Siemens Energy will spanische Tochter Gamesa schlucken

Am Samstag gab die Münchener Siemens Energy AG bekannt, dass sie alle ausstehenden Aktien ihrer spanischen Windenergietochter Siemens Gamesa Renewable Energy, S.A. (SGRE) übernehmen will. Gut 4 Mrd. Euro muss Siemens Energy auf den Tisch blättern, um die noch im Umlauf befindlichen 32,9% der SGRE-Anteile einzusacken.
Der spanische Windradbauer galt lange Zeit als Hoffnungsträger, war in den letzten Jahren allerdings in Schwierigkeiten geraten und für den Münchener Mutterkonzern zu einer Belastung geworden. Nach der Übernahme will Siemens Energy SGRE von der spanischen Börse nehmen und in den Konzern einverleiben.
Siemens Energy bietet Übernahmeprämie von 27,7%
Die Münchener bieten den Gamesa-Aktionären einen Übernahmepreis 18,05 Euro pro Aktie an. Von den gut 680 Mio. ausgegebenen Gamesa-Papieren befinden sich etwa 223,7 Mio. im Besitz von institutionellen Anlegern sowie im Streubesitz. In Summe bewertet Siemens Energy die noch nicht in ihrem Besitz befindlichen SGRE-Papiere mit gut 4 Mrd. Euro.
Die Übernahmeofferte beinhaltet eine solide Übernahmeprämie von 27,7% auf den letzten unbeeinflussten Schlusskurs der SGRE-Aktie von 14,13 Euro am 17. Mai 2022. Am 18. Mai 2022 hatte Siemens Energy durchklingen lassen, ein Übernahmeangebot für SGRE in Erwägung zu ziehen.
Finanzieren wollen die Münchener den Deal mit 2,5 Mrd. Euro aus Eigenkapital. Die verbleibende Summe soll aus Fremdkapital und vorhandenen Barmitteln finanziert werden. Wenn Sie auf eine Übernahme von Siemens Gamesa durch den Mutterkonzern gesetzt haben, können Sie sich über einen satten Gewinn freuen.
Siemens Energy will SGRE integrieren und auf Schwung bringen
Der Markt für Erneuerbare Energien ist ein Zukunftsmarkt. Dennoch hat sich die spanische Windkrafttochter in den letzten Jahren schwergetan und die in ihr gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Jetzt will die Muttergesellschaft durchgreifen und die Tochter in den Konzern integrieren.
„Die volle Integration von SGRE ist ein wichtiger Meilenstein für die Ausrichtung der Siemens Energy als Gestalter der Energiewende von fossilen zu nachhaltigen Energien. Davon werden Kunden, MitarbeiterInnen, Aktionäre und letztlich die Gesellschaft profitieren“, so Joe Kaeser, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens Energy AG.
Allerdings ist sich Kaeser durchaus bewusst, dass die Integration und Sanierung der spanischen Windenergietochter Zeit benötigt: „Dabei ist es kritisch, dass der Abwärtstrend bei SGRE schnell gestoppt und die wertschaffende Neuausrichtung zügig begonnen wird.“
Verschlankung des Konzerns und Einsparung von Synergiekosten
Durch die Integration von Gamesa in Siemens Energy verspricht sich der Münchener Konzern eine Verschlankung der Unternehmensstrukturen sowie die Einsparung von Synergiekosten von jährlich bis zu 300 Mio. Euro. Das betont auch Siemens Energy-CEO Christian Bruch in seinem Statement zur anstehenden Übernahme.
„Für Siemens Energy ist die Integration von SGRE ein wichtiger nächster Schritt unserer Strategie. Unser Ziel ist es, die Energiewende als führendes Energietechnologie-Unternehmen ganz entscheidend mitzugestalten.“
So reagierten die Anleger
Bereits seit dem Aufkommen von Übernahmegerüchten am 17.05.2022 ist der Kurs der SGRE-Papiere an der spanischen Börse SIBE stetig gestiegen. Allein in der vergangenen Woche legte der Kurs knapp 25% zu und ging mit 16,745 Euro ins Wochenende.
Nach Bekanntgabe des Deals am Samstag legte der SGRE-Kurs am Montag noch 6,2% zu und lag mit 17,79 Euro nur noch knapp unter den gebotenen 18,05 Euro. Die Anleger gehen offensichtlich von einem unproblematischen Zustandekommen der Transaktion aus.
Auch die Siemens-Energy-Papiere starteten rasant in die Woche. Der Kurs legte am Montag kurz nach Handelsbeginn satte 6% zu, fiel aber im weiteren Verlauf des Börsentags wieder auf 16,81 Euro und lag damit sogar leicht unter dem Eröffnungskurs.
Wie es weitergeht
Für ein Delisting der SGRE von der spanischen Börse benötigt Siemens Energy nach spanischem Börsenrecht mindestens 75% der SGRE-Anteile. Da Siemens Energy bereits vor der Bekanntgabe der Übernahmeofferte 67,1% der Anteile besaß, dürfte das Erreichen dieser Hürde unkompliziert sein.
Für ein Squeeze-Out, sprich einer Zwangsabfindung der Aktionäre, die ihre Papiere nicht angedient haben, werden nach spanischem Recht mindestens 95% benötigt.
Siemens Energy geht davon aus, dass Transaktion in der zweiten Jahreshälfte 2022 abgeschlossen werden kann. Zuvor müssen noch die SGRE-Aktionäre und die zuständigen Aufsichtsbehörden dem Deal zustimmen.