Eni-Aktie: LNG-Boom in Ägypten – die Aktie ist jetzt höchst interessant!
Auch der italienische Öl- und Gaskonzern profitierte zuletzt von den steigenden Preisen für fossile Brennstoffe. Allein im vierten Quartal 2021 erwirtschafteten die Italiener einen Nettogewinn von 3,8 Milliarden Euro. Und auch im abgelaufenen ersten Jahresviertel 2022 dürfte der Gewinnregen mit Blick auf die Folgen des Ukraine-Kriegs weitergegangen sein.
Eni treibt LNG-Markt voran
Interessant ist die Eni-Aktie aber nicht nur wegen der horrenden Gewinne. Das Unternehmen ist nämlich auch ein wichtiger Wegbereiter der neuen europäischen Rohstoffstrategie.
Im Mittelpunkt: Flüssigerdgas (LNG). Die Staaten der Europäischen Union, darunter Deutschland, wollen in den nächsten Jahren auf LNG setzen, um damit die wohl wegbrechenden Gaslieferungen aus Russland zu kompensieren.
Eni spielt dabei eine wichtige Rolle. Schauen Sie: LNG ist im Unterschied zu konventionellem Erdgas nicht leitungsgebunden und kann per Schiff transportiert werden – beispielsweise aus den USA, aber auch aus Arabien.
Italiener sind in Ägypten aktiv
So ist Eni beispielsweise seit vielen Jahren in Ägypten im LNG-Markt tätig. Der Konzern fördert in dem Land konventionelles Erdgas, lässt es per Pipeline an einen LNG-Terminal liefern und dort verflüssigen. Anschließend kann das Flüssigerdgas auf Schiffe verladen und nach Europa gebracht werden.
Interessant: Eni hält zum Beispiel eine Beteiligung an dem LNG-Terminal in der ägyptischen Hafenstadt Damiette. Dort werden pro Jahr 7,5 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas produziert. Zudem besitzt der Konzern spezielle Tanker, auf denen der Rohstoff verschifft werden kann. Die Italiener sind also entlang der gesamten LNG-Wertschöpfungskette aktiv.
Ägyptische Regierung will Gasproduktion und LNG-Exporte erhöhen
Erst vor wenigen Tagen hat Eni mit der Regierung Ägyptens einen Vertrag unterzeichnet, wonach die Gasproduktion in dem Land massiv gesteigert werden soll. Gleichzeitig sollen die LNG-Lieferungen nach Europa erhöht werden (via Reuters).
Da passt es ins Bild, dass die Italiener kürzlich in der Wüste des arabischen Staates auf neue Vorkommen gestoßen sind. Laut Eni belaufen sich die dortigen Öl- und Gasfunde auf insgesamt rund 8.500 Öläquivalent pro Tag. Man werde die neuen Ressourcen so schnell wie möglich in die Produktion miteinbeziehen, so der Konzern. Zudem werde man die Explorationsaktivitäten intensivieren und weitere Lagerstätten erschließen.
Ägypten: der aufstrebende LNG-Player
Hintergrund: Ägypten ist nicht an das europäische Pipeline-Netz angeschlossen. Um trotzdem die großen Gasvorkommen des Landes ins Ausland verkaufen zu können, müssen die Ägypter auf LNG setzen. Die dortige Regierung unterstützt deshalb den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur mit staatlichen Mitteln.
Und das scheint hervorragend zu funktionieren. Allein im zweiten Quartal 2021 lieferte Ägypten laut einem Bericht der Organisation OAPEC 1,4 Millionen Tonnen LNG ins Ausland – vor allem nach China.
Kairo hat mit Peking langfristige Lieferverträge ausgehandelt. Das heißt: Große Mengen des verfügbaren ägyptischen Gases bzw. LNGs sind bereits China versprochen. Deshalb wollen Eni und die Regierung Ägyptens neue Vorkommen finden, die dann wiederum Europa zugutekommen sollen.
Mein Fazit für Sie
Eni leistet mit seinem LNG-Engagement in Ägypten einen wichtigen Beitrag, um Europa von Russland unabhängiger zu machen. Der Konzern darf sich auf finanzielle Hilfe der ägyptischen Regierung einstellen. Gleichzeitig profitiert man von dem Umstand, dass westliche Staaten dringend auf LNG angewiesen sind und deshalb viel Geld für den Rohstoff auf den Tisch legen werden.
All das sorgt für Planungssicherheit und lukrative Gewinnmargen. Natürlich ist das Thema LNG gerade erst am Anlaufen. Positive Effekte auf die Bilanz werden wohl also noch etwas auf sich warten lassen. Eni aber dürfte einer der Profiteure des kommenden LNG-Booms werden.
Und was macht die Aktie?
Die Eni-Aktie verzeichnet seit Beginn des Ukraine-Kriegs unterm Strich ein Plus von rund 10 Prozent (Stand: 19.04.2022, 13:00 Uhr). Der Konzern wird an der Börse als klarer Profiteur hoher Gas- und Ölpreise gehandelt. Viele Analysten sehen darin aber nur einen Anfang. Laut Marketscreener liegt das durchschnittliche Kursziel der Experten rund 13 Prozent über dem Niveau von Dienstag.
Die US-Bank JPMorgan etwa hat ihr Kursziel am Dienstag gar von 18,5 auf 20,00 Euro angehoben. Das entspricht einem Potenzial von 15,4 Prozent gegenüber dem am Dienstagmittag gemessenen Kurs (14,3 Euro). JPMorgan-Analyst Christyan Malek begründete die Anhebung übrigens mit dem starken Engagement Enis im LNG-Bereich.