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Wienerberger legt 600 Mio. Euro für Zukauf auf den Tisch

Wienerberger legt 600 Mio. Euro für Zukauf auf den Tisch
Wiener Börse AG
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Auch kurz vor Weihnachten dreht sich das Übernahmekarussell mit hoher Geschwindigkeit weiter. Gerade hat der österreichische Baustoff-Riese Wienerberger seine Fühler ausgestreckt und die 600 Millionen Euro schwere Übernahme der Creation-Mutter Terreal bekanntgegeben. Mit dem Kauf des Steildach-Anbieters kann Wienerberger die Position im deutschen und europäischen Dachziegel-Markt stärken und zudem das Geschäft mit Dachsteinen und Photovoltaik deutlich ausbauen.

Wienerberger: Österreichischer Baustoffkonzern mit langer Tradition

Bevor wir auf die Großübernahme kommen, möchte ich Ihnen den österreichischen Konzern erst einmal näher vorstellen: Wienerberger wurde 1819 von Ignaz Schwab und seinem Sohn als Kalk- und Ziegelwerk in Wien gegründet. 1821 wurde die erste Ziegelei eröffnet und das Unternehmen begann, Ziegel, Steinchen und Kalk zu produzieren. 1868 wurde das Unternehmen in Wienerberger umbenannt. Seitdem hat es sich zu einem führenden Anbieter von Baustoffen und Bauprodukten in Europa entwickelt.

Das Unternehmen ist in drei Hauptgeschäftsbereiche unterteilt: Baustoffe, Bauprodukte und Baustoffdienstleistungen. Wienerberger ist in mehr als 30 Ländern auf fünf Kontinenten tätig. Das Unternehmen ist weltweit führend bei der Herstellung und dem Vertrieb von Baustoffen, Dachziegeln, Fassaden, Bodenbelägen, Fliesen, Wand- und Deckenplatten, Ziegelsteinen, Blocksteinen und anderen Bauprodukten.

600 Millionen Euro für Steildachanbieter

Jetzt wechseln die Österreicher bei ihrem Expansionskurs auf die Überholspur. Mit dem 600 Millionen Euro schweren Zukauf von Terreal soll die Renovierungssparte massiv gestärkt werden. Geplant ist der Kauf des Terreal-Geschäfts in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und den USA. Zum Hintergrund: Terreal mit Firmensitz in Suresnes in Frankreich bietet Dach- und Solarlösungen an.

Das zu erwerbende Geschäft steht für 740 Millionen Euro Umsatz und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 100 Millionen Euro auf Run-Rate-Basis. Zum Vergleich: Wienerberger kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 3,97 Milliarden Euro und ein EBITDA von 694 Millionen Euro.

Kaufpreis günstiger als bei vergleichbaren Transaktionen

Der Kaufpreis entspricht dem sechsfachen des Vorsteuerergebnis (EBITDA). Werden erwartete Synergien und Kostensenkungen eingerechnet, sinkt das Multiple auf vier. Nach Firmengaben zahlt Wienerberger deutlich weniger als Rivalen bei ähnlichen Übernahmen. Demnach hat der Zementkonzern Holcim für den Kauf des US-Unternehmen Malarkey das 11,3 -fache Multiple gezahlt. Beim Kauf von Henry durch Carlisle wurde sogar das 13,2-fache des EBITDA als Kaufpreis aufgerufen.

Deutliche Ergebnissteigerung geplant

Finanziert werden soll der Deal aus einem Mix aus dem vorhandenen Cashbestand, der Ausgabe von Aktien und einer neuen Kreditlinie. Nach dem Closing rechnet das Management mit einem positiven Gewinnbeitrag bereit im ersten Jahr. Innerhalb von drei Jahren nach der Übernahmen soll das Ergebnis durch Effizienzmaßnahmen, Cross-Selling und Kostensenkungen auf bis zu 150 Millionen Euro steigen.

Gebäudesanierung als Wachstumsmarkt

Mit der Übernahme will Wienerberger vor allem von der Sanierung in Deutschland und Frankreich profitieren. In Frankreich gibt es gerade neue Pläne für die Förderung von Renovierungsmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Dort verfügt Terreal über eine starke Position: Zuletzt erzielte das Unternehmen rund 60% der gesamten Konzernumsätze in Frankreich.

Generell gilt der Sektor vor dem Hintergrund der Klimaschutzbestrebungen als aussichtsreich. Etwa 30 % der Energie geht laut Firmenangaben über das Dach verloren. Insgesamt wollen die Österreicher den jährlichen Dachabsatz auf 75 Millionen Quadratmeter verdoppeln. Den Aktienkurs ließ der Vorstoß hingegen komplett kalt. Nach der Meldung setzten die Wienerberger ihren jüngsten Konsolidierungskurs erst einmal weiter fort.