Société Générale verkauft russisches Bankgeschäft an Oligarchen

Schon seit fast 7 Wochen tobt in der Ukraine ein immer brutaler werdender Krieg. Viele westliche Unternehmen haben schon vor Wochen auf den russischen Überfall reagiert und ihre Geschäftsaktivitäten in Russland eingestellt.
Auch zahlreiche Großbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan, BNP Paribas und andere haben sich bereits aus Russland zurückgezogen. Einen etwas anderen Weg hat allerdings die Pariser Großbank Société Générale gewählt, wie sie am vergangenen Montag in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Wörtlich teilte die französische Großbank mit, dass sie „ihr Bank- und Versicherungsgeschäft in Russland einstellt“. Gleichzeitig gab die Société Générale die Unterzeichnung einer Übernahmevereinbarung bekannt, mit der sie ihre gesamte Beteiligung an Rosbank sowie ihre Versicherungstöchter in Russland an die russische Investmentgesellschaft Interros Capital veräußert.
Société Générale gelingt Coup
Anstatt ihre russischen Aktivitäten einzustellen, wie es viele andere Unternehmen gemacht haben, konnte die französische Großbank ihr Russlandgeschäft also noch versilbern. Allerdings ist der Deal für die Franzosen auf den ersten Blick ein Verlustgeschäft: Die Wertminderung des Nettobuchwerts der veräußerten Geschäftsbereiche beläuft sich laut Angaben der Bank auf etwa 2 Mrd. Euro.
Diese Belastungen werden aber annähernd dadurch ausgeglichen, dass die Risiken des Russlandgeschäfts aus den Bilanzen der Société Générale verschwinden. Hinzu kommt noch, dass Interros Capital die nachrangigen Schulden der Russlandtöchter der Société Générale übernehmen wird.
Hinter Interros Capital steckt der russische Oligarch Vladimir Potanin
Die in Moskau ansässige Interros Capital wurde 1990 durch den russischen Oligarchen Vladimir Potanin gegründet. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben eine der größten Investmentgesellschaften Russlands.
Interros Capital ist vor allem in den Bereichen Metalle und Bergbau (z.B. Norilsk Nickel), Immobilienentwicklung, Sport und Tourismus (z.B. dem etwa 50 km westlich von Sotchi gelegenen Ski Resort Rosa Khutor) und Pharmazeutika (NPO Petrovax Pharm) investiert.
Präsident von Interros Capital ist der russische Oligarch Vladimir Potanin. Dieser hatte im Jahr 1998, als der russische Staat bankrott war, die Rosbank übernommen. Acht Jahre später beteiligte sich die Société Générale zunächst an der Rosbank und erwarb 2008 die Mehrheit an der russischen Bank.
Potanin ist einer der Oligarchen, die von dem Verfall der Sowjetunion massiv profitiert haben. Auf der aktuellen Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt belegt Potanin mit einem Vermögen von 17,3 Mrd. US-Dollar den 97. Platz. Potanin steht aktuell nicht auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.
Kurs der Société Générale legt kräftig zu
Auch die Anleger wussten den Verkaufscoup der französischen Großbank am Montag zu würdigen. Der Kurs der Société Générale-Papiere legte am Tag der Bekanntgabe des Deals an der Pariser Börse knapp 5% zu und ging 22,95 Euro aus dem Handel.
Wenn Sie Aktien der Société Générale in Ihrem Depot haben, werden Sie sich sicherlich über diesen Kurssprung gefreut haben. Erfreulich ist auch, dass das Unternehmen beabsichtigt, auf der Hauptversammlung am 17. Mai 2022 eine Dividende von 1,65 Euro zu beschließen. Das entspricht einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite von gut 7%.
Wie es weitergeht
Die Bedingungen der Transaktion wurden laut Angaben von Interros mit der russischen Regierungskommission zur Überwachung ausländischer Investitionen abgesprochen.
Die Société Générale teilte mit, dass die geplante Transaktion unter Einhaltung der geltenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Verpflichtungen durchgeführt werden wird. Wie üblich bedarf der Deal noch der Zustimmung der zuständigen Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden.
Die beteiligten Parteien rechnen damit, dass die Transaktion bereits in den kommenden Wochen abgeschlossen werden kann.