Teamviewer-Aktie stürzt ab

Die aktuelle Börsenwoche ist nichts für schwache Nerven. Die Aktionäre einiger Unternehmen brauchten in dieser Woche sogar Nerven wie Drahtseile. So zum Beispiel die Aktionäre des deutschen Software-Spezialisten Teamviewer.
Das im MDax und TecDax gelistete Unternehmen schockte seine Aktionäre mit einer Gewinnwarnung. Die Teamviewer-Aktie sackte gestern um mehr als 20% ab und gehörte heute im Tagesverlauf erneut zu den großen Verlierern. Ausgehend vom Jahreshoch hat die Aktie bis dato sogar um fast 70% nachgegeben.
Bevor wir gleich im Detail auf die Gewinnwarnung und die ebenfalls veröffentlichten Vorabzahlen zum 3. Quartal blicken, stelle ich Ihnen kurz das Unternehmen Teamviewer und sein Geschäftsmodell vor.
Teamviewer im Kurzportrait
Die in Göppingen ansässige und 2005 gegründete Teamviewer AG ist ein nach eigenen Angaben weltweit führender Software-Anbieter von sogenannten Remote-Konnektivitätslösungen.
Über die Konnektivitätsplattform von Teamviewer kann eine Vielzahl an elektronischen Geräten über das Internet der Dinge miteinander vernetzt werden, um die Fernsteuerung, Verwaltung und Interaktion zwischen Personen und Geräten, Personen und Personen oder Geräten und Geräten zu ermöglichen.
Das Unternehmen bietet dadurch Organisationen jeder Größe sichere Fernzugriffs-, Support-, Kontroll- und Kollaborationsfunktionen. Die modulare Architektur von Teamviewer ist cloud-basiert und wurde bereits auf mehr als zwei Mrd. Geräten aktiviert.
Zahlen zum 3. Quartal und Gewinnwarnung
Schauen wir nun auf die frisch veröffentlichten Vorabzahlen. Im 3. Quartal des laufenden Jahres hat Teamviewer Billings (abgerechnete Umsätze) in Höhe von 126 Mio. Euro erzielt. Das entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Höhe von rund 18%.
Das Wachstum liegt damit zwar über dem Niveau des 2. Quartals, aber gleichzeitig auch unterhalb der eigenen Prognose für das laufende Jahr, der zufolge quartalsweise Wachstumsraten von mindestens 20% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal erzielt werden sollten.
Der Umsatz lag im zurückliegenden Quartal bei 128 Mio. Euro. Aufgrund der niedriger als erwartet ausgefallenen Billings und einer höheren Kostenbasis liegt die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigte EBITDA-Marge) für das 3. Quartal bei 34% und für die ersten 9 Monate 2021 bei 48%.
Details zur Gewinnwarnung
Teamviewer erwartet vor dem Hintergrund der schwachen Vorabzahlen zum 3. Quartal nun für das Gesamtjahr Billings zwischen 535 und 555 Mio. Euro. Zuvor wurden Billings am unteren Ende der Spanne von 585 bis 605 Mio. Euro erwartet.
Der Umsatz wird gemäß der neuen Prognose in einem Bereich von 495 bis 505 Mio. Euro erwartet. Zuvor wurde er in einem Bereich von 525 bis 540 Mio. Euro gesehen. Vor dem Hintergrund der geänderten Aussichten für das Billings-Wachstum wird auch der Ausblick für die bereinigte EBITDA-Marge angepasst. Hier wird jetzt ein Wert zwischen 44 und 46% erwartet (zuvor: 49 bis 51%).
Die Teamviewer-Aktie ist – wie eingangs schon geschrieben – nach der Gewinnwarnung abgestürzt und notiert aktuell rund 70% unter ihrem Jahreshoch. Der Kurssturz ist größer als die prozentuale Prognosesenkung, weil die Aktie vorher zu hoch bewertet war und zusätzlich bei einigen Investoren der Eindruck entstanden ist, dass der Vorstand mit seinen Investitionen und Werbemaßnahmen zu Größenwahn neigt. Daher muss im ersten Schritt der Vorstand neues Vertrauen aufbauen (oder ausgetauscht werden). Das wäre die Basis für eine nachhaltige Kurserholung. Kurzfristig bleibt die Aktie ein Zocker-Papier.