Bieterwettstreit um britischen Inhalationsspezialisten Vectura ausgebrochen
Vor einigen Wochen hatte ich Sie darüber informiert, dass der weltgrößte Tabakkonzern Philip Morris International Inc. ein Übernahmeangebot für das britische Pharma-Unternehmen Vectura Group plc. abgegeben und bereits eine Übernahmevereinbarung mit dem Vectura-Vorstand getroffen hat.
Mit dieser Offerte hatte Philip Morris ein bereits im Mai 2021 unterbreitetes Angebot des US-amerikanischen Finanzinvestors Carlyle Group überboten. Der Tabakkonzern hat 150 britischen Pence für jede Vectura-Aktie angeboten und lag damit um 14 Pence über dem Angebot von Carlyle.
Doch manchmal kommt es anders als man denkt: Die Carlyle Group will nicht klein beigeben und hat am vergangenen Freitag noch einmal eine Schüppe draufgelegt.
Noch einmal zur Erinnerung: Die 1997 gegründete englische Vectura Group stellt innovative Lösungen für die inhalative Verabreichung von Medikamenten her. Das Unternehmen produziert sowohl Medikamente als auch Inhalationsgeräte zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie z.B. Asthma.
Carlyle überbietet Philip Morris…
In der neuen Offerte hat die Carlyle Group nun 155 Pence für jede Vectura-Aktie und damit 5 Pence mehr als Philip Morris geboten. Insgesamt ist Carlyle nun bereit, für die Übernahme des britischen Inhalationsspezialisten rund 958 Mio. Britische Pfund (GBP – 1,13 Mrd. Euro) in bar auf den Tisch zu blättern.
…und löst einen Kurssprung aus
Als Vectura am Freitag auf seiner Internetseite bekanntgab, dass Carlyle das Angebot von Philip Morris überboten hat, löste dies ein wahres Kursfeuerwerk aus. Der Kurs der Vectura-Papiere stieg an der Londoner Börse in der Spitze auf 164,80 Pence und lag damit deutlich über dem neuen Angebot der Carlyle Group.
Anleger rechnen mit neuem Angebot von Philip Morris
Als Börsenkenner und regelmäßiger Leser meines Newsletters wissen Sie, was das bedeutet: Wenn Anleger bereit sind, mehr für das Papier eines in Übernahmekandidaten zu zahlen, als vom potenziellen Käufer geboten wurde, spekulieren die Investoren auf ein weiteres und höheres Angebot.
Vectura-Management begrüßt die neue Carlyle-Offerte
Gleich mehre Mitglieder des Managements von Vectura haben die nachgebesserte Offerte der Carlyle Group begrüßt. Kein Wunder, denn Carlyle ist eine der weltweit größten Investmentfirmen, auch auf Investitionen in die Gesundheitsbranche spezialisiert ist.
So kommentierte der Vectura-Chef Will Downie das nachgebesserte Carlyle-Angebot mit folgenden Worten: „Wir sind uns der Fähigkeiten von Carlyle im Bereich des Gesundheitswesens und ihrer erfolgreichen Erfolgsbilanz mit Unternehmen, in die sie investiert haben, bewusst.“
Weiter sagte er: „Wir erkennen auch die potenziellen Vorteile der Übernahme durch Carlyle für Vecturas Strategie und glauben, dass unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und unsere Unternehmen unter der Führung von Carlyle gedeihen können.“
Philip Morris hingegen hat als Tabakkonzern im Gesundheitssektor einen denkbar schlechten Ruf. Auch wenn der Marlboro-Produzent seit Kurzem mit seiner „Jenseits-des-Nikotin-Strategie“ neue Geschäftsfelder aufbauen will, käme eine Übernahme durch den Tabakriesen in der Öffentlichkeit nicht wirklich gut an.
Vectura zieht Empfehlung für Philip-Morris-Offerte zurück
Die Direktoren von Vectura haben daher ihre Empfehlung für das Philip-Morris-Angebot zurückgezogen und beabsichtigen, die Aktionärsversammlung im Zusammenhang mit dem Angebot des Tabakriesen zu vertagen.
Die Carlyle-Gruppe gab bekannt, dass Sie unwiderrufliche Zusagen diverser Großaktionäre der Vectura-Gruppe für Ihr Übernahmeangebot eingeholt habe, die insgesamt etwa 11,2% des ausgegebenen Stammkapitals von Vectura entspricht.
Wie es weitergehen kann
Ob Philip Morris das neue Carlyle-Angebot kontern und seine eigene Offerte noch einmal nachbessern wird, bleibt offen. Leisten könnte es sich der weltgrößte Tabakkonzern sicherlich. Sollte der Marlboro-Konzern nachbessern, werde ich Sie darüber auf dem Laufenden halten.