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Volkswagen mit China-Problem: Absatzdelle im Januar

Volkswagen mit China-Problem: Absatzdelle im Januar
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In dieser Woche jährt sich erstmals der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Die militärische Eskalation hatte nicht nur politische Verwerfungen zur Folge, sie hat auch wirtschaftlich tiefe Spuren hinterlassen. Die Energiemärkte sind nicht mehr dieselben, die Beziehungen zwischen Russland und „dem Westen“ sind angespannt wie seit den 1980er Jahren nicht mehr.

Folgt auf Russland-Rückzug bald China-Abschied?

Für viele europäische Unternehmen hatte die von Bundeskanzler Olaf Scholz so bezeichnete Zeitenwende direkte Auswirkungen. Etliche Konzerne zogen sich binnen weniger Wochen aus Russland zurück, viele von ihnen beendeten ihre dortigen Geschäfte vollständig oder schränkten sie zumindest dauerhaft deutlich ein.

Auch der Volkswagen-Konzern stoppte bereits Anfang März vergangenen Jahres jegliche Exporte nach Russland und stellte auch die Produktion an russischen Standorten ein. Die Delle ist schmerzlich – aber verschmerzbar. Weit weniger glimpflich, da sind sich alle Experten einig, würde ein Abschied aus China aussehen.

Chinas Boykott westlicher Marken

Die Volksrepublik gilt seit Jahren als wichtigster Exportmarkt der deutschen Automobilindustrie, auch andere Wirtschaftszweige machen hier lukrative Geschäfte. Aufgrund der politischen Verwerfungen zwischen Moskau und Peking einerseits, Washington und Brüssel andererseits und mit Blick auf die sich zuspitzende Taiwan-Frage geistert jedoch seit knapp einem Jahr das Schreckgespenst umher: Was, wenn auf das Aus in Russland als nächstes ein Abschied aus China droht?

Noch will man davon nichts wissen, weder in den Chefetagen der Unternehmen noch in der Politik. Doch wie schnell es gehen kann, hat der Fall Putin gezeigt. Hinzu kommt, dass die Zentralregierung in Peking immer wieder zum Boykott westlicher Marken und Unternehmen aufruft, wenn es zu politischen Unstimmigkeiten kommt. Ein Paradebeispiel ist der Umgang mit der muslimischen Minderheit der Uiguren in der chinesischen Region Xinjiang.

Verheerende VW-Zahlen: China-Absatz bricht um 40 Prozent ein

Menschenrechtsorganisationen schlagen seit Langem Alarm, doch unter anderem Volkswagen hält unbeirrt an seinem dortigen Standort fest. Der Tenor aus Wolfsburg lautet, die Bevölkerung vor Ort profitiere davon, wenn westliche Arbeitgeber vor Ort seien. Inwieweit diese Einschätzung von den Uiguren geteilt wird, sei dahingestellt.

Tatsächlich zeigt sich beim Blick auf die Absatzzahlen zuletzt ein massiver Einbruch am chinesischen Markt. Dort gingen die Verkäufe des VW-Konzerns im Januar um mehr als 40 Prozent zurück auf gut 203.000 Fahrzeuge. Beobachter verwiesen in diesem Zusammenhang jedoch auch auf verzerrende Effekte durch das chinesische Neujahrsfest: Die Feierlichkeiten hatten sich im Vorjahr noch weit in den Februar hinein gezogen, fielen in diesem Jahr aber komplett in den Januar.

Weltweiter Absatz gibt zweistellig nach

In den meisten anderen Regionen lief es rund für Volkswagen. In Westeuropa stiegen die Verkaufszahlen um rund 20 Prozent auf gut 231.000 Fahrzeuge, in Nordamerika verbuchten die Wolfsburger ein Plus von 15,5 Prozent auf 67.000 Autos. Wegen der Schwäche am chinesischen Markt fielen die weltweiten Absatzzahlen jedoch zurück. Insgesamt verkaufte der Konzern im Januar mit 616.200 Fahrzeugen knapp 12 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Für Anleger ist das bereits die zweite schlechte Nachricht innerhalb weniger Wochen. Anfang Februar hatte der Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen eingeräumt, die eigenen Ziele beim Netto-Cashflow im vergangenen Jahr verfehlt zu haben. Angepeilt hatte das Dax-Mitglied einen Netto-Cashflow in ähnlicher Größenordnung wie im Vorjahr, als hier 8,6 Milliarden Euro in den Büchern standen. Tatsächlich kommt VW im abgelaufenen Jahr aber wohl auf lediglich rund 5 Milliarden Euro.

Vorläufige Zahlen lassen Analysten kalt

Zur Begründung verwies der Konzern auf die schwierigen Rahmenbedingungen wie etwa gestörte Lieferketten. An anderer Stelle konnte Volkswagen seine selbstgesteckten Ziele besser erreichen. So soll der Umsatz bei rund 279 Milliarden Euro liegen, das operative Konzernergebnis beziffern die Wolfsburger in ihren vorläufigen Zahlen auf 22,5 Milliarden Euro. Damit liegen die Ergebnisse im Rahmen der eigenen Erwartungen, die zuletzt im Zuge der Neunmonatsbilanz noch einmal bestätigt worden waren.

Analysten nahmen die vorläufige Bilanz weitgehend unbeeindruckt zur Kenntnis und behielten ihre vorherigen Einschätzungen bei. Diese fallen allerdings ziemlich durchwachsen aus: So raten die Schweizer Großbank UBS und die US-Investmentbank Goldman Sachs zum Halten der VW Vorzugsaktie bei Kurszielen von 130 und 150 Euro. Das Analysehaus Jefferies bekräftigte hingegen die Verkaufsempfehlung und prophezeit einen Kursrutsch auf 115 Euro. Demgegenüber zeigten sich die US-Bank JP Morgan sowie die kanadische Bank RBC unverändert optimistisch: Beide Banken hielten an ihren Kaufempfehlungen fest und stufen das Kursziel mit 235 und 237 Euro deutlich höher ein als die genannten Kollegen anderer Institute.

Die detaillierten Zahlen will das Unternehmen Mitte März vorlegen. Die VW Vorzugsaktie notierte zuletzt bei gut 130 Euro.