Volkswagen: Markteinführung des ID.5 verzögert sich

Diese Nachricht hätte wohl zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Die Markteinführung des neuen Elektromodells von Volkswagen verzögert sich. Der ID.5 wird nach Angaben des Unternehmens nicht wie geplant im April, sondern erst im Mai verfügbar sein.
Grund sind fehlende Bauteile. Die Lieferketten sind zum Teil unterbrochen wegen der militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Unter anderem werden dort Kabelbäume gefertigt. Hinzu kommt die nach wie vor andauernde Chipkrise, die schon im vergangenen Jahr immer wieder zu Produktionsausfällen geführt hat. Mit einer Entspannung am Halbleitermarkt rechnen Beobachter frühestens ab der zweiten Jahreshälfte.
Tesla sitzt jetzt nebenan
Unglücklich ist das Timing der Nachricht um eine Verzögerung beim neuesten Modell der Elektro-Familie von Volkswagen aber trotzdem – denn neuerdings ist einer der härtesten Konkurrenten nur noch gefühlt einen Steinwurf entfernt.
Tesla hat in der vergangenen Woche seinen Standort in Grünheide offiziell eröffnet, den ersten auf europäischem Boden überhaupt. Der Elektroautobauer konkurriert damit um hochqualifizierte Fachkräfte im Lande. Das US-Unternehmen gilt längst als weltweit marktführend in etlichen Bereichen der E-Mobilität, während deutsche Hersteller sich zum Teil noch nicht recht vom Verbrenner verabschieden wollen.
Ukrainekrieg belastet Autobauer
Aber nicht nur der neue Stromer macht Volkswagen Probleme. Auch für Hybridmodelle verhängten die Wolfsburger erst kürzlich einen Bestellstopp. Zur Begründung wurde hier ebenfalls auf unterbrochene Lieferketten verwiesen. Die Auftragsbücher sind voll, aber fehlende Komponenten machen die Abarbeitung zur Geduldsprobe.
Die Autobranche steht wegen des Krieges in der Ukraine seit einigen Wochen besonders unter Druck. Als stark exportorientierte Unternehmen sind Hersteller wie Volkswagen, Daimler oder BMW von den wirtschaftlichen Sanktionen des Westens gegenüber Russland direkt betroffen. Das Russlandgeschäft wurde bis auf Weiteres komplett eingestellt, es finden derzeit weder Exporte noch Produktion vor Ort statt.
VW Aktie: Seit Kriegsbeginn gut 16 Prozent im Minus
Seit Beginn des Krieges hat die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie gut 16 Prozent an Wert verloren und hielt sich in der vergangenen Handelswoche gerade noch über 150 Euro. Analysten hingegen reagierten bislang gelassen. Nach Vorlage der Zahlen für das Schlussquartal sowie das zurückliegende Gesamtjahr Mitte März bekräftigten die meisten Experten ihre bestehenden Kaufempfehlungen.
Auch die Kursziele beließen sie dabei meist unangetastet. Diese bewegen sich vorrangig in einer Spanne zwischen 205 Euro (Credit Suisse) und 310 Euro (RBC Capital Markets). Während die Analysten der Deutschen Bank das Kursziel von 210 auf 230 Euro anhoben, senkte Goldman Sachs die Bewertung von 238 auf 224 Euro.
Angesichts der allgemeinen Verunsicherung (nicht nur) an den Märkten könnte der Aufstieg allerdings holprig werden oder noch etwas auf sich warten lassen. Zudem wirken die zuletzt stark gestiegenen Spritpreise nicht unbedingt als Kaufargument für potenzielle Kunden.