Morrisons nimmt alternatives Übernahmeangebot an – Bieterwettstreit möglich
Vor zwei Wochen hatte ich Ihnen über die Ablehnung eines Übernahmeangebots durch die britische Supermarktkette Wm Morrison Supermarkets plc (kurz: Morrisons) berichtet. Am vergangenen Samstag gab der Morrisons-Vorstand nun bekannt, dass er sich jetzt auf eine Übernahme geeinigt habe: Allerdings mit einer anderen Bietergruppe und zu einem deutlich höheren Preis.
Käufer ist nicht die US-Investmentfirma Clayton, Dubilier & Rice, LLC (CD&R), die vor zwei Wochen immerhin 5,5 Mrd. Britische Pfund (GBP – etwa 6,41 Mrd. Euro) für Morrisons geboten hatte. Den jetzt verkündeten Zuschlag erhielt eine von der Fortress Investment Group angeführte Bietergruppe für stolze 6,3 Mrd. GBP (etwa 7,34 Mrd. Euro).
Fortress-Angebot mit hoher Übernahmeprämie
Die Investorengruppe um Fortress bietet den Morrisons-Aktionären stolze 254 Pence in bar für jede Aktie. Darin enthalten ist eine Sonderdividenden-Ausschüttung von 2 Pence. Der Vorstand von Morrisons empfiehlt seinen Aktionären, dieses Angebot anzunehmen.
Die neue Offerte liegt deutlich über den von CD&R gebotenen 230 Pence zzgl. einer möglichen Schlussdividende von 5,11 Pence. Der Übernahmeaufschlag des Fortress-Angebotes beläuft sich auf stolze 42%, bezogen auf den Schlusskurs der Morrisons-Aktie vor Bekanntwerden des CD&R-Angebots am 18. Juni 2021.
Bieterkonsortium bewertet Morrisons mit 9,5 Mrd. GBP
Insgesamt bewertet das Fortress-Angebot die britische Supermarktkette mit satten 9,5 Mrd. GBP (etwa 11 Mrd. Euro). Diese Summe setzt sich aus den oben genannten 6,3 Mrd. GBP (etwa 7,34 Mrd. Euro) zuzüglich den vom Käufer zu übernehmenden Nettoschulden von Morrisons zusammen, die sich auf 3,2 Mrd. GBP belaufen.
Zu der von Fortress Investment Group – einer Tochter der japanische SoftBank Group Corp. – angeführten Bietergruppe gehört der Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments) und die US-amerikanische Koch Real Estate Investments (KREI).
Die in New York ansässige Fortress Investment Group verwaltet aktuell ein Vermögen von etwa 53 Mrd. US-Dollar (USD – etwa 44,7 Mrd. Euro). Die in Toronto/Kanada beheimatete CPP Investments managet das Vermögen der kanadischen Rentenversicherung, welches Ende März 2021 bei ca. 287 Mrd. GBP (etwa 334,4 Mrd. Euro) lag.
Der Dritte im Bunde ist die KREI mit Sitz in Wichita/Kansas. KREI ist ein Teil von Koch Industries, einem der größten im Privatbesitz befindlichen Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Die Koch Investment-Töchter haben seit 2003 annähernd 133 Mrd. USD (etwa 112,1 Mrd. Euro) investiert.
Bieter-Wettstreit möglich
Offen ist, ob sich CD&R so einfach geschlagen gibt. Denkbar ist, dass die US-Investmentfirma ihr ursprüngliches Angebot nachbessert und die Offerte der von Fortress angeführten Investmentgruppe überbietet.
Hinzu kommt noch, dass auch die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Apollo Global am Montag bekannt gegeben hat, über ein eigenes drittes Übernahmeangebot für Morrisons nachzudenken.
Auch zahlreiche Investoren spekulieren offensichtlich darauf, dass es zu einem Bieter-Wettstreit um die britische Supermarktkette kommen wird. So schoss der Kurs der Morrisons-Aktie am Montag an der Londoner Börse um gut 11% in die Höhe. Am späten Nachmittag lag er bei 266 Pence und damit deutlich über dem von Fortress und Co gemachten Angebot.
Laut britischem Recht hat CD&R für eine Nachbesserung ihres Angebotes noch bis zum 17. Juli 2021 Zeit. Auf entsprechende Presseanfragen reagierte die US-amerikanische Investmentfirma bisher jedoch nicht. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten und berichten, wenn es weitere Informationen zur Morrisons-Übernahme gibt.