Heidelberger Druckmaschinen: Die Comeback-Story des Jahres

Im Kino funktionieren Comeback-Storys immer gut. Der Boxer, der vom Rivalen gedemütigt und von seinem Umfeld belächelt wird, kämpft sich mit viel Schweiß und Tränen zurück in den Ring und feiert am Ende einen hart erarbeiteten Sieg. Eine ähnliche Geschichte schaffte auch Heidelberger Druck. Noch 2020 galt die Aktie als insolvenzgefährdet. Heute ist der Wert ein Börsen-Star. Wieso? Das altehrwürdige Unternehmen hat sich neu erfunden und stieg ins Geschäft mit Ladeinfrastruktur für E-Autos ein.
Wie es aktuell um das Unternehmen steht, erklären wir Ihnen nach einem kurzen Portrait der Heidelberger. Heidelberger Druckmaschinen ist der bedeutendste Anbieter von Lösungen für die gesamte Druckindustrie. Nach der umfassenden Neuausrichtung gliedert sich der Konzern jetzt in die Sparten Digital Technology, Lifecycle Solutions und Finanzdienste. Von den Bereichen Digital und Web Systems hat sich Heidelberger Druckmaschinen getrennt.
Die Trendwende ist greifbar
Bei Heidelberger Druckmaschinen könnte eine Kehrtwende absehbar sein. Zwar waren die Zahlen immer noch durchwachsen. Jedoch war hier eine Trendwende zu erkennen. Im 1. Halbjahr konnte der Umsatz um 22,1% auf 983 Mio € gesteigert werden. Auch der Gewinn war mit 13 Mio € ganz passabel. Grund dafür ist die Steigerung der Effizienz. Im Vergleich zum Vorjahr beschäftigt Heidelberger Druckmaschinen rund 1.000 Mitarbeiter weniger.
Größter Wachstumstreiber war die Hauptsparte Print Solutions. Dort stieg der Umsatz um 24% auf 547 Mio €. Heidelberger Druckmaschinen führte eine neue Spartenstruktur ein. Aufgeteilt ist der Konzern seitdem in Print-, Packaging- und Technology Solutions. Die beliebten Wallboxen werden künftig nicht nur in Deutschland vertrieben; der Konzern plant eine internationale Expansion. Mit Start der dritten Wallbox-Produktionslinie gründete Heidelberger Druckmaschinen eine Tochtergesellschaft zur Organisation dieses Geschäftsfeldes.
Heidelberger Druckmaschinen richtet seinen strategischen Fokus auf die Zukunftsfelder. Die Dokumentenmanagement- Tochter docufy wurde für 20 Mio € verkauft, um Investitionen tätigen zu können. Der Fokus liegt hierbei auf Ladestationen, Software und Verpackungs- und Etikettendruck.
Es geht voran
Heidelberger Druckmaschinen ist seit der Erweiterung des DAX in den SDAX aufgerückt. Die Ausrichtung auf Zukunftsfelder wie Verpackungsdruck, Digitalisierung und Ladestationen kommt gut bei den Anlegern an. Die Aktie konnte sich 2021 mehr als verdreifachen. Für 2021 erwartet der Vorstand einen Umsatz von 2 Mrd € und eine operative Marge (EBITDA) von 7 bis 7,5%. So sieht ein erfolgreicher Turnaround aus. Auf eine Dividende müssen Anleger zwar verzichten, aber das tut bei diesem Comeback nicht weh.