Teamviewer – das sieht nicht gut aus
Seit knapp zwei Jahren ist Teamviewer jetzt an der Börse. Der Anbieter von Fremdwartungs-Software gilt als einer der großen Gewinner der Pandemie und der Digitalisierung, die durch die Lockdown-Maßnahmen einen massiven Schub bekommen hatte.
Zuletzt lief es für die Aktionäre jedoch alles andere als rund. Gegenüber ihren Hochs vom Juli 2020 hat sich die Notierung mehr als halbiert. Die aktuellen Zahlen, die Teamviewer gestern vorlegte, machen wenig Hoffnung auf schnelle Besserung.
Führender Anbieter von Konnektivitätslösungen
Das erst 2005 gegründete Unternehmen, das seinen Sitz in Göppingen – ganz in meiner Nähe – hat, ermöglicht mit seiner Software den Blick in einen fremden PC. Vielleicht haben Sie auch schon einmal damit gearbeitet. Das ist aber nicht alles. Teamviewer ist ein weltweit führender Anbieter sogenannter Remote-Konnektivitätslösungen.
Über die Teamviewer-Plattform können verschiedene elektronische Geräte über das Internet der Dinge miteinander vernetzt werden, um die Zusammenarbeit zwischen Personen und Geräten zu ermöglichen. Das Unternehmen bietet dadurch Organisationen jeder Größe sichere Fernzugriffs-, Support-, Kontroll- und Kollaborationsfunktionen. Die cloudbasierte Architektur wurde bereits auf mehr als 2 Mrd. Geräten aktiviert.
Teamviewer investiert kräftig
Klingt gut. Ist es an sich auch. Rund um die führende Fernwartungs-Software will Teamviewer eine mächtige Plattform aufbauen. Deshalb investiert das Unternehmen kräftig und hat sein Produktspektrum stark erweitert. Neben dem Internet der Dinge will Teamviewer auch im Bereich Virtuelle Realität mitmischen.
Nicht nur die hohen Investitionen belasten derzeit die Gewinne, sondern auch teure Werbepartnerschaften, mit denen die Marke bekannter gemacht werden soll. Unter anderem sind die Göppinger beim Formel-1-Team AMG Petronas und beim englischen Fußballclub Manchester United als Sponsor vertreten.
Die hohen Ausgaben schlagen sich in den Zahlen nieder. Im zweiten Quartal verdiente Teamviewer mit 14,7 Mio. Euro weniger als die Hälfte als im Vorjahreszeitraum, als sich der Nettogewinn noch auf 30,3 Mio. Euro belaufen hatte. Die Zahl der Abonnenten stieg gegenüber Ende März dagegen um rund 20.000 auf 623.000. Der Umsatz wuchs um 7% auf 122,8 Mio. Euro.
Nur für Turnaround-Spekulanten
Teamviewer bewegt sich zweifellos in einem Zukunftsmarkt. Im Bereich Digitalisierung und Automatisierung, Industrie 4.0 und Virtuelle Realität eröffnen sich in den nächsten Jahren große Wachstumschancen. Momentan allerdings zweifeln die Anleger daran, ob sich die Werbeoffensive und die damit verbundenen hohen Kosten auszahlen. Gestern fiel die Aktie sogar unter den Ausgabepreis, der im September 2019 bei 26,25 Euro gelegen hatte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Teamviewer auf lange Sicht ein spannendes Investment sein kann. Aktuell zeigt der Trend aber ganz klar nach unten. Mit dem Fall unter das bisherige Jahrestief von Anfang Juli bei 27 Euro drohen weitere Einbußen. Sogar ein Test der Corona-Tiefs bei gut 22 Euro ist jetzt nicht auszuschließen.
Selbst für hartgesottene Turnaround-Spekulanten wäre die Aktie erst dann wieder interessant, falls sich der Fall unter das Juli-Tief bei 27 Euro als Bärenfalle erweisen sollte. Danach sieht es im Augenblick aber nicht aus.