Wirecard: Mein Kursziel bleibt bei Null Euro
Es war der Börsenskandal des vergangenen Jahres: Die Insolvenz des ehemaligen DAX-Mitglieds Wirecard. Zahlreiche Investoren (darunter leider auch sehr viele Privatanleger) verloren viel Geld im Zuge der Wirecard-Pleite.
In den vergangenen Tagen haben leider erneut einige Anleger Geld mit der Wirecard-Aktie verloren. Denn die Aktie legte zunächst eine mysteriöse Kursrally hin und ist ausgehend vom Hoch dieser kurzen Rally bereits wieder um mehr als 40% gefallen.
Details zur mysteriösen Kursrally
Am Montagabend dieser Woche kostete eine Wirecard-Aktie noch gut 0,30 Euro. Am Dienstag boten Anleger in der Spitze mehr als 1,80 Euro für eine Aktie der insolventen Wirecard AG. Damit stieg der Kurs innerhalb weniger Stunden um mehrere hundert Prozent.
Was war geschehen? Zu allererst: Einen vernünftigen Grund dafür gibt es nicht und es gibt auch keine Hoffnung für Wirecard-Anleger, dass sich die Aktie deutlich und nachhaltig erholt. Leider!
Stattdessen haben dubiose Artikel in verschiedenen Online-Portalen dafür gesorgt, dass die Wirecard-Aktie innerhalb von Stunden so stark zugelegt hat. So wurde ein Analyst mit Kursziel 130 Euro zitiert. Die Falle dabei: Diese Analyse ist völlig veraltet und wurde vor Aufdeckung des Betrugs und vor der Insolvenz veröffentlicht.
Wer diese Analyse jetzt als neu verkauft, will mit an sich wertlosen Wirecard-Aktien betrügen. Erfahrungsgemäß haben sich die Betrüger vorab massenhaft mit Wirecard-Aktien eingedeckt als diese nur wenige Cent kosteten und locken jetzt mit Falschmeldungen und utopischen Kurszielen Börsen-Anfänger in die Wirecard-Aktie. Ist der Kurs hoch genug, verkaufen die Betrüger die Schrottaktien. Wer dann noch Wirecard-Aktien besitzt, verliert seinen kompletten Einsatz.
Die Hoffnung einiger Anleger lautet dagegen: Eine Aktie, die einst deutlich mehr als 100 Euro gekostet hat und angeblich ein Kursziel von 130 Euro besitzt, könnte doch zumindest wieder auf 10 Euro steigen.
Hoffnungen auf bessere Kurse unbegründet
Diese Hoffnung ist jedoch unbegründet. Denn Wirecard ist pleite! Daran wird sich nichts ändern! Auch wenn es möglicherweise positive Nachrichten des Insolvenzverwalters hinsichtlich des Verkaufs einiger Teile von Wirecard geben sollte, so wäre dies allenfalls eine positive Nachricht für die Gläubiger. Nicht jedoch für Wirecard-Aktionäre.
Warum? Wirecard ist hoch verschuldet und hatte zum Zeitpunkt der Insolvenz kaum Geld in der Kasse. Die Vermögensgegenstände des Unternehmens werden die Schulden nicht abdecken können. Die Gläubiger werden auf einen großen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen.
Wie hoch der Forderungsausfall schlussendlich sein wird, ist aber für Wirecard-Aktionäre unbedeutend, da diese ohnehin nur Geld bekämen, nachdem alle Gläubiger-Interessen vollständig befriedigt worden wären. Und das ist im Fall von Wirecard aus heutiger Sicht leider ausgeschlossen.
Mir ist den gut 30 Jahren, in denen ich an der Börse aktiv bin, nicht ein Fall untergekommen, wo Aktionäre eines hoch verschuldeten, insolventen Unternehmens am Ende noch gut herausgekommen wären.
Es gibt ab und zu das Comeback einer einst „toten“ AG, aber in diesen Fällen gab es kein Schuldenproblem. Nur schuldenfrei kann eine inaktive Aktiengesellschaft interessant sein, um den AG-Mantel für ein neues Unternehmen zu nutzen. Machen Sie sich also bitte keine falschen Hoffnungen, falls Sie noch Wirecard-Aktien besitzen.
Kursziel nach wie vor bei Null Euro
Abschließend meine Empfehlung: Seien sich sehr vorsichtig mit der Wirecard-Aktie! Am Ende dürften die Aktionäre, wie im Grunde bei jeder Insolvenz, komplett leer ausgehen.
Wirecard hatte über 3 Mrd. Euro Schulden. Stand jetzt sehe ich nicht, wie auch nur die Fremdkapitalgeber (Banken, Besitzer der Anleihen) ansatzweise bedient werden können. Das Kursziel der Aktie bleibt bei 0,00 Euro. Daher ist die Wirecard-Aktie auch bei optisch niedrigen Kursen zwischen 1 und 2 Euro viel zu teuer.