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Daimler-Aktie langfristig: Geely-Einstieg ist eher positiv

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Die Aufregung hat sich mittlerweile etwas gelegt, doch noch immer herrscht Unklarheit, was der Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler bedeutet.

Die Daimler-Aktie hatte nach der Meldung des überraschenden Kaufs von 9,7 % an Deutschlands zweitgrößtem Autobauer nach VW nachgegeben und sackte nach Berichten wegen eines drohenden Dieselskandals und der Aussicht auf vorübergehend geringere Margen erneut ab.

Beteiligung kommt nicht ganz überraschend

Aber langfristig ist das Engagement von Geely für die Aktie von Daimler wohl eher positiv zu bewerten. Immerhin ging es in den letzten Jahren mit ihr teils erheblich auf und ab. Doch der Reihe nach: Ende Februar hatte der chinesische Milliardär Li Shufu verkündet, er halte ab sofort 9,69 % aller Daimler-Aktien. Der Geely-Gründer war damit über Nacht zum größten Einzelaktionär der Stuttgarter geworden, und zwar vor Kuwait mit 6,8 % und Renault Nissan mit 3,1 %.

Hatten die beiden ihren Einstieg jeweils bei der Bundesfinanzaufsicht Bafin angekündigt, weil sie die Meldeschwellen von 3 % und 5 % der Stimmrechte überschritten, so konnte Geely-Chef Shufu seine Präsenz völlig überraschend aus dem Hut zaubern. Dass man, wie häufig zu lesen, bei Daimler selbst nicht damit gerechnet hatte, stimmt übrigens nicht ganz. Für Überraschung sorgte vielmehr die Vorgehensweise des Chinesen.

Der hatte schon letztes Jahr bei Daimler wegen einer Kooperation angefragt, war aber mit dem Begehren, frische Daimler-Aktien über eine Kapitalerhöhung zu kaufen, abgeblitzt. Daraufhin hatte er das aktuelle Investment über 7,5 Mrd. € klammheimlich vorbereitet, und das anscheinend völlig legal.

Über Derivate und Mantelgesellschaft

Schaut man sich die aktuelle Aktionärsstruktur bei Daimler an, so findet sich weder Li Shufu noch Geely, sondern die eigens gegründete Investmentgesellschaft Tenaciou3 Prospect Investment Ltd. mit Sitz in Hongkong. Die Mantelgesellschaft baute die Daimler-Positionen über eine Mischung aus direktem Aktienkauf sowie indirekt über Derivate wie Optionen so auf, dass die Meldeschwelle von 3 % zum einen nicht erreicht und zum anderen umgangen werden konnte.

Diese gemischte Position aus Aktien und Optionen auf dieselben lag nämlich unterhalb der 5 %, aber sie gemeldet werden muss. Im zweiten Schritt ging es um ein Derivategeschäft: ein Aktien-Collar. Das Konstrukt ist eigentlich zur Absicherung gegen Kursverluste gedacht und besteht aus dem gleichzeitigen Kauf eine Put-Option und dem Verkauf einer Call-Option. Gekauft wurden die Aktien von einer beauftragten Bank, weshalb sie zunächst nicht im Besitz der Investmentgesellschaft waren.

Kaum war dies dann der Fall und die Meldeschwelle überschritten, wurde es der Bafin mitgeteilt, doch die Fakten waren bereits geschaffen. Mit dem beharrlichen Vorgehen will der Geely-Chef eine Allianz aufbauen, um sich im Bereich autonomer und elektrischer Fahrzeuge gegen neue Player wie Tesla, Google oder Apple zu behaupten. Geeely wird als führender chinesischer E-Auto-Hersteller den Druck auf Daimler erhöhen, sich vermehrt in die Elektromobilität zu investieren.

Neue Chancen für Daimler-Aktie mit Geely

Dies ist kein Fehler, denn Investoren beklagen schon länger fehlende Impulse und befürchten, dass Daimler hier den Anschluss verlieren könnte. Auch ist der Zugang zum chinesischen Markt attraktiv. Den haben die Stuttgarter jedoch bereits über Kooperationen mit BAIC und BYD. Der Haken: Beide sind nationale Konkurrenten von Geely. Für Daimler eine Gratwanderung.

Aber auch mit Renault werden Autos und Nutzfahrzeuge mit neuen Antrieben entwickelt. Geely wiederum wird versuchen, an der Konkurrenz vorbeizuziehen. Schon derzeit verfügt es über Marken wie Volvo, Lotus oder Proton. Daimler ist mitunter eine weitere Perle auf dem Weg zum global führenden Autohersteller.

Solange Li Shufu keinen Posten im Aufsichtsrat erhält, wo wichtige Konzernstrategien entschieden werden, kann die Beteiligung Daimler Aktionären nur recht sein. Insgesamt Geely bietet neue Chancen und Konstellationen, gerade mit Blick auf E-Fahrzeuge. Die Ankündigung entsprechender Investitionen durch Daimler-Chef Zetsche auf der jüngsten Hauptversammlung war daher nur folgerichtig.

Anleger haben schon lange darauf gewartet. Dass dies mit vorübergehend niedrigeren Gewinnen einhergehen wird, hat zwar einige Investoren zum Verkauf von Daimler-Aktien bewegt. Doch wer als Privatanleger langfristig denkt, sollte vor allem die Chancen sehen und Daimler mindestens im Blick behalten.