Stahlmarkt als Rezessions-Indikator

Stahl ist ein wichtiger Grundstoff in Industrie und Bau. Daher ist der Stahlmarkt immer auch ein Gradmesser für den Zustand der Wirtschaft. Geht es Stahlkonzernen gut, steht es auch um die Wirtschaft rosig. Aktuell sprechen viele Menschen von einer Rezession. Inwiefern diese Marktsicht bei Stahlunternehmen bereits eingepreist ist, erklären wir am Beispiel der Aktie von Salzgitter. Vorab aber einige Eckdaten zum Unternehmen an sich.
Salzgitter gehört zu den größten Stahltechnologie-Konzernen Europas. In Deutschland ist das Unternehmen hinter thyssenkrupp die Nummer 2. Im Bereich Großrohre ist Salzgitter nach der Übernahme der Mannesmannröhren-Werke (MRW) Weltmarktführer. Die Produktpalette umfasst Flachstahlprodukte, Träger, Grobbleche sowie nahtlose und geschweißte Rohre in allen Dimensionen.
Die Zahlen stimmen – noch
Salzgitter erzielte im 1. Halbjahr das höchste operative Halbjahresergebnis seiner Unternehmensgeschichte. Die zwischenzeitlich auf Rekordniveau gestiegenen Preise für Walzstahlprodukte resultierten in Gewinnsprüngen der Sparten Stahl, Profilstahl und Handel, die Haupttreiber der außerordentlichen Ergebnisentwicklung waren. Aber auch die Sparte Technologie sowie die industriellen Beteiligungen trugen mit positiven Ergebnissen hierzu bei. Der Umsatz erhöhte sich vor allem preisbedingt um 50% auf 6,64 Mrd €.
Das operative Ergebnis (EBITDA) legte auf 1,14 Mrd € zu, der Gewinn unterm Strich stieg sogar auf mehr als das Dreifache. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) verbesserte sich von 16,4 auf 30,7%. Der ROCE ist ein bedeutender finanzieller Leistungsindikator und Bestandteil des unternehmensinternen Steuerungssystems. Der Auftragseingang für die Stahlerzeugung erreichte den Vorjahreswert wegen der im 2. Quartal nachgebenden Bestellungen nicht. Die Rohstahlerzeugung bewegte sich geringfügig über dem Vorjahresniveau, während die Walzstahlproduktion darunter blieb. Der Auftragsbestand war per Ende Juni geringer als ein Jahr zuvor.
Infolge der Konsolidierung der Stahlpreise ab dem 2. Quartal rechnet der Vorstand im weiteren Jahresverlauf mit einem Rückgang der überdurchschnittlichen Margen. Auch in Anbetracht der geopolitischen Lage erwartet er im Geschäftsjahr 2022 weiterhin einen Umsatz von 13 Mrd € und ein EBITDA zwischen 1,4 und 1,6 Mrd €.
So sehen wir die Aktie!
Noch steht es gut um Aktien wie Salzgitter. Doch sobald sich die Wirtschaft eintrübt, sollten auch die Kurse von Salzgitter und Co. nachziehen. Schon jetzt macht sich eine mögliche Flaute an geringeren Auftragseingängen bemerkbar. Die Dividendenrendite von 2,6% ist zwar solide und überzeugend, doch erscheint die Fallhöhe bei Salzgitter höher zu sein. Die Aktie ist im aktuellen Marktumfeld kein Kauf. Warten Sie besser ab!