY) gehört zu einem spanischen Unternehmen, das mit dem Berliner Startup nur den Namen gemeinsam hat.