Umwelttechnik Aktien: Diese Investment-Möglichkeiten gibt es

Vor rund zehn Jahren erlebten sie ihren ersten Höhepunkt: Umweltfonds und Umwelttechnik-Aktien eroberten die Märkte und belebten die Phantasie der Anleger. Immer mehr Unternehmen sprangen auf den Zug, gründeten eigene Abteilungen oder wurden neu gegründet. Häufig gelockt von öffentlichen Förderungen.
Mit Umwelttechnik-Aktien durchstarten
Danach folgte eine Phase der Ernüchterung. Etliche Umwelttechnik-Aktien landeten auf dem Boden neuer Realitäten, teils weil sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen änderten, teils, weil sie auf einmal von günstigeren Anbietern aus Fernost verdrängt wurden. Solaranlagen sind nur ein Beispiel.
Dabei hat sich das Thema alles andere als erledigt. Der globale Bedarf an Umwelttechnik ist enorm. Der Greentech-Atlas des Bundesumweltministeriums weist bis 2025 ein weltweites Marktvolumen von 5,9 Bio. Euro aus. Einer der Treiber sind die weltweit wuchernden Megastädte mit ihrem Bedarf an Logistik in Sachen Wasser- und Abfallwirtschaft.
Ein wichtiger Absatzmarkt liegt übrigens direkt vor der Haustür. In etlichen Ländern Ost- und Mitteleuropas müssen die Systeme dringend modernisiert werden. Das betrifft vielfach auch die hoch industrialisierten Länder, die ihre Systeme auf Vordermann bringen und teils an neue Rahmenbedingungen inklusive neuer Energieformen anpassen müssen, Stichwort Klimaschutz.
Doch wer sich nach Umwelttechnik-Aktien umschauen will, tut sich schwerer als gedacht, besonders wenn es mehr oder weniger heimische Unternehmen sein sollen, deren Papiere in Euro gehandelt werden. Unter den Firmen, die nicht gerade Teil großer Konzerne im Bereich Energie- und Wasserversorgung sind, findet sich etwa Envitec.
Biogas-Spezialist erfindet sich neu
Das Unternehmen aus Lohne ist dem Bereich Anlagen- und Maschinenbau zuzuordnen und deckt die gesamte Planung, Errichtung und Betriebnahme von Biogasanlagen inklusive Service ab. Daneben werden auch eigene Biogasanlagen betrieben. Der Biogas-Spezialist ist in 15 Ländern vertreten und zunehmend auch in den USA gefragt.
Mit neuen Kunden im Ausland sowie einer verstärkten Ausrichtung auf Service und Anlagenbau versucht Envitec durchzustarten, nachdem der Biogas-Boom durch das plötzliche Ende staatlicher Förderungen einbrach. Neben dem Auslandsgeschäft sind nun auch Blockheizkraftwerke im Visier.
Nach dem letzten massiven Umsatzeinbruch vor fünf Jahren war auch die im CDax der Frankfurter Börse gelistete Aktie von rund 19 Euro auf 6,1 Euro bis Ende 2013 abgesackt. Seitdem lief sie seitwärts und konnte sich ab 2017 auf 7,5 Euro erholen. Die Umsätze betrugen 2016 fast 163 Mio. Euro, Das operative Ergebnis landete nach langen Minusjahren bei 4,2 Mio. Euro. Envitec ist eine Wette auf den Turnaround.
Recycling mit neuem Namen
Eine weitere deutsche Umwelttechnik-Aktie ist Alba. Das Kölner Unternehmen, das zuvor Interseroh hieß, beschäftigt 1.646 Mitarbeiter an 31 Standorten in acht Ländern und erwirtschaftete 2017 mit 444,2 Mio. Euro etwas weniger als im Jahr zuvor, kam dafür aber auf ein deutlich besseres Ergebnis: Nach einem Verlust von 3,5 Mio. Euro betrug der Jahresüberschuss 22,5 Mio. Euro.
Alba organisiert die Sammlung und Wiederverwertung ausgedienter Verpackungen und Produkte. Dabei konzentriert es sich auf die Sekundärrohstoffe Stahl- und Metallschrott. Die Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Die Aktie ist seit Jahren im grünen Bereich und brachte die letzten zwölf Monate ein Plus von 30,57 %.
Aufräumen in Osteuropa
Nicht ganz so hoch ist das Jahresplus mit 26,76 % bei SW Umwelttechnik. Das österreichische Unternehmen aus Klagenfurt mit seinen 492 Mitarbeitern konzentriert sich auf Produkte im Bereich Wasser/Abwasser, Infrastruktur und erneuerbare Energien.
Für neuen Schub sorgen Aufträge in Ungarn und Rumänien. Die Umsätze von zuletzt fast 61,3 Mio. Euro dürften somit erneut steigen. Das operative Ergebnis allerdings war 2017 leicht auf 3,97 Mio. Euro gefallen.
Abgesehen von derartigen Spezialisten mit reinem Fokus auf Umwelttechnik bieten auch die großen Mischkonzerne, Chemiehersteller und Maschinenbauer dieser Welt ihre eigenen Lösungen. Etliche einschlägige Fonds nehmen sie als Umwelt-Aktie auf, sobald der Bereich 20 % des gesamten Geschäfts ausmacht. Eine echte Umwelttechnik-Aktie muss es deshalb aber noch lange nicht sein. Erst recht, wenn ein Unternehmen ansonsten in Sachen Umwelt eher fragwürdig operiert.