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Covestro zeigt ADNOC die kalte Schulter und lehnt Angebot ab

Covestro zeigt ADNOC die kalte Schulter und lehnt Angebot ab
Dennis / stock.adobe.com
Inhaltsverzeichnis

Ausgelöst durch eine Gewinnwarnung der Kölner Lanxess AG brachen die Kurse der deutschen Chemieriesen am 20.06.2023ein. Doch es gab eine Ausnahme: Die Aktie des Leverkusener Chemiekonzerns Covestro schoss an diesem Tag fast 13% in die Höhe.

Der Grund hierfür waren Übernahmegerüchte, die den Kurs der Covestro-Aktie gegen den Trend in die Höhe hievten. So soll die Abu Dhabi National Oil Company (kurz: ADNOC) ein informelles Übernahmeangebot für den Polymerhersteller aus Leverkusen abgegeben haben.

Auch wenn beide Konzerne das Übernahmeinteresse nicht bestätigten, teilte die immer gut informierte Mediengruppe Bloomberg am Donnerstag mit, dass der Leverkusener Kunststoffproduzent ein informelles Übernahmeangebot der staatlichen Ölgesellschaft abgelehnt hat.

Die Unternehmen im Kurzporträt

Covestro zählt laut eigener Aussage zu den weltweit führenden Herstellern von Hightech-Polymerwerkstoffen. Das Produkt-Portfolio von Covestro umfasst Vorprodukte für Polyurethan-Schaumstoffe, die z.B. in Autositzen, Möbeln und Dämmstoffen Anwendung finden.

Darüber hinaus fertigt Covestro den transparenten Hochleistungskunststoff Polycarbonat, der u.a. in Autoscheinwerfern und in der Medizintechnik eingesetzt wird. Außerdem produziert und vertreibt die ehemalige Bayer-Tochter Vorprodukte für Lacke, Kleb- und Dichtstoffe sowie Spezialprodukte, zu denen etwa Folien gehören.

Die etwa 18.000 Covestro-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von knapp 18 Mrd. Euro erzielt. Der operative Gewinn (EBIT) des DAX-Konzerns lag bei 296 Mio. Euro.

Die Abu Dhabi National Oil Company ist ein staatseigener Ölkonzern mit über 90% Anteil an den landesweiten Erdöl- und Erdgasreserven. Im Ranking der weltweit größten Ölkonzerne belegt ADNOC Platz 12.

Der Ölkonzern investiert seine Gewinne aus dem Ölgeschäft weltweit. Seit einigen Jahren expandiert ADNOC auch in das Chemiegeschäft. Der Erwerb der Covestro AG passt somit in die Expansionsstrategie der ADNOC.

Covestro lehnt erstes informelles Angebot ab…

Am vergangenen Donnerstag berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Covestro ein erstes informelles Übernahmeangebot der ADNOC als zu niedrig abgelehnt hat. Darüber hinaus soll Covestro in einem Schreiben an den ADNOC-Chef Sultan Al Jaber auch die Sinnhaftigkeit der Übernahme angezweifelt haben.

Laut gleichlautenden Informationen der Finanzpresse soll der Ölkonzern aus Abu Dhabi in einer informellen Offerte rund 55 Euro für jede Covestro-Aktie geboten haben. Damit bewertete ADNOC den Leverkusener Chemiekonzern mit knapp 11 Mrd. Euro.

…lässt aber Hintertürchen offen

Allerdings scheinen die Leverkusener eine Übernahme nicht grundsätzlich abzulehnen. Bei einem höheren Preis soll Covestro offen für Verhandlungen sein. So lag die Covestro-Aktie Anfang 2021 noch bei einem Kurs von 60 Euro bevor es Mitte 2022 auf die Hälfte abstürzte.

Aus Sicht des Covestro-Chefs Steilemann trägt die Bundesregierung eine Mitschuld an den aktuellen wirtschaftlichen Problemen in Deutschland und damit auch am Kursverlust der Covestro.

So sagte er in einem ntv-Interview aus der vergangenen Woche, dass Deutschland bei der Attraktivität für Neuinvestitionen deutlich nachgelassen hat. „Die Gründe dafür werden nicht bekämpft. Die Steuerpolitik, die Energiepolitik und der Bürokratieabbau gehen in die falsche Richtung“, so Steilemann weiter.

Wie es weitergehen kann

Die Investoren spekulieren darauf, dass in Sachen einer möglichen Covestro-Übernahme das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde. So stieg der Kurs der Covestro-Aktie in den letzten Tagen kontinuierlich weiter an und nähert sich der 50-Euro-Marke.

Sollten die Scheichs aus Abu Dhabi oder gar ein anderer Interessent dem Leverkusener Konzern ein konkretes Übernahmeangebot unterbreiten, muss Covestro dieses im Rahmen einer Ad-hoc-Mitteilung veröffentlichen. Ob es dazu kommen wird, bleibt abzuwarten.