Volkswagen Aktie: Probleme in Ost und West

Schlechte Nachrichten für Volkswagen kommen in dieser Woche gleich aus mehreren Himmelsrichtungen: In China sieht sich Europas größter Autokonzern mit der zunehmenden einheimischen Konkurrenz konfrontiert und auch aus den USA gab es am Morgen Neuigkeiten, die Anleger aufhorchen lassen dürften.
Fallen VW-Modelle aus dem IRA heraus?
Dort stemmt sich die US-Regierung mit ihrem Inflation Reduction Act gegen die steigenden Verbraucherpreise. Ein Bestandteil des Pakets sind Steuergutschriften beim Kauf von Elektrofahrzeugen. Bis zu 7.500 Dollar können sich Kunden dadurch zurückholen. Allerdings sind die Subventionen an strikte Auflagen gebunden – unter anderem wird geprüft, zu welchem Anteil die Fahrzeuge und vor allem die Batterien und ihre Bestandteile in den USA gefertigt werden.
Einige dieser Regelungen treten nun in Kraft – und davon sind nach Angaben von US-Behörden auch die Elektroautos der Hersteller Volkswagen, BMW, Nissan, Rivian, Hyundai und Volvo betroffen. Für ihre Modelle entfallen die Subventionen bis auf Weiteres. Die Wolfsburger reagierten jedoch gelassen: Man sei zuversichtlich, für sein Elektromodell ID.4 doch noch von den Subventionen profitieren zu können, man warte noch auf Unterlagen eines Zulieferers.
VW startet US-Offensive: Marktanteil verdoppeln bis 2030?
Die öffentlichen Finanzspritzen für Elektroautokäufer in den USA sind ein wichtiger Bestandteil der VW-Strategie, um dort die eigenen Marktanteile erheblich zu steigern. Bis 2030 wollen die Wolfsburger ihren Anteil am US-Markt auf 10 Prozent erhöhen und damit gegenüber dem derzeitigen Anteil von 4 Prozent mehr als verdoppeln. Insgesamt sollen dann markenübergreifend 25 E-Modelle aus dem VW-Konzern in den USA vermarktet werden.
Die Autos für den US-Markt sollen größtenteils in den USA und Mexiko gefertigt werden. Dafür hat Volkswagen einen milliardenschweren Ausbau seiner dortigen Produktionskapazitäten angekündigt. Mit der Charmeoffensive am US-Markt will Volkswagen nicht zuletzt die schwindenden Marktanteile in China kompensieren. Dort hat sich nun offenbar der heimischer Hersteller BYD die Spitzenposition unter den E-Auto-Anbietern erobert und Volkswagen auf die Ränge verwiesen.
In China verliert Volkswagen Marktanteile
In dieser Woche findet die vielbeachtete Automesse in Shanghai statt. In diesem Rahmen stellte der VW-Konzern zum Wochenauftakt sein neues Elektromodell ID.7 vor und nannte weitere Eckdaten. Schnelle Ladezeiten und eine hohe Reichweite von bis zu 700 Kilometern sollen das Auto attraktiv machen. Gerade am chinesischen Markt aber tummeln sich im Premiumsegment bereits etliche Modelle auch fernöstlicher Hersteller, die den Kundengeschmack in Sachen Infotainment an Bord insgesamt besser treffen als die Europäer.
Klassische Verbrenner laufen zwar nach wie vor gut – doch im stark wachsenden und zukunftsweisenden Elektrosegment haben im Reich der Mitte die asiatischen und insbesondere chinesischen Hersteller die Nase vorn. VW und auch BMW hatten als Reaktion darauf zuletzt hohe Rabatte für chinesische Kunden in Aussicht gestellt. Umgerechnet mehrere tausend Euro günstiger werden bislang verfügbare Stromer dort nun an die Kundschaft gebracht. Ob das allerdings ausreicht, um die heimische Konkurrenz zu schlagen, bleibt fraglich.
VW Aktie unter Druck
Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hat in den vergangenen Wochen deutliche Verluste eingefahren. Mehrere Analysten hatten zuletzt ihre Kursziele abgesenkt. Zwar gab es vergangene Woche eine Kaufempfehlung der britischen Barclays Bank, die das Kursziel unverändert bei 150 Euro beließ.
Doch mit Blick auf die Autobranche insgesamt senkten die Autoren der Studie ihr Urteil ab von „neutral“ auf „negativ“. Zur Begründung verwiesen sie dabei auf gesamtwirtschaftliche Faktoren wie etwa die weiterhin hohe Inflation sowie steigende Zinsen, die einen Neuwagenkauf derzeit für viele Verbraucher unattraktiv erscheinen lassen und sich negativ auf die Absatzzahlen der Branche insgesamt auswirken könnten.
Zuletzt war die VW Vorzugsaktie für knapp 127 Euro zu haben.