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VW streicht Nachtschichten zusammen

VW streicht Nachtschichten zusammen
Volkswagen
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Drama auf dem Atlantik: Dort steht seit vergangener Woche ein Frachter in Flammen – mit rund 4.000 Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern. Neben der Kernmarke VW zählen unter anderem auch Luxusmarken wie Porsche, Bentley, Lamborghini und Audi zu dem Wolfsburger Großkonzern.

Wie viele Fahrzeuge welcher Marke auf dem Schiff geladen sind, wollte ein Unternehmenssprecher Medienangaben zufolge nicht kommentieren. Die 22-köpfige Besatzung wurde demnach bereits erfolgreich evakuiert, das Schiff und seine Ladung hingegen sind wohl nicht mehr zu retten.

Rückläufige Absatzzahlen treffen VW besonders hart

Damit sind es erneut tausende Fahrzeuge weniger, die an Kunden übergeben werden können, nachdem der Konzern – ebenso wie weite Teile der Automobilbranche – ohnehin schon seit Monaten mit rückläufigen Absatzzahlen zu kämpfen haben.

Grund sind Lieferengpässe im Allgemeinen und die globale Chipkrise im Speziellen. Der Mangel an Bauteilen führte bereits mehrfach zu Produktionsstopps, nun fällt ihm gleich die ganze Nachtschicht zum Opfer – zumindest im Stammwerk am Hauptstandort Wolfsburg und sehr zum Ärger der Belegschaft.

Es rumort im Betriebsrat

Der Betriebsrat, der ohnehin seit Längerem nicht gut auf Vorstandschef Herbert Diess zu sprechen ist, verlangt Ausgleichszahlungen für entfallende Nachtzuschläge. Bereits zum Jahreswechsel hat sich Volkswagen von den allermeisten Leiharbeitern getrennt, an einigen Standorten wird schon seit Monaten nur noch im Zweischichtbetrieb gearbeitet. In Wolfsburg ist ein entsprechender Schritt für Mitte April geplant.

Zwar hat die Chipkrise sämtliche Autobauer getroffen, doch im Gegensatz zu den Premiumherstellern Mercedes-Benz und BMW fährt Volkswagen einen nicht unerheblichen Teil seiner Einnahmen über volumenstarke, aber weniger margenträchtige Modelle ein. Das wird bei geringerer Auslastung der Produktionskapazitäten schnell auch zum Bilanzproblem: Mit gerade einmal rund 400.000 Fahrzeugen fertigte VW im vergangenen Jahr so wenige Autos wie zuletzt 1958, die Stückzahl ging im Vergleich zum Vorjahr um rund 330.000 zurück.

Wolfsburg auch mittelfristig ohne Nachtschicht?

In Wolfsburg stellt man sich nun darauf ein, dass die Reduzierung der Kapazitäten länger andauern könnte. Auch mittelfristig kalkuliert der Konzern demnach am Hauptsitz nicht mehr mit dem bisher üblichen Dreischichtmodell.

Der Betriebsrat fordert neben finanziellen Ausgleichszahlungen und sozialverträglichen Absprachen mit den Beschäftigten auch ein grundsätzliches Umdenken im Einkaufsmanagement. Schließlich seien die Auftragsbücher voll, die Nachfrage stimmt also – dass man nicht hinterherkommt, liegt allein an den fehlenden Bauteilen.

Tatsächlich wird bereits daran gearbeitet, die Liefersituation künftig bedarfsgerechter zu gestalten und enger mit Zulieferern zusammenzuarbeiten, doch kurzfristig hilft das dem Konzern, seinen Angestellten und den Aktionären nicht weiter.

VW Aktie mit holprigem Jahresauftakt

Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hat volatile Wochen und Monate hinter sich, rutscht unterm Strich aber immer wieder in die Verlustzone. So hat der Kurs in den vergangenen vier Wochen um fast 5 Prozentpunkte nachgegeben, in den zurückliegenden 6 Monaten ging es um 8 Prozentpunkte abwärts.

Analysten bescheinigten der VW Aktie zuletzt dennoch mehrheitlich weiteres Kurspotenzial und bezifferten die Kursziele auf 210 Euro (Deutsche Bank) bis 310 Euro (RBC Capital). Zum Wochenauftakt war die VW Aktie für rund 180 Euro zu haben.

Neue Impulse könnten von der Bilanz für das Schlussquartal sowie das zurückliegende Gesamtgeschäftsjahr ausgehen. Die Zahlen werden für den 15. März erwartet.