Xylem will mit Evoqua-Übernahme Wachstum ankurbeln
Wasser ist Leben und ohne sauberes Wasser geht so gut wie gar nichts. Vor diesem Hintergrund ist es absolut nachvollziehbar, dass sich auch die Firmen in der Wasserbranche versuchen, durch Zusammenschlüsse für die Zukunft in Stellung zu bringen.
Exemplarisch dafür ist der jüngste Deal: Gerade hat Xylem, ein führendes globales Unternehmen für Wassertechnologie, die Übernahme von Evoqua bekanntgegeben. Der Konzern fokussiert sich auf unternehmenskritische Wasseraufbereitungslösungen und -services. Dabei ist der Deal ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Immerhin kommt Evoqua in der reinen Aktientransaktion auf einen impliziten Unternehmenswert von rund 7,5 Milliarden Dollar.
Xylem: Einer der größten Pumpenhersteller weltweit…
Lassen Sie uns erstmal einen näheren Blick auf die beiden Akteure werfen: Der Käufer Xylem ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das Anlagen zur Wasseraufbereitung sowie analytische Geräte herstellt. Es entstand 2011 aus der Abspaltung der Division ITT Fluid von der ITT Corporation. Xylem zählt zu den größten Pumpenherstellern der Welt und verfügt über eine Vielzahl an Marken.
In 2021 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 5,19 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 427 Millionen Dollar. Im vergangenen Quartal (Q3 2022) erhöhte sich der Umsatz um 9% auf 1,38 Milliarden Dollar. Der Börsenwert lag zuletzt bei rund 20 Milliarden Dollar.
…greift nach Evoqua Water Technologies
Das Objekt der Begierde Evoqua Water Technologies ist ein richtiges Traditionsunternehmen mit einer über 100-jährigen Firmengeschichte. Das Unternehmen war einmal der Geschäftsbereich Water Technologies des deutschen Industriekonzerns Siemens. 2014 kam es zur Übernahme durch die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft AEA Investors LP. Siemens befand sich da gerade in der Umstrukturierung. Ende 2017 erfolgte dann der Börsengang.
Mittlerweile ist Evoqua an über 150 Standorten in neun Ländern tätig und betreut nach eigenen Angaben mehr als 38.000 Kunden. Der Konzern bietet Lösungen zur Rationalisierung und Auslagerung von unternehmenskritischen Wasseraufbereitungssystemen für Kunden in den Bereichen Biowissenschaften, Mikroelektronik, Energie sowie Lebensmittel und Getränke.
Zuletzt lag der Jahresumsatz (Anm.: Geschäftsjahr endet bei Evoqua Water am 30. September) bei 1,73 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 72 Millionen Dollar in den Büchern.
Deal soll zusätzliches Wachstum und Synergien liefern
Zusammen erwirtschaften beide Konzerne einen Umsatz von mehr als 7 Milliarden Dollar und ein bereinigtes Vorsteuerergebnis von 1,2 Milliarden Dollar. Laut Xylem ergänzt Evoqua sein Lösungsportfolio durch fortschrittliche Wasser- und Abwasseraufbereitungskapazitäten, ein umfangreiches Netzwerk von Servicefachleuten und den Zugang zu verschiedenen Industriemärkten mit stabilen und wiederkehrenden Einnahmeströmen. Der Deal soll zukünftig neue Wachstumschancen eröffnen und innerhalb von drei Jahren Kostensynergien in Höhe von 140 Millionen Dollar einspielen.
Analysten monieren hohen Übernahmepreis
Im Rahmen der Übernahme erhalten die Anleger von Evoqua 0,480 Xylem-Aktien für jedes Evoqua-Papier. Das entspricht einem Wert von 52,89 Dollar pro Aktie oder einem Aufschlag von 29% auf Grundlage der Schlusskurse von Xylem und Evoqua vom 20. Januar 2023. Bei Abschluss der Transaktion werden die Xylem-Aktionäre ca. 75% und die Evoqua-Aktionäre ca. 25% des fusionierten Unternehmens besitzen, wobei die Anteile vollständig verwässert werden.
Unterdessen wurde von einigen Marktteilnehmer der hohe Übernahmepreis bemängelt. Immerhin legt Xylem für Evoqua das 21-fache des für 2024 geschätzten bereinigten Vorsteuerergebnis (EBITDA) auf den Tisch.
Widerstand von den Kartellbehörden dürfte es unterdessen wenig geben. Davon geht zumindest Xylem-Firmenboss Patrick Decker aus, der in einer Telefonkonferenz mit Analysten bekanntgab, dass er auf Grund der geringen Überschneidung der Geschäftsbereiche mit wenig Gegenwind durch die Wettbewerbshüter rechnet.