L’Oréal schluckt Aseop für 2,5 Milliarden Dollar
Das Übernahmekarussell dreht sich immer weiter. Jetzt hat der französische Kosmetik-Gigant L’Oréal zugschlagen und will sich für 2,5 Milliarden Dollar die Luxuspflegefirma Aesop ins Portfolio legen. L’Oréal hat die auf Haar- und Körperpflegeprodukte spezialisierte Firma von dem brasilianischen Unternehmen Natura gekauft. Damit haben sich die Franzosen gegen rivalisierende Bieter durchgesetzt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete vor etwa einem Monat, dass auch andere Unternehmen wie etwa die Finanzinvestoren Permira und Primavera Capital aus China Interesse gezeigt hätten.
Den L’Oréal-Anlegern scheint der Deal zu gefallen. Die Aktie zog gestern weiter leicht an und kletterte auf über 419 Euro. Damit haben sich die Papiere seit dem Jahreswechsel beinahe um ein Viertel verteuert.
L’Oréal: Der Kosmetik-Riese aus Frankreich
Bevor wir auf die Übernahme im Detail kommen, möchte ich Ihnen den Käufer erst einmal näher vorstellen: L’Oréal ist ein führendes Kosmetikunternehmen, das in Europa und auch international vor allem in der Vermarktung von Schönheits- und Pflegeprodukten vertreten ist. Zu dem französischen Konzern gehören 36 internationale Marken. Die Haarpflegeprodukte und Kosmetika der bekannten Marken wie L’Oréal, Bioterm, Yves Saint Laurents, Kiehl’s, The Body Shop, Essie, Helena Rubinstein, Giorgio Armani, Garnier, Lancôme oder Vichy werden über große Einzelhandelsketten, Friseursalons, Apotheken und den Versandhandel vertrieben.
Das Kerngeschäft von L’Oréal liegt in Europa, jedoch ist der Konzern auch in den USA und in Japan stark präsent und insgesamt in 130 Ländern vertreten. Der Hauptsitz befindet sich in Paris.
Im vergangenen Jahr erzielte L’Oréal einen Jahresumsatz von 40,53 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 11% zum Vorjahr entspricht. Gleichzeitig legte der Gewinn um 16,3% auf 6,04 Milliarden Euro zu.
Milliarden-Deal soll lukratives Segment mit Luxusprodukten stärken
Der Hintergrund der Übernahme liegt auf der Hand: Mit dem Zukauf will sich L’Oréal im lukrativen Geschäft mit Luxuspflegeprodukten stärken. In diesem Segment tummeln sich zahlungskräftige Käufer und die erzielbaren Margen sind höher. Bislang erwirtschaften die Franzosen rund 40% der gesamten Konzernerlöse mit der Luxussparte.
Mit Aseop könnte das Segment weiter zulegen: Im abgelaufenen Jahr erzielte Aesop einen Umsatz von 537 Millionen Dollar. Laut der JPMorgan-Analystin Celine Pannuti ist Aesop in den Jahren 2018 bis 2022 jährlich im Schnitt um bereinigt 18% gewachsen.
Der Chef der Luxussparte, Cyril Chapuy, rechnet damit, dass Aesop in den kommenden Jahren die Umsatzmilliarde knacken wird. Die Firma wurde 1987 in Australien gegründet und ist heute mit 400 Verkaufsstellen weltweit vertreten. 2013 übernahm Natura die Mehrheit an Aesop.
Aesop als Kultmarke etabliert
Bei vielen Kunden gilt Aesop als Kultmarke, für die durchweg hohe Preise gezahlt wird. Beispielsweise kostet ein Duschgel mehr als 40 Euro, für ein Parfüm müssen Käufer mehr als 150 Euro auf den Tisch legen. Neben besonderen Inhaltsstoffen wirbt die Marke auch mit ihrer Nachhaltigkeit.
Seit dem letzten Jahr ist Aseop auch in China vertreten. Dort wollen die Franzosen nach der Transaktion ebenso wachsen wie im Reise-Einzelhandel, also beispielsweise an Flughäfen. Bezogen auf die Strategie stellt der Kauf eine Kehrtwende dar. Erstens ist es der größte Kauf der kompletten Firmengeschichte. Zweitens kauft L’Oréal erstmals eine extrem etablierte Marke. Bislang lag der Fokus bei Übernahme eher auf noch Marken in einem früheren Geschäftsstadium.