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Bieterwettstreit um Vectura: Philip Morris schlägt Carlyle

Inhaltsverzeichnis

Der Bieterwettkampf um den britischen Inhalationsspezialisten Vectura Group plc. ist beendet. Nach zwei Bieterrunden gibt sich die US-amerikanische Private-Equity-Gruppe Carlyle einem übermächtigen Mitbewerber, dem Tabakriesen Philip Morris, geschlagen.

Der Marlboro-Hersteller hatte am 8. August sein ursprüngliches Übernahmeangebot für das britische Pharmaunternehmen auf 165 Pence pro Aktie erhöht und damit das letzte von Carlyle abgegebene Angebot um 10 Pence übertrumpft.

Philip Morris bietet 1,1 Mrd. Britische Pfund

Insgesamt hat sich Philip Morris mit der nachgebesserten Offerte bereit erklärt, stolze 1,1 Mrd. Britische Pfund (GBP – etwa 1,29 Mrd. Euro) für die Übernahme von Vectura auf den Tisch zu blättern.

Am 10.08.21 gab die Carlyle-Gruppe offiziell bekannt, dass sie ihr Übernahmeangebot von 155 Pence nicht erhöhen werde. Unter dem Strich hatte Carlyle rund 958 Mio. GBP (1,13 Mrd. Euro) und damit 142 Mio. GBP (etwa 166,9 Mio. Euro) weniger als Philip Morris geboten.

Vectura-Kurs bricht nach Ende des Bieterwettstreits ein

Nach der Bekanntgabe, dass Carlyle sein Angebot nicht mehr erhöhen würde, brach der Kurs der Vectura-Aktie am 10. August um fast 6% ein und ging mit 163,40 Pence aus dem Handel.

Damit fielen die Vectura-Papiere fast genau auf das Niveau der von Philip Morris gebotenen 165 Pence zurück. Der Aufwind des Bieterwettstreits, der den Vectura-Kurs zu Höhenflügen veranlasst hat, war plötzlich verflogen.

Vectura-Vorstand stimmt Philip-Morris-Angebot zu…

Wie nach einem Boxkampf hat der Vectura-Vorstand am 12. August bekannt gegeben: „And the winner is: Philip Morris! Nun, ganz so euphorisch war die Wortwahl zwar nicht, denn der Vectura-Vorstand teilte eher nüchtern mit, dass Philip Morris das höchste Angebot gemacht habe und dass er dies auch anerkenne.

Ferner betonte die Vectura-Leitung aber auch, dass die breite Masse der Beteiligten von den größeren finanziellen Ressourcen des Philip-Morris-Konzerns profitieren könnten. Hinzu komme, dass der Marlboro-Hersteller zugesagt habe, seine F&E Investitionen von Vectura erhöhen zu wollen.

Darüber hinaus habe Philip Morris zugesagt, dass Vectura auch weiterhin als eigenständige Geschäftseinheit betrieben werde und das Rückgrat des Philip-Morris-Geschäfts mit Inhalationstherapeutika bilden werde. Dies ist natürlich ganz im Sinne des Vectura-Vorstands, der sicherlich um seine Posten gebangt hat.

…und empfiehlt seinen Aktionären, das Angebot anzunehmen

Nachdem sich die Geschäftsführung des britischen Unternehmens vor wenigen Tagen noch für das Carlyle-Angebot ausgesprochen hatte, machte der Vorstand nun eine Kehrtwende um 180 Grad und empfiehlt seinen Aktionären nunmehr, das finale Angebot des Marlboro-Herstellers anzunehmen:

„Nach sorgfältiger Abwägung der Angebotsdetails und aufgrund unserer treuhänderischen Pflichten beabsichtigen die Vectura-Direktoren den Aktionären von Vectura einstimmig, das Philip-Morris-Angebot zu empfehlen.“

Philip Morris vor Strategiewechsel…

Der Tabakriese hatte bereits in einem Brief an seine Aktionäre im Mai 2020 deutlich gemacht, dass er einen grundsätzlichen Kurswechsel plant. Im Rahmen seiner „Jenseits-des-Nikotin-Strategie“ will der Tabakkonzern sukzessive neue Geschäftsfelder aufbauen.

So will der Marlboro-Hersteller auf eine Produktlinie rauchfreier Produkte umstellen. Anstatt brennender Zigaretten setzt der US-Tabakkonzern zukünftig auf weniger krebsverursachende E-Zigaretten und andere Systeme.

…und setzt dabei auch auf den Gesundheitssektor

Neben weniger schädlichen Tabakprodukten setzt der US-Konzern bei seinem Strategiewandel auch auf ein neues Standbein im Gesundheitswesen. So hat Philip Morris bereits Anfang Juli 2021 angekündigt, dass er den dänischen Nikotinkaugummi-Hersteller Fertin Pharma für 820 Mio. US-Dollar (etwa 695 Euro) übernehmen und damit in die Gesundheitsbranche einsteigen werde.

Genau in diese Schiene passt auch die Übernahme der britischen Vectura, die Inhalationspräparate (z.B. zur Behandlung von Lungenerkrankungen wie Asthma) und die dazu notwendigen Inhalationsgeräte herstellt. Sollten die Vectura-Aktionäre dem Übernahmeangebot zustimmen, kann Philip Morris seine neue Fokussierung auf den Gesundheitsbereich deutlich ausbauen.

Wie es weitergeht

Philip Morris benötigt jetzt die Zustimmung der Inhaber von etwas mehr als 50 % der Vectura-Aktien, damit das Geschäft zustande kommt. Die Aktionäre haben jetzt 21 Werktage Zeit, ihre Aktien dem US-Tabakkonzern anzudienen.