Ausverkauf bei Thyssenkrupp geht weiter
Der wirtschaftlich angeschlagene Industriekonzern Thyssenkrupp hat in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass er sich nach dem Verkauf der lukrativen Aufzugssparte auch von einer weiteren Tochter trennen wird und zwar von der Bergbautechnologiesparte TK Mining.
Am Donnerstag gab die Thyssenkrupp Industrial Solutions AG (eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Thyssenkrupp AG) und das dänische Anlagenbauer FLSmidth & Co. A/S in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt, dass sie sich über den Verkauf von TK Mining geeinigt haben.
Sie müssen wissen: TK Mining ist ein führender Komplettanbieter von Lösungen für Bergbausysteme, Materialumschlag, Mineralienaufbereitung und Dienstleistungen. Die Thyssenkrupp-Tochter ist weltweit in 24 Ländern mit Engineering- und globalen Service-Zentren vertreten.
FLSmidth zahlt 325 Mio. Euro für TK Mining
Die in Kopenhagen ansässige FLSmidth hat sich in der Übernahmevereinbarung bereit erklärt, einen Gesamtpreis von 325 Mio. Euro für TK Mining zu zahlen. Ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass die Bergbautechnologie-Tochter von Thyssenkrupp aktuell Verluste einfährt.
So haben die etwa 3.400 Mitarbeiter der Thyssenkrupp-Tochter im vergangenen Jahr einen Umsatz von 780 Mio. Euro erwirtschaftet, wovon etwa ein Drittel auf Dienstleistungen entfiel. Unter dem Strich machte TK Mining aber Verluste und erzielte eine negative EBIT-Marge im hohen einstelligen Bereich.
Auch der freie Cash-Flow der TK Mining war im letzten Jahr negativ. Mit anderen Worten: Die auf Bergbautechnologie spezialisierte Thyssenkrupp-Tochter verbrennt Geld. Die aktuell eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen sollen jedoch dazu führen, dass TK Mining voraussichtlich bis zum Jahr 2024 in die Gewinnzone zurückkehren wird.
Verkauf ist Teil des Umstrukturierungsprozesses bei Thyssenkrupp
Das Thyssenkrupp Mining-Geschäft wurde im Oktober 2020 dem Segment Multi Tracks zugeordnet, um einen neuen Eigentümer zu finden. Mit dem Verkauf trennt sich Thyssenkrupp erfolgreich von der ersten großen Portfoliogesellschaft in diesem Segment.
Der Verkauf ist ein wichtiger Schritt bei der eingeleiteten Transformation der Gruppe und der damit einhergehenden Fokussierung des Portfolios, so der Essener Industriekonzern in seiner Pressemitteilung. Das sieht auch die Vorstandsvorsitzende der Thyssenkrupp AG, Martina Merz, so:
„Der erfolgreiche Verkauf des Mining-Geschäfts zeigt: Wir treiben den Umbau von Thyssenkrupp mit Hochdruck weiter voran und erzielen dabei Schritt für Schritt wichtige Ergebnisse. Noch sind wir allerdings nicht am Ziel. Das Prinzip ‚Performance first‘ gilt unverändert“.
Weitere Verkäufe von Thyssenkrupp-Sparten geplant
Thyssenkrupp gab ebenfalls bekannt, dass es auch beim Abverkauf anderer Portfoliogesellschaften im Segment Multi Tracks Fortschritte gebe. So sind die Essener in Gesprächen mit mehreren Kaufinteressenten für das Edelstahlwerk im italienischen Terni. Auch beim Segment Infrastructure befinde sich der Verkaufsprozess in einem fortgeschrittenen Stadium, so das Unternehmen.
Fusionsunternehmen ist Weltmarktführer
Durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen entsteht ein weltweit führender Anbieter von Bergbautechnik. Das betont auch Thomas Schulz, CEO der FLSmidth-Gruppe, in einer Stellungnahme:
„Dies ist eine wirklich wegweisende Vereinbarung, die es uns ermöglicht, unsere Wachstumsambitionen im Bergbau zu beschleunigen, indem wir einen stärkeren Talentpool und einen der weltweit größten und stärksten Lieferanten für die Bergbauindustrie schaffen. Unser komplementärer Kundenstamm und unsere verbesserte geografische Abdeckung werden unseren Kunden einen starken Mehrwert bieten.“
So reagierten die Börsen
An der Kopenhagener Börse brach der Kurs der FLSmidth-Aktie am Donnerstag um 8,5% ein und ging mit 234,90 DKK aus dem Handel. Offensichtlich sind die Anleger der Meinung, dass FLSmidth zu viel Geld für die Verluste einfahrende Thyssenkrupp-Tochter auf den Tisch gelegt hat.
Der Kurs der Thyssenkrupp-Papiere blieb von der Bekanntgabe des Abverkaufs der Bergbausparte relativ unangetastet. Beim Erklingen des Schlussgongs am Donnerstag lag die Aktie bei 8,624 Euro, gut 0,3% höher als der Eröffnungskurs am Donnerstagmorgen.
Wie es weitergehen wird
Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der üblichen behördlichen Genehmigungen und der formellen Zustimmung durch den Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG und den Aufsichtsrat der Thyssenkrupp Industrial Solutions AG.
Der Abschluss des Deals wird innerhalb der nächsten 12 Monate erwartet. Bis dahin werden die beiden Unternehmen weiterhin als getrennte und konkurrierende Einheiten operieren.