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Heute Hauptversammlung: Landet die Lufthansa wieder im Dax?

Heute Hauptversammlung: Landet die Lufthansa wieder im Dax?
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Die Lufthansa hat Aufwind: Das wurde bereits bei der Präsentation der Quartalsbilanz in der vergangenen Woche deutlich.

Im Zeitraum von Januar bis Ende März, in dem saisonbedingt wenig geflogen wird, konnte die Traditionsairline ihre operativen Verluste deutlich eindämmen und verzeichnete ein Minus von 273 Millionen Euro nach minus 577 Millionen Euro im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Umsatz legte um satte 40 Prozent zu auf 7 Milliarden Euro, zudem wurden rund 64 Prozent mehr Passagiere befördert als im Auftaktquartal 2022.

Reisesommer: Knappes Angebot trifft auf große Nachfrage

3 Jahre nach dem coronabedingten Absturz einer ganzen Branche, die konkret für die Lufthansa eine Rettung durch staatliche Gelder und den Abstieg der Aktie in den MDax bedeutete, kehrt die Reiselust zurück. Der Kranich hebt wieder ab – und lässt sich das auch gut bezahlen. Die Ticketpreise sind deutlich gestiegen. Das geht neben höheren Kerosin- und Personalkosten auch auf das nach wie vor bestehende Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zurück.

Denn obwohl in diesem Sommer wieder mehr Menschen verreisen wollen, hat die Lufthansa bereits im Februar ihren Sommerflugplan zusammengestrichen. Es fehlt noch immer an Personal, insbesondere an den Flughäfen. Unvergessen sind die langen Warteschlagen aus dem vergangenen Sommer, als etliche Passagiere ihre Flüge nicht rechtzeitig erreichen konnten. Airlines und Flughafenbetreiber hatten es versäumt, mit Abklingen der Pandemie rechtzeitig entsprechend geschultes Sicherheitspersonal wieder einzustellen.

Höhere Ticketpreise – steigender Jahresgewinn erwartet

In diesem Jahr nun reagiert die Lufthansa darauf mit einer Verringerung des ursprünglich vorgesehenen Angebots – was die verbliebenen Flüge umso begehrter und höhere Ticketpreise durchsetzbar macht. Im Auftaktquartal waren die Tickets bereits knapp 20 Prozent teurer als im entsprechenden Zeitraum 2019 – Tendenz: weiter steigend.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit einem Rekordsommer, der sogar das Vorkrisenniveau von 2019 in den Schatten stellen könnte. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem bereinigten operativen Gewinn, der deutlich über dem Vorjahresergebnis von 1,5 Milliarden Euro liegen soll.

Passagierzahlen: Auslastung nähert sich Vorkrisenniveau an

In den vergangenen Jahren war es vor allem die Frachttochter Lufthansa Cargo, die für Einnahmen gesorgt hat. In diesem Jahr sollen die Passagierzahlen wieder deutlich steigen. Verglichen mit 2019 erreichten die Lufthansa und ihre Tochter-Airlines Austrian, Brussels, Germanwings und Swiss eine Kapazitätsauslastung von 75 Prozent. Im laufenden Quartal sollen 82 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht werden, für das Gesamtjahr peilt der Konzern eine Rückkehr zu 85 bis 90 Prozent gegenüber 2019 an.

Die Stimmung bei der Hauptversammlung am heutigen Dienstag dürfte dementsprechend gut werden. Auch eine Rückkehr der Lufthansa Aktie in den Dax soll in Aussicht stehen. Ein Dorn im Auge der Anleger ist indes, dass die Lufthansa – wie etliche andere börsennotierte Unternehmen – auch in diesem Jahr auf eine Präsenzveranstaltung verzichtet und lediglich virtuell zum Aktionärstreffen einlädt.

Hauptversammlung erneut nur virtuell

Das Format wurde im Zuge der Pandemie etabliert, um auch ohne direkten persönlichen Kontakt die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen. Nun tritt offenbar ein, wovor seinerzeit Aktionärsschützer gewarnt hatten: Eine Verstetigung der Online-Hauptversammlungen auch über die Pandemie hinaus. Auch die Lufthansa will sich heute grünes Licht abholen, ihre Hauptversammlungen künftig weiterhin virtuell gestalten zu können.

Das bietet einerseits Vorteile: So können Kosten eingespart werden, die für die Anmietung einer Veranstaltungshalle, Cateringangebote oder Giveaways anfallen würden, zudem erspart es Anlegern die Anreise und ist somit nicht nur umweltschonender, sondern auch zeitsparend. Auch von weiter entfernten Orten können sich Anleger zuschalten.

Kritische Nachfragen kaum möglich

Doch aus Sicht der Aktionäre überwiegen die Nachteile. Neben der fehlenden persönlichen Interaktion sind auch kritische Nachfragen während der Hauptversammlung häufig nicht mehr möglich. Stattdessen müssen Fragen oftmals vorab schriftlich eingereicht werden – und werden ebenso vorab schriftlich beantwortet. Hitzige Diskussionen, wie es sie vor der Pandemie immer wieder bei den Aktionärstreffen gab, wenn Aktionärsverbände die Vorstände mit unliebsamen Themen konfrontierten, werden auf diese Weise unterbunden.

Der niedrigschwellige Zugang birgt zudem technische Tücken: Nicht alle Privatanleger kommen mit den Anforderungen zurecht, nicht überall ist die Internetverbindung so gut, dass den Ausführungen der Vorstände störungsfrei gelauscht werden könnte. Kommt es auf Konzernseite zu technischen Schwierigkeiten, ist das Chaos perfekt.

Lufthansa Aktie nach Q1-Bilanz: Analysten heben Kursziele an

Bei der Lufthansa dürften heute dennoch die positiven Meldungen überwiegen. Als Reaktion auf die Quartalsbilanz – und vor allem den optimistischen Ausblick auf die diesjährige Sommerreisesaison – haben in den vergangenen Tagen etliche Analysten ihre Kursziele für die Lufthansa Aktie noch einmal nach oben geschraubt.

So sieht die US-Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel nach 11,20 nunmehr bei 11,30 Euro, die britische Barclays Bank hat das Ziel von 16,50 auf 17,00 Euro angehoben. Analysten der Schweizer UBS bekräftigten ihre Kaufempfehlung und steigerten das Kursziel von 13,25 auf 14,25 Euro.

Nach einem starken Jahresauftakt, der den Kurs auf ein Jahreshoch von mehr als 11 Euro katapultierte, ging es für den Kranich zuletzt wieder abwärts. Die Aktie kämpft mit der psychologisch wichtigen 10-Euro-Schwelle. Wird diese überwunden und gelingt in absehbarer Zeit die Rückkehr in den Dax, dürfte es für die Traditionsairline und auch ihre Anteilsscheine jedoch schon bald wieder hoch hinaus gehen.