Italienische Aktien: gut und günstig
Solide Konzerne, starke Exportwirtschaft und ein gehöriger Außenhandelsüberschuss – diese Merkmale treffen beileibe nicht nur auf Deutschland zu. In Europa kennzeichnen sie genauso gut Italien. Auch wenn es in den Negativmeldungen zu dem Land etwas untergeht, italienische Aktien sind keine schlechte Wahl.
Hocheffiziente Exportwirtschaft
An der zentralen Börse in Mailand lief der Leitindex FTSE MIB in den letzten drei Monaten mit einem Plus von über 25 % sogar besser als der Dax. Zwar war die gesamte Performance 2016 am Jahresende nur ein Nullsummenspiel, allerdings ist der Renzi-Referendum-Effekt eingerechnet. Hatte bis dahin Unsicherheit gedrückt, schossen die italienischen Aktien anschließend regelrecht nach oben. Seit Januar pendelt der Index im Seitwärtsbereich. Dabei sind die Rahmendaten gar nicht schlecht.
Italien hat als drittgrößte Volkswirtschaft Europas zugleich den dritthöchsten Handelsüberschuss. Mit dem aktuellen Rekord von 52 Mrd. € liegt es nach Deutschland und den Niederlanden vor Frankreich. Die Exportwirtschaft ist hochgradig konkurrenzfähig und glänzt in den Bereichen Anlagenbau und Präzisionsmaschinen, Transportmittel, Metalle sowie Nahrungsmittel. Der stärkste Nachfrageschub kommt aus China und Japan.
Italienische Aktien mit Vorzeigebank
Gleichzeitig kommt das Wirtschaftswachstum Italiens nicht richtig voran. Die Hautprobleme sind strukturelle Defizite und vor allem der Bankensektor. Während die aktuelle Übergangsregierung für gewisse Stabilität sorgt, bereiten die Kreditinstitute mit ihren Schulden Kopfzerbrechen. Insgesamt fehlen gut 15 Mrd. €. Allein die Traditionsbank Banca Monte dei Paschi, Siena braucht 8,8 Mrd. € zum Überleben.
Seit Dezember ist die Aktie vom Handel ausgesetzt. Dramatisch sind auch die Kursverluste von Unicredit oder Ubi Banca. Von Bankentiteln sollte man die Finger weglassen – bis auf eine Ausnahme: Intesa Sanpaolo.
Als einzige Großbank liefert sie nur gute Nachrichten. Intesa hat schon früh faule Kredite abgebaut und die Kosten massiv gesenkt. Die Bank steht besser das als alle anderen. 2016 lag der Gewinn bei 3,1 Mrd. €. Das sind 14 % mehr als im Vorjahr. Entsprechend wurde die Dividende erhöht. Und nun will Intesa eventuell den Versicherungskonzern Generali übernehmen. Ein Zusammengehen mit dem Allianz-Rivalen würde Kurschancen auf beiden Seiten bringen.
Kursrenner an der Mailänder Börse
Der absolute Renner unter den Top-40 an der Mailänder Börse ist ST Microelectronics. Das Papier des Halbleiterkonzerns legte in den letzten 12 Monaten um 178 % zu. Mit seinen Chips bedient er den Zukunftsmarkt der Digitalisierung. Nach einem Umsatzplus verdiente das Unternehmen mit 162 Mio. € 59 % mehr als 2015.
Kleine Einschränkung für Puristen: STM ist keine rein italienische Aktie. Der Konzern ist aus der Fusion zwischen SGS Microelettronica und dem französischen Thomson Semiconductors hervorgegangen und hat seinen Verwaltungssitz in Genf. Die Aktie wird auch an der Euronext Paris gehandelt.
Als nächstes besticht Fiat Chrysler unter den italienischen Aktien. Der Autobauer lässt mit einem Kursplus von 91,43 % seit Februar letzten Jahres die Konkurrenz hinter sich. Selbst die jüngsten Vorwürfe zu Abgasmanipulationen in Frankreich und Deutschland konnten die Aktie nicht aufhalten. Mit ein Grund ist, dass Donald Trump dem italienisch-amerikanischen Konzern gewogen ist. Strafzölle sind hier kein Thema.
Zu den besten Performern zählt Buzzi Unicem mit einem Kurszuwachs von 88,76 %. Der Baustoffkonzern, der in Deutschland mit der Tochtergesellschaft Dyckerhoff AG vertreten ist, weitet Umsätze und Gewinne kontinuierlich aus.
Insgesamt haben italienische Aktien einen Vorteil: Sie liegen vielfach deutlich unter dem langjährigen Durchschnitts-KGV im FTSE MIB. Im Vergleich zu deutschen Papieren sind sie günstig.