ThyssenKrupp: Gute Zahlen und Wasserstoff-Joker

Der einst stolze DAX-Konzern ThyssenKrupp spielt heute nur noch in der zweiten Börsenliga (MDax). Doch hier gilt: Ein Abstieg kann auch eine Chance sein. Um den DAX-Status zu halten, haben frühere Thyssen-Manager einen Wildwuchs in den Geschäftsbereichen zugelassen. Dabei galt: Größe geht vor Ertrag.
Das traurige Ergebnis: Hohe Verschuldung, niedrige Gewinne (oder sogar mehrfach Verluste). Das neue Management räumt nun jedoch radikal auf. Das zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen.
Gute Zahlen 2021/2022
ThyssenKrupp hat im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr 2021/2022 (bis Ende September) den operativen Turnaround geschafft. Das Unternehmen steigerte den Umsatz um rund 21% auf 41,14 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg sogar von 451 Mio. Euro auf 1,83 Mrd. Euro.
Das Nettoergebnis verbesserte sich von -25 Mio. Euro auf +1,22 Mrd. Euro. Ebenfalls positiv: Der Auftragseingang stieg um 11,9% auf 44,30 Mrd. Euro. Im kommenden Jahr wird das Zahlenwerk mit großer Wahrscheinlichkeit schwächer ausfallen, da die schlechtere gesamtwirtschaftliche Lage dieses negativ beeinflussen wird (Stichwort: Rezession).
Allerdings sollte im kommenden Jahr ein anderes Thema viel wichtiger sein für ThyssenKrupp: Der Börsengang der Wasserstoff-Tochter Nucera (ehemals UCE), der bereits in diesem Jahr durchgeführt werden sollte, schlussendlich aber aufgrund des Krieges in der Ukraine und anderer Belastungsfaktoren verschoben wurde.
Bei einem erfolgreichen Börsengang könnte die Wasserstoff-Tochter höher bewertet werden als der gesamte ThyssenKrupp-Konzern aktuell, was ein enormer Kurstreiber für die ThyssenKrupp-Aktie werden könnte.
Wasserstoff-Tochter Nucera
Wahrscheinlich haben Sie den Namen Nucera noch nicht oft gehört, aber das wird sich bald ändern: Dieses Unternehmen hat sich u.a. auf den Bau von Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoffgas aus erneuerbaren Energiequellen (Sonne und Wind) spezialisiert.
Bereits im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Nucera einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro und ist damit wesentlich größer als die Wasserstoff-Wettbewerber ITM und Nel. Wenn es um die ganz großen Wasserstoff-Aufträge geht, dann ist Nucera schon heute erste Wahl.
Thyssen-Tochter am größten Wasserstoff-Projekt beteiligt
So hat der US-Gasgigant Air Products, über den ich an dieser Stelle schon häufiger berichtet habe, Nucera als Partner für das aktuell größte Wasserstoff-Projekt der Welt auserkoren (Standort ist Saudi-Arabien; Investitionsvolumen 5 Mrd. US-Dollar).
Analysten erwarten nach dem Nucera-Börsengang eine Marktkapitalisierung von rund 5 Mrd. Euro. Da ThyssenKrupp aktuell 66% der Anteile hält, wäre der Nucera-Anteil von Thyssen nach einem erfolgreichen Börsengang rund 3,3 Mrd. Euro wert. Das entspricht in etwa dem aktuellen Börsenwert des gesamten Thyssen-Konzerns! Der Kurssturz in diesem Jahr ist daher aus fundamentaler Sicht deutlich übertrieben.