Investitionen im Iran: So profitieren Siemens und Co.
Anfang des Jahres wurden die Türen zum Iran wieder geöffnet. Das Land hat einen enormen Modernisierungsbedarf und ist trotz hoher Arbeitslosigkeit für die Zukunft gut aufgestellt. Das Bildungsniveau der im Schnitt jungen Bevölkerung ist vergleichsweise hoch, qualifizierte Fachkräfte gibt es genügend und die Hochschulen liegen auf westlichem Standard.
Für die deutsche Wirtschaft bietet sich ein umfangreiches Betätigungsfeld, von dessen Potenzialen auch Anleger profitieren können. In den Startlöchern sitzen neben Mittelständlern vor allem große Dax-Konzerne wie BASF, Linde oder Siemens. Im Iran stehen Investitionen in die marode Infrastruktur an, und zwar in erheblichem Umfang.
Investitionen im Iran: Siemens mit ersten Projekten
Siemens zum Beispiel wurde schon im März als Aktie des Monats gehandelt, nachdem ein Kooperationsvertrag mit Teheran geschlossen wurde. Der beinhaltete Lizenzvereinbarungen für die Lieferung von Gasturbinen, einen Vertrag über ein Kraftwerksprojekt und eine Absichtserklärung zum Ausbau der Stromversorgung.
Konzern-Chef Kaeser sieht für Siemens bei den Investitionen im Iran und deren Umsetzung eine Reihe von Chancen. Aus seiner Sicht sind die bisherigen Vereinbarungen erst der Anfang. Nach einer Kooperation mit der iranischen Staatsbahn RAI dürften etwa Aufträge im Bereich Öl- und Gasversorgung folgen. Immerhin verfügt der Iran über die viertgrößten Öl- und die zweitgrößten Gasvorkommen der Welt. Es gibt also viel zu tun. Und was ist bisher geschehen?
Im Rahmen der Iran-Investitionen hat Siemens Mitte September die erste von 20 Gasturbinen geliefert. Der Handel ist Teil eines langfristigen Vertrags mit dem staatlichen Energieversorger und Kraftwerksbauer MAPNA. Vereinbart ist zudem der Austausch von Know-how und Technologie. Insgesamt geht es zunächst um rund 1,6 Mrd. US-$, der Ausbau der Schienennetze inklusive.
Dabei ist MAPNA als iranisches Staatsunternehmen für so ziemlich alles zuständig. Anfang Oktober konnte sich Siemens während eines Teheran-Besuchs von Wirtschaftsminister Gabriel weitere Aufträge sichern. Ein neuer Vertrag beinhaltet die Lieferung von Bauteilen für 50 Lokomotiven. Er baut auf der Absichtserklärung von Januar auf, als die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran noch in Kraft waren.
US-Gesetze bremsen noch
Trotz der weitgehenden Aufhebung durch die EU nach Beendigung des Atomstreits, bremsen nach wie vor entsprechende US-Gesetze den Fortgang. Der Grund, aus dem sich deutsche Banken bei der Finanzierung der lukrativen Geschäfte zurückhalten, ist einfach: Sie wollen keine Probleme mit den amerikanischen Behörden riskieren.
Nicht vergessen ist der Fall von ThyssenKrupp aus dem Jahr 2003. Um Strafzahlungen in den USA aus dem Weg zu gehen, hatte der Konzern eigene Aktien von einer iranischen Holding zurückgekauft – in der Eile zum völlig überteuerten Preis. Das Ganze ist auch derzeit eine Grantwanderung zwischen vorsichtiger Zurückhaltung und Geschäften, die durch die Lappen gehen.
Dabei war Deutschland vor den Sanktionen Irans größter Handelspartner und Siemens genießt traditionell hohes Ansehen. Das nützt allerdings wenig, wenn sich die immer noch ungeklärte Finanzierung als großes Hemmnis bei Investitionen im Iran erweist. Wenigstens kommt dank der Unterstützung durch die EU und die deutsche Regierung der Handel langsam in Schwung. Exportgeschäfte werden zumindest durch Hermes-Bürgschaften abgesichert.
Etliche Baustellen im Milliardenbereich
Der Weg ist also vorerst noch etwas holprig. Nach 15 Jahren Isolierung und Stagnation im Iran winken Geschäfte in den verschiedensten Bereichen. Von konventionellen bis zu Erneuerbaren Energien, von Logistik über Energieeffizienz oder IT bis zu Medizintechnik und Robotik – überall tun sich Baustellen für den Siemenskonzern auf.
Die derzeit größten Brocken sind der Ausbau der Schienennetze mit einem geschätzten Volumen von gut 30 Mrd. US-$ sowie Energieversorgung und Kraftwerke in gleicher Größenordnung. Die Investitionen werden den Iran nicht sonderlich belasten, vor allem nicht bei einigermaßen stabilen Gas- und Ölpreisen. Die Siemens Aktie jedenfalls konnte im bisherigen Jahresverlauf um über 18% zulegen.