Air Liquide und die französische Wasserstoffstrategie

Nachdem die Bundesregierung bereits vor einigen Wochen ihre Wasserstoff-Strategie vorgestellt hatte und auch eine EU-weite Wasserstoff-Strategie auf den Weg gebracht wurde, zogen unsere französischen Nachbarn jetzt nach.
Die Wasserstoff-Strategie der französischen Regierung sieht bis 2030 Investitionen in Höhe von 7,2 Mrd. Euro und bis zu diesem Zeitpunkt eine Wasserstoff-Erzeugerkapazität von 6,5 GW vor. Außerdem soll ein nationales Wasserstoff-Komitee gegründet werden.
Im nun veröffentlichten Strategiepapier setzen das französische Umweltministerium und das Wirtschaftsministerium, die Hand in Hand arbeiten sollen, ihren Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung der Wasserstoff-Produktion (grüner Wasserstoff) und die Ausgestaltung einer Wasserstoff-Industrie.
Es soll vor allem die Entwicklung wasserstoffbetriebener Fahrzeuge wie LKW, Züge und langfristig auch Flugzeuge vorangetrieben werden. Nach Einschätzung der französischen Umweltministerin Barbara Pompili sei Wasserstoff eine strategische Gelegenheit, die Dekarbonisierung der am schwierigsten zu dekarbonisierenden Sektoren zu intensivieren.
Aber nicht nur die Umwelt profitiert: In den kommenden 10 Jahren sollen in Frankreich direkt oder indirekt 50.000 bis 150.000 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich entstehen.
Profitieren von der nationalen Wasserstoffoffensive in Frankreich und auch in Deutschland und der EU wird auch ein französisches Unternehmen, das sich seit einiger Zeit auf der Empfehlungsliste meines Börsendienstes Der Depot-Optimierer befindet. Die Rede ist von dem Gasespezialisten Air Liquide.
Air Liquide baut Wasserstoff-Infrastruktur aus
Ohne Infrastruktur (Betankungsanlagen) kann sich die Brennstoffzelle (Wasserstoff) nicht flächendeckend durchsetzen. Das Ziel: 400 Wasserstoff-Tankstellen allein in Deutschland. In vielen weiteren Ländern (aktuell z.B. Frankreich, Dänemark, Kanada und USA) baut Air Liquide zurzeit riesige Wasserstoffanlagen, um die industrielle Nutzung voranzutreiben.
Das 1902 gegründete Traditionsunternehmen wird Sie nicht über Nacht reich machen. Es ist vielmehr eine solide Value-Aktie. In den vergangenen 30 Jahren hat Air Liquide den Umsatz um durchschnittlich 5,8% pro Jahr gesteigert, den Gewinn um 6,9% und die Dividende um 8,3%. Hier gilt: Langweilig aber gut!
Blicken wir jetzt noch kurz auf die jüngsten Zahlen des Unternehmens, bevor ich Ihnen abschließend eine kurze Einschätzung zur Aktie von Air Liquide gebe.
Solide Zahlen im 1. Halbjahr 2020
Air Liquide hat im 1. Halbjahr 2020 trotz der Corona-Pandemie etwas mehr verdient als im Vorjahr. Der Gewinn ist im Jahresvergleich um 1,8% auf knapp 1,1 Mrd. Euro gestiegen. Der Umsatz ging auf 10,3 Mrd. Euro zurück.
Aus Sicht von Unternehmens-Chef Benoit Portier hat die außergewöhnliche 1. Jahreshälfte 2020 gezeigt, die widerstandsfähig das Geschäftsmodell von Air Liquide ist. Aus meiner Sicht ist Air Liquide hervorragend aufgestellt, um vom kommenden Wasserstoff-Boom zu profitieren und bleibt für mich daher ein Basis-Investment in diesem Bereich.