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Lufthansa erwirbt Mehrheitsanteil an ITA Airways

Lufthansa erwirbt Mehrheitsanteil an ITA Airways
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Lange wurde darüber spekuliert, dass die deutsche Lufthansa AG die nationale Fluggesellschaft Italiens Italia Trasporto Aereo S.p.A. (kurz: ITA Airways) übernehmen werde.

Nach monatelangen Verhandlungen gab nun die Lufthansa am vergangenen Donnerstag bekannt, dass sie sich mit dem italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen (MEF) über einen (Teil-)Verkauf geeinigt hat.

Übernahme in Raten

Laut Übernahmevereinbarung wird Lufthansa zunächst einen Anteil von 41% an ITA Airways für 325 Mio. Euro. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass Lufthansa alle restlichen Anteile von ITA Airways zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen kann.

Der Kaufpreis für die verbleibenden Anteile wird sich nach der Geschäftsentwicklung von ITA Airways richten, so die Lufthansa in ihrer Pressemitteilung.

Anderen Presseberichten zufolge soll Lufthansa 500 Mio. Euro für weitere 50 bis 55% der ITA-Anteile zahlen müssen. Dieses Geld werde fällig, wenn die noch defizitäre italienische Staatslinie wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt ist. Sie müssen wissen: ITA hat in 2022 einen Verlust von 486 Mio. Euro eingeflogen.

Folgt man den Presseinformationen, wird Lufthansa auch nicht alle ITA-Anteile übernehmen können. So will der italienische Staat einen Anteil von etwa 4% behalten, um bei den Entscheidungen über die strategisch wichtige Fluglinie ein Wörtchen mitreden zu können.

Ratenübernahmen sind nichts neues bei der Lufthansa

Die Strategie einer Übernahme in mehreren Schritten hat die Lufthansa bereits beim Nachfolger der belgischen Fluggesellschaft Sabena, der Brussels Airlines, gefahren. Hier erwarb Lufthansa in 2008 zunächst 45% der Anteile, bevor es 9 Jahre später die restlichen Anteile kaufte.

Auch Brussels Airlines war seinerzeit finanziell angeschlagen. Durch den Teilerwerb hatte Lufthansa zunächst ein Mitspracherecht bei der belgischen Fluglinie erhalten und konnte die restlichen Anteile einige Jahre später erwerben.

ITA Airways im Kurzporträt

Der MDax-Konzern Lufthansa dürfte Ihnen sicherlich nicht unbekannt sein. Daher möchte ich Ihnen die relativ junge italienische Staatslinie ITA Airways kurz vorstellen. ITA wurde 2020 in Rom gegründet und hat im Oktober 2021 den Flugbetrieb der insolventen Alitalia übernommen.

Offiziell ist ITA nicht Rechtsnachfolgerin der Alitalia, hat sich allerdings sowohl die Start- und Landerechte als auch die Markenrechte der Alitalia gesichert. ITA Airways beschäftigt aktuell rund 4.000 Mitarbeiter.

Die Fluglinie befördert über 10 Mio. Passagiere pro Jahr und verfügt über eine moderne Flotte von 66 Airbus-Flugzeugen. Derzeit bedient ITA insgesamt 64 Flugziele – davon 21 Inlandsverbindungen sowie 33 europäische und 10 interkontinentale Strecken.

In 2022 erwirtschaftete ITA einen Umsatz von knapp 1,6 Mrd. Euro und einen Verlust von 486 Mio. Euro. Gründe für die schlechten Zahlen waren laut ITA die Nachwehen der Corona-Pandemie, die gestiegenen Treibstoffpreise sowie der starke Dollar-Kurs.

Lufthansa setzt Expansionskurs fort

Lufthansa hat in den vergangenen Jahren bereits die staatlichen Fluggesellschaften der Schweiz Swiss (2007), Österreichs Austrian Airlines (2009) und Belgiens Brussels Airlines (2008/2017) übernommen und als eigenständige Marken weitergeführt. Mit der Übernahme von ITA setzt Lufthansa jetzt diesen Expansionskurs fort.

Dies betont auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa AG, Carsten Spohr, in seinem Kommentar zur ITA-Übernahme: „ITA passt als junges Unternehmen mit einer modernen Flotte und dem effizienten und wachsenden Drehkreuz in Rom perfekt zur Lufthansa Group. In Mailand bedient ITA zudem ein starkes Einzugsgebiet, das ebenfalls Potenzial für Wachstum bietet.“

„Als Teil der Lufthansa-Group-Familie kann ITA sich zu einer nachhaltigen und profitablen Fluggesellschaft weiterentwickeln, die Italien mit Europa und der Welt verbindet. Gleichzeitig können wir durch diese Beteiligung unser Wachstum in einem unserer wichtigsten Märkte fortsetzen“, so Spohr weiter.

So reagieren die Anleger

Auf den Kurs der Lufthansa-Aktie hatte die Bekanntgabe der Übernahme am 25.05.2023 nur wenig Auswirkungen. Der Kurs legte an diesem Tag lediglich 0,25% zu und ging mit 9,24 Euro in den Feierabend.

Diese dürftige Kursreaktion ist auch nicht wirklich verwunderlich, waren die Übernahmeverhandlungen schon seit längerer Zeit bekannt und somit schon im Kurs der Lufthansa-Aktie eingepreist.

Wie es weitergeht

Um die wirtschaftliche Situation von ITA zu stärken, hat sich das MEF in der Übernahmevereinbarung verpflichtet, eine Kapitalerhöhung bei ITA in Höhe von 250 Mio.  Euro durchzuführen. Somit fließt ein Großteil des von Lufthansa gezahlten Geldes in die ITA, was für die Erholung der angeschlagenen Fluggesellschaft genutzt werden kann.

Die vertragliche Ausgestaltung der Einigung soll in Kürze abgeschlossen werden. ITA wird als Netzwerkairline eng mit der Lufthansa Group kooperieren, um Synergien mit dem Konzern nutzen zu können. Der Erwerb der Minderheitsbeteiligung steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden.