RWE profitiert von der beschleunigten Energiewende

Der seit drei Wochen andauernde Krieg in der Ukraine hat drastische Folgen. Das bekommen Sie insbesondere bei der Fahrt an die Tankstelle zu spüren. Die Öl- und Gaspreise gehen durch die Decke und sind in den vergangenen Wochen so stark angestiegen wie nie zuvor.
Diese Entwicklung wird die Energiewende erheblich beschleunigen. So haben sich Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck in Haushaltsverhandlungen darauf geeinigt, bis 2026 rund 200 Mrd. Euro in den Klimaschutz zu investieren. Vom beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien wird auch RWE profitieren.
RWE ist für die Zukunft gut aufgestellt
Der nach dem Reaktorunfall in Fukushima beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie hatte den Essener Konzern – ebenso wie den Konkurrenten E.ON – schwer gebeutelt. Ebenso wie den Aktienkurs. Der hatte im Januar 2008, kurz vor der Finanzkrise, seinen Rekordstand bei 102 Euro erreicht, verlor bis September 2015 aber mehr als 90% seines Werts. Im Tief kostete die Aktie nur noch etwas mehr als 9 Euro.
Inzwischen ist RWE aber ein ganz anderes Unternehmen. Unter anderem dank eines Deals mit dem Konkurrenten E.ON. RWE hat das Netz- und Vertriebsgeschäft seiner früheren Tochter Innogy an den Konkurrenten abgeben. Im Gegenzug gingen die erneuerbaren Energien von E.ON und Innogy an RWE. Das machte den Konzern auf einen Schlag zu einem führenden Anbieter erneuerbarer Energien in Europa. Bei Offshore-Windenenergie ist RWE weltweit sogar die Nummer 2.
Jahresprognose bestätigt
Gestern legte der DAX-Konzern seinen Jahresabschluss für 2021 vor. Im vergangenen Jahr erzeugte RWE insgesamt 160.773 GWh Strom und damit 14% mehr als im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 11% auf 3,65 Mrd. Euro. Unter dem Strich verdiente RWE mit 1,57 Mrd. Euro 25% mehr als ein Jahr zuvor.
Die erst im Februar angehobene Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022 hat das Management bestätigt. In diesem Jahr soll der bereinigte EBITDA-Gewinn um bis zu rund 10% auf 3,6 bis 4,0 Mrd. Euro zunehmen. Für den bereinigten Nettogewinn peilt der Konzern eine Spanne von 1,3 bis 1,7 Mrd. Euro an. Die Dividende soll wie in diesem Jahr 90 Cents je Aktie betragen. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 2,4%.

RWE-Aktie hat weiteres Potenzial
Die Prognose steht unter dem Vorbehalt der aktuellen Entwicklung in der Ukraine und Russland. RWE hat selbst zwar keine Geschäftstätigkeiten in diesen Ländern, ist aber nach wie vor auch von fossilen Brennstoffen abhängig – auch aus Russland. Das sorgte zuletzt teils für hohe Kursausschläge. Nachdem die RWE-Aktie mit knapp 42 Euro Ende Februar noch auf den höchsten Stand seit knapp elf Jahren geklettert war, kam es in der Folge zu einem deutlichen Rücksetzer.
Der übergeordnete Aufwärtstrend ist dennoch intakt. Auf mittlere Sicht überwiegen die Chancen. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag bei RWE im vergangenen Jahr bei 20% und dürfte weiter zunehmen. Der Konzern ist für die Energiewende gut aufgestellt. Die RWE-Aktie hat vor diesem Hintergrund weiteres Potenzial. Auf längere Sicht ist die runde 50-Euro-Marke ein realistisches Ziel.