Mercedes-Benz mit starkem Jahresauftakt

Als erster der drei großen Autokonzerne im Dax hat Mercedes-Benz am vergangenen Freitag seine Quartalszahlen vorgelegt, in der ersten Mai-Woche folgen die Zwischenbilanzen von BMW und Volkswagen.
Mercedes auf Erfolgskurs: Luxusstrategie zahlt sich aus
Die Ergebnisse aus dem Zeitraum von Januar bis Ende März machen deutlich: Die Luxusstrategie, die Vorstandschef Ola Källenius dem Stuttgarter Traditionskonzern verordnet hat, scheint aufzugehen. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, die Absatzzahlen konnten sogar noch einmal gesteigert werden – und das, obwohl die Verkaufspreise noch einmal deutlich angezogen haben.
Tatsächlich gelang es dem Hersteller sogar, steigende Produktionskosten durch verbesserte Margen abzufangen und die Rekorde aus dem Vorjahr noch einmal in den Schatten zu stellen. Die Erwartungen der Analysten konnte Mercedes-Benz mit seinem Zahlenwerk deutlich übertreffen.
Analystenerwartungen deutlich übertroffen
Der Überschuss in Q1 beläuft sich auf mehr als 4 Milliarden Euro – eine Steigerung um knapp 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte zugleich um 8 Prozent auf 37,5 Milliarden Euro.
Für das Pkw-Geschäft rechnet der Konzern unverändert mit einer Marge von 12 bis 14 Prozent, in der Van-Sparte dagegen steigt der Optimismus und damit auch das angestrebte Ziel: Die Margenerwartung wurde von 9 bis 11 Prozent angehoben auf nunmehr 11 bis 13 Prozent.
Van-Sparte überraschend stark
Im Auftaktquartal entwickelte sich das Geschäft mit Kleintransportern besonders stark: Hier stieg der Umsatz um rund ein Viertel auf gut 4,6 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn der Sparte fiel mit 762 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch aus wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Rendite verbesserte sich von 9,4 auf bärenstarke 16,5 Prozent.
Der Absatz der Pkw-Sparte verbesserte sich um 3 Prozent auf rund 503.000 Einheiten, bei den Vans lag die Absatzsteigerung gegenüber dem Vorjahresquartal bei satten 12 Prozent und nun 99.000 Fahrzeugen.
Aktienrückkaufprogramm und Dividendenanhebung angekündigt
Der Betriebsgewinn, den der Konzern bereits vorab bekanntgegeben hatte, lag in Q1 bei 5,5 Milliarden Euro. Der Free Cashflow lag mit 2,2 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie von Analysten erwartet.
Aus Sicht der Anleger besonders erfreulich ist das Aktienrückkaufprogramm, das Mercedes-Benz in Aussicht gestellt hat: Eigene Anteilsscheine in einem Volumen von 4 Milliarden Euro will der Konzern zurückkaufen. Zudem dürfte bei der Hauptversammlung am Mittwoch (3. Mai) eine satte Dividende von 5,20 Euro je Aktie beschlossen werden. Das entspricht einer Dividendenrendite von gut 7 Prozent, womit Mercedes-Benz zu den Spitzenzahlern im Dax gehört.
China-Strategie mit Fragezeichen
Analysten reagierten, ebenso wie Anleger, verhalten optimistisch auf das jüngste Zahlenwerk. Zwar raten die Experten weiterhin mit großer Mehrheit zum Kauf, das Kursziel liegt mit im Schnitt gut 90 Euro noch mehr als ein Viertel über dem April-Schlusskurs von gut 70 Euro. Doch mahnende Stimmen erinnern an frühere Schwächen der Stuttgarter, die sich allzu oft auf Erfolgen ausruhten, anstatt am Ball zu bleiben. In Sachen Kosteneffizienz hat Källenius bereits betont, auch künftig nicht nachlassen zu wollen.
Eine Herausforderung bleibt allerdings das Chinageschäft. Im weiterhin wichtigsten Automarkt der Welt verkaufen sich Luxusmodelle weniger gut, das Mittelklassesegment wird von Mercedes-Benz aber kaum noch bedient. Zudem wächst die Konkurrenz chinesischer Hersteller, vor allem auf dem zukunftsträchtigen Markt der E-Mobilität.
Kurspotenzial 30 Prozent: Analysten raten weiterhin zum Kauf
Zunehmende politische Spannungen zwischen China und Taiwan – einem der wichtigsten Halbleiterproduktionsstandorte der Welt – sorgen ebenfalls für Bauchschmerzen in der deutschen Industrie. Dennoch: Eine wirtschaftliche Entflechtung von China bezeichnete Källenius zuletzt als eine „Illusion“ und nicht erstrebenswert. Unabhängig werden deutsche Autobauer wohl so schnell nicht werden vom Reich der Mitte, in dem etwa jedes dritte Auto verkauft wird. Doch zumindest eine Diversifizierung der Lieferketten steht spätestens seit den Erfahrungen des Ukraine-Krieges auf der Agenda der Chefetagen. Dabei bildet auch Mercedes-Benz keine Ausnahme.
Erste Reaktionen von Analysten auf die vorgelegten Quartalszahlen fielen unterm Strich dennoch positiv aus. Die kanadische Bank RBC hob das Kursziel leicht an von 90 auf 92 Euro, die US-Großbanken JP Morgan und Goldman Sachs bestätigten jeweils ihre Kursziele von 90 beziehungsweise 96 Euro für die Mercedes-Benz Aktie.