Nordex-Wandelanleihe: Was Sie zu diesem Thema wissen sollten

Gestern hat der im Mittelstands-Index MDAX und im Technologie-Index TecDAX notierte Windkraftanlagen-Hersteller Nordex die Begebung einer sogenannten Wandelanleihe in Höhe von 333 Mio. Euro bekannt gegeben.
Zu diesem Anlass erreichte mich eine Leserfrage, was es damit auf sich hat und wie genau eine solche Wandelanleihe funktioniert. Daher habe ich mich dazu entschlossen, mich heute hier im Schlussgong im Detail diesem Thema zu widmen.
Wandelanleihe bieten einen niedrigeren Zinskupon
Verglichen mit herkömmlichen Anleihen ist der Zinskupon bei Wandelanleihen in der Regel niedriger. Es gibt jedoch einen Punkt, der die scheinbar niedrige Rendite wieder wettmacht. Typisch für Wandelanleihen ist nämlich das sogenannte Wandlungsrecht.
Das heißt: Sie können gegen Ende der Laufzeit wählen: Wollen Sie lieber Ihr Geld zurück, sprich den gezahlten Nominalwert? Oder soll der Emittent Ihnen stattdessen seine Aktien geben, und das in einer Anzahl, die von vornherein feststeht?
Wandlungspreis und Umtauschverhältnis im Fokus
Entscheidend bei Wandelanleihen sind der Wandlungspreis und das Umtauschverhältnis. Das Umtauschverhältnis sagt Ihnen, wie viele Aktien Sie für Ihre Wandelanleihe bekommen, der Wandlungspreis, ab wann sich diese Wahl lohnt. Bei Nordex liegt der Wandlungspreis bei 15,73 Euro.
Hier ein vereinfachtes Beispiel: Sie besitzen Wandelanleihen der Mustermann AG, deren Nominalwert bei 1.000 Euro liegt. Am Laufzeitende können Sie wählen, ob Sie lieber den Nominalwert oder die Aktien wollen. 20 Aktien sollen Sie bekommen, falls Sie sich für die zweite Möglichkeit entscheiden (= Umtauschverhältnis). Das heißt: Die Auszahlung in Aktien lohnt sich für Sie, sobald die Aktien mehr als 50 Euro wert sind (= Wandlungspreis).
Wie wirkt sich das Wahlrecht in der Praxis aus? Ganz einfach: Sie haben damit ein indirektes Aktieninvestment, bei dem am Laufzeitende hohe Verluste praktisch ausgeschlossen sind. Wenn der Aktienkurs steigt, wählen Sie einfach die Auszahlung in Aktien. Bleibt er dagegen unter Ihren Erwartungen, lassen Sie sich den Nominalbetrag der Anleihe auszahlen. Das Restrisiko: Das Unternehmen hat am Ende der Laufzeit kein Geld mehr für die Rückzahlung.
Kursverlauf ähnlich wie die Aktie – nur weniger steil
Eine Wandelanleihe ist also eine Art verkapptes Aktieninvestment mit Sicherheitsnetz. Das hat Auswirkungen auf den Kurs. Der verläuft so ähnlich wie der Kurs der zugrunde liegenden Aktie, allerdings nicht ganz so steil. Üblicherweise macht der Chart Kurssteigerungen zu etwa zwei Dritteln mit, Kursstürze dagegen werden nur zu einem Drittel nachvollzogen.
Wandelanleihen sind somit ideal, wenn Ihnen eine Aktiengesellschaft zwar sehr attraktiv erscheint, Sie aber Angst vor Verlustrisiken haben. Sie werden allerdings schnell merken: Wandelanleihen gibt es oft nur in sehr großer Stückelung. 50.000 Euro, 100.000 Euro oder gar 300.000 Euro sind oft die Mindestbeträge, die ein Investor für den Kauf eines einzelnen Papiers aufbringen muss. Im Fall von Nordex liegt der Nennbetrag bei 100.000 Euro.
Das schränkt die Eignung dieser Investments für Privatanleger doch sehr stark ein. Es gibt aber eine Lösung für dieses Problem: Wandelanleihen-Fonds. Mit diesen können Sie mit niedrigeren Beträgen in Wandelanleihen investieren.