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Neues Werk vor dem Aus: Volkswagen-Chef Blume greift durch

Neues Werk vor dem Aus: Volkswagen-Chef Blume greift durch
AR Pictures / shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Nach dem Chefwechsel werden bei Volkswagen neue Saiten aufgezogen. Binnen weniger Wochen hat Oliver Blume gleich mehrere größere Projekte kassiert, die sein Vorgänger Herbert Diess auf den Weg gebracht hatte.

Abschied vom Robo-Auto

Bereits Ende Oktober wurde bekannt, dass sich sowohl Volkswagen als auch der bisherige Partner Ford aus dem Start-up Argo AI zurückziehen, das sich auf die Entwicklung eines autonom fahrenden Roboterautos spezialisiert hat. Die beiden Großhersteller hielten zuletzt jeweils etwa 40 Prozent an dem Unternehmen, dessen Prototypen bereits erste Tests im Straßenverkehr absolviert haben.

Volkswagen war vor gut drei Jahren in das Projekt eingestiegen und hatte eine Milliardensumme investiert, Ford war bereits seit 2017 an Bord. Nun müssen beide Konzerne hohe Abschreibungen verbuchen, Argo AI selbst steht nach dem Rückzug der beiden Hauptinvestoren de facto vor dem Aus. Ford rutschte wegen der Abschreibungen im dritten Quartal in die Verlustzone und wies unterm Strich einen Verlust in Höhe von 827 Millionen Dollar aus.

Argo-Aus: Abschreibungen in Milliardenhöhe

Ganz so dramatisch waren die Folgen für die Wolfsburger nicht, doch auch hier entwickelte sich der Nettogewinn zuletzt rückläufig. Gegenüber dem Vorjahresquartal schrumpfte der Gewinn unterm Strich im Zeitraum von Juli bis Ende September um etwa ein Viertel auf gut 2,1 Milliarden Euro. Allein die Abschreibungen für Argo schlugen mit 1,9 Milliarden Euro zu Buche.

Neben dem Argo-Ausstieg wurde das VW-Ergebnis auch vom Aussetzen des Russland-Geschäfts und den Kosten für den Börsengang der Luxustochter Porsche belastet. Der Absatz hingegen konnte gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent gesteigert werden auf knapp 2,2 Millionen Fahrzeuge – allerdings war das Vergleichsquartal 2021 auch stark belastet durch die Chipkrise, weswegen damals weniger Autos an die Kunden übergeben werden konnten.

Absatzprognose gekappt – Umsatzziele bestätigt

Umso bemerkenswerter ist, dass Volkswagen für das laufende Jahr nur noch von Absatzzahlen auf dem Vorjahresniveau ausgeht und damit die Prognose deutlich zurechtstutzt. Zuvor war ein Wachstum von 5 bis 10 Prozent erwartet worden. Das Unternehmen verwies im Zuge seiner Quartalsbilanzpräsentation in diesem Zusammenhang auf Probleme in den Lieferketten und fehlende Bauteile.

Bestätigt wurden dagegen die Umsatz- und Renditeziele für 2022. Demnach rechnet Volkswagen mit einem Umsatzzuwachs zwischen 8 und 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die operative Rendite wird am oberen Ende der Spanne zwischen 7,0 und 8,5 Prozent angesetzt. Im Sommerquartal hatte der Umsatz kräftig zugelegt um 24 Prozent auf fast 71 Milliarden Euro.

Geplantes neues Trinity-Werk in Wolfsburg wohl vor dem Aus

Die schwierige globale Konjunkturlage zwischen anhaltender Inflation und drohender Rezession belastet indes auch Europas größten Autokonzern. Vor allem im kommenden Jahr dürften die Auswirkungen zu spüren sein. Die eigentlich im November terminierte Investitionsplanungsrunde, bei der die strategische Budgetverteilung für die kommenden fünf Jahre festgezurrt wird, wurde wegen der unklaren Aussichten ins kommende Jahr verschoben.

Schon jetzt aber zieht VW-Chef Blume Medienberichten zufolge offenbar die Reißleine bei einem weiteren Prestigeprojekt: Das groß angekündigte neue Werk, das Nahe des Hauptsitzes in Wolfsburg ab 2023 entstehen und ganz auf das Elektromodell Trinity ausgelegt sein sollte, wird nun wohl doch nicht gebaut. Mehr noch: Das eigentlich für 2026 angekündigte Trinity-Modell wird sich auf 2030 verschieben, Hintergrund sind einmal mehr Probleme mit der Software.

VW Aktie im November mit Kursgewinnen

Blume scheut sich auch kurz nach seinem Amtsantritt nicht vor Entscheidungen mit weitreichenden Auswirkungen. Doch angesichts der gesamtwirtschaftlichen Großwetterlage wird es in den kommenden Monaten wohl vor allem auf seine Führungsqualitäten im Krisenmanagement ankommen, ehe er proaktiv eigene Akzente setzen kann.

Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hat seit Anfang des Jahres gut 20 Prozent an Wert verloren. Dabei markiert vor allem der Beginn des Ukrainekrieges Ende Februar einen steilen Kursabsturz, gefolgt von vergleichsweise moderaten Berg- und Talfahrten. Immerhin: Die jüngsten Entscheidungen, die Blume auf den Weg gebracht hat, scheinen bei den Anlegern gut anzukommen. Im Monat November verbucht das Papier bis dato ein sattes Plus von gut 8 Prozent.

Analystenmeinungen liegen weit auseinander

Aktuelle Einschätzungen von Analysten liegen denkbar weit auseinander. Das Analysehaus Jefferies rät zum Verkauf der VW Vorzugsaktie und gibt 115 Euro als Kursziel aus. Experten der kanadischen Bank RBC hingegen bestätigten kürzlich ihre Kaufempfehlung sowie das Kursziel von 281 Euro.

Weitere aktuelle Kaufempfehlungen kommen unter anderem von der US-Großbank JP Morgan (Kursziel: 235 Euro), der Deutschen Bank (Kursziel: 200 Euro) oder der Credit Suisse (Kursziel: 185 Euro). Neutrale Einstufungen für die VW Vorzugsaktie gab es zuletzt von der Schweizer UBS, der US-Bank Goldman Sachs und dem Analysehaus Bernstein Research mit Kurszielen zwischen 130 und 160 Euro.