Delivery Hero-Aktie meilenweit unter Allzeithoch

In der Corona-Krise liefen die Geschäfte des Essenslieferdienstes Delivery Hero auf Hochtouren. Auch für dieses Jahr erwartet der Konzern weiteres Wachstum. Dabei setzen die Berliner nicht nur auf organisches Wachstum, auch Zukäufe spielen in der Wachstumsstrategie eine wichtige Rolle: Nach der milliardenschweren Übernahme von Woowa aus Südkorea vor einigen Jahren hat der Essenslieferdient mit dem Zukauf von Glovo den nächsten großen Deal in trockene Tücher gebracht. Mit Glovo bekommen die Berliner ein starkes Standbein im spanischen Markt.
Dem Aktienkurs haben die jüngsten Nachrichten nicht geholfen. Mit 35,6 Euro notiert die Delivery Hero-Aktie deutlich unter den erreichten Höchstkursen von 144 Euro, zu denen die Papiere Anfang 2021 noch den Besitzer wechselten.
Delivery Hero – weltweiter Marktführer für Online-Essensbestellungen
Bevor wir zur spektakulären Übernahme kommen, noch ein paar Details zum Geschäftsmodell. Auch wenn Sie den DAX-Zugang vielleicht noch nicht kennen, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie die Dienste der Firma schon in Anspruch genommen haben: Delivery Hero ist ein weltweit führender Anbieter von Online-Essensbestelldiensten und betreibt eigene Lieferservices. Das Unternehmen ist mit seinen Diensten in über 40 Ländern auf sechs Kontinenten vertreten und beschäftigt mehr als 25.000 Mitarbeiter.
Auf den Internetplattformen hat der Kunde die Möglichkeit aus einer Vielzahl von Lieferdiensten aus der Region zu wählen und über die Webseite oder per App zu bestellen. Für Gastronomiebetriebe bietet Delivery Hero ein Liefer- und Point of Sale-System an, um eingegangene Bestellungen sofort bearbeiten zu können. Darüber hinaus werden Essensverpackung und Werbe- und Druckdienstleistungen angeboten. Zur Koordination der Liefer-Flotte entwickelte das Unternehmen eine eigene Dispatch Software.
Delivery Hero hält 94% aller Glovo-Anteile
Nun hat Delivery Hero die Übernahme des spanischen Rivalen Glovo über die Ziellinie gebracht. Glovo gehört nun zum Essenslieferdienst Delivery Hero. Jetzt steht nur noch die Erhöhung des Aktienkapitals und die anschließende Zulassung der Aktien zum Handel aus. Danach hält Delivery Hero 94% der Aktien an dem spanischen Konzern. Die bereits zum Jahreswechsel bekanntgegebene Übernahme bewertet Glovo mit 2,3 Milliarden Euro.
Deal stärkt Position in Spanien
Zusammen mit Glovo ist Delivery Hero in 74 Ländern auf vier Kontinenten unterwegs. Das spanische Unternehmen hatte von Beginn an nicht nur Essen aus Restaurants ausgeliefert, sondern auch Einkäufe aus Supermärkten oder aus Apotheken – ein Bereich, in den Essenslieferdienste wie Delivery Hero auch vordringen wollen.
Starkes Wachstum im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr zeigte Glovo ein beeindruckendes Wachstum: Der Wert der ausgelieferten Waren erhöhte sich um 80%. Am Ende erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 800 Millionen Euro. In Spanien ist das Geschäft auf dem Weg in die Gewinnzone. Glovo zählt 15 Millionen Nutzer, die mindestens einmal pro Jahr bestellten. Zum Vergleich: Delivery Hero erzielte im zurückliegenden Jahr einen Umsatz von 5,85 Milliarden Euro.
Prognose bestätigt – Anleger benötigen weiterhin Geduld
Für das laufende Geschäftsjahr hat Delivery Hero seine Prognose bestätigt. Bei einem Bruttowarenumsatz von 44-45 Milliarden Euro soll ein Umsatz von 9,5-10,5 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Zeitgleich soll die bereinigte operative Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern, Zinsen und Abschreibungen bei -1,0% bis -1,2% liegen. Das langfristiges Margenziel beträgt weiterhin 5 bis 8%.
Die Anleger scheint das momentan wenig zu überzeugen. Der Essenslieferdienst muss jetzt beweisen, dass sich mit den Auslieferung von Restaurantmahlzeiten auch Gewinne schreiben lassen. Bis dahin dürfte die Schwankungsbreite der Aktie enorm hoch bleiben.