Paukenschlag im Wirecard-Prozess

Wahrscheinlich haben Sie es mitbekommen: Im Prozess um den ehemaligen DAX-Konzern Wirecard, der für einen der spektakulärsten Betrugsfälle in der deutschen Wirtschaftsgesichte gesorgt hatte, gab es einen Paukenschlag!
Der flüchtige ehemalige Wirecard-Vertriebsvorstand Jan Marsalek meldete sich mit einem Brief. Marsalek ist einer der meistgesuchten Straftäter Deutschlands. In dem Brief werden schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Wirecard-Manager Oliver Bellenhaus erhoben. Er habe sich in „ein Netz aus Lügen“ verstrickt.
Bellenhaus wiederum hatte zuvor Marsalek und den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun schwer belastet. Er ist der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft München. Laut Marsalek habe sich Bellenhaus der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten, um sich die Freiheit zu erkaufen und dann mit dem gestohlenen Geld ein schönes Leben zu führen.
Das ist starker Tobak! Die Anwälte von Braun hoffen nun, ihre Verteidigungsstrategie mit dem Schreiben von Marsalek untermauern zu können. Die Richter wollen erst nach einer Bedenkzeit entscheiden, wie sie mit dem Brief des mutmaßlichen Drahtziehers Jan Marsalek verfahren, der sich aktuell in Moskau aufhalten soll.
Für diejenigen, die nicht oder nicht mehr im Detail wissen, wie der Wirecard-Skandal abgelaufen ist, hier noch einmal die Chronologie der Ereignisse:
Die Chronologie des Wirecard-Skandals
Im Sommer 2020 erlebten wir in Deutschland den größten Anlegerskandal der Nachkriegsgeschichte. Der damalige DAX-Konzern Wirecard, um den es zuvor schon immer wieder Kontroversen gab, konnte keinen testierten Jahresabschluss für 2019 vorlegen, woraufhin die Aktie implodierte.
Später musste Wirecard dann einen Insolvenzantrag stellen, weil 1,9 Mrd. Euro nicht auffindbar waren, die eigentlich auf Treuhandkonten liegen sollten. Meine Vermutung: Wirecard war nie im Besitz dieses Geldes!
Schon damals war mir klar, dass die Wirecard-Aktionäre am Ende mit größter Wahrscheinlichkeit leider komplett leer ausgehen würden, da das Unternehmen damals über rund 4 Mrd. Euro Schulden verfügte und kaum Vermögenswerte hatte. Daher schrieb ich hier im Schlussgong – als die Wirecard-Aktie noch gut 3 Euro kostete -, dass mein Kursziel bei exakt 0,00 Euro liegt.
Wirecard-Kursziel nach wie vor bei 0 Euro!
In dieser Woche waren die Zocker wieder am Werk und sorgten teils für extreme Kursanstiege bei der Wirecard-Aktie. Das Papier kletterte von 0,017 Euro in der Spitze auf 0,057 Euro (+235%). Dennoch liegt mein Kursziel für die Wirecard-Aktie nach wie vor bei exakt 0,00 Euro! Warum mein Kursziel weiterhin bei 0,00 Euro liegt?
Im Falle einer Insolvenz werden immer die Gläubiger (also die Fremdkapitalgeber) zuerst bedient. Als Aktionär sind Sie Eigenkapitalgeber und werden nachrangig behandelt. Deshalb werden die Wirdecard-Aktionäre aus heutiger Sicht leer ausgehen. Daher mein Rat: Machen Sie weiterhin einen großen Bogen um die Wirecard-Aktie!