Holcim-Aktie: Schweizer Baukonzern mit milliardenschwerer Übernahme

Holcim-Firmenboss Jan Jenisch setzt den Konzernumbau weiter fort. Der Konzern, der sich 2015 durch die Fusion der schweizerischen Holcim und der französischen Lafarge zum weltgrößten Zementkonzern aufgeschwungen hatte, ist durch verschiedene große Desinvestitionen insbesondere in Südostasien auf den dritten Platz hinter zwei chinesische Zementproduzenten gerutscht. Jetzt soll die Umsatzverteilung von der Kapital intensiven Zementproduktion auf weniger kapitalintensive Geschäfte verlagert werden.
Ein wichtiger Schritt ist die Übernahme des US-Wohnbedachungsspezialisten Marlakey Roofing Products für 1,35 Milliarden Dollar, die Holcim gerade erfolgreich abgeschlossen hat.
Holcim – der Baugigant aus der Schweiz
Bevor wir auf die Mega-Übernahme kommen, möchte ich Ihnen den Konzern gerne erst einmal näher vorstellen: Holcim (vormals LafargeHolcim Ltd.) ist weltweit einer der größten Anbieter von Baustoffen wie Zement, Kies, Sand, Transportbeton und Betonzusatzmittel. Zusätzlich zu dem Kerngeschäft bietet die Gruppe Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Management, Maschinenbau und Support an.
Das Unternehmen strebt ein zirkuläres Geschäftsmodell an und ist bemüht nachhaltigere Baustoffe zu entwickeln. Lösungen wie ECOPact ermöglichen klimaneutrales Bauen und mit Produktinnovationen wie Susteno bietet Holcim auch umweltfreundlichere Baustoffe an, in denen Abfallstoffe wiederverwendet oder energetisch genutzt werden.
Lukrativer Markt für Wohnbedachungen im Visier
Der US-Wohndachmarkt hat laut Holcim ein Volumen von 19 Milliarden Dollar und gilt als hochprofitabel. Vor allem Reparaturen und Sanierungen sowie der Trend hin zu nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Baumaterialien sorgt in diesem Segment für spürbaren Rückenwind.
Mit der Übernahme von Malarkey will sich Holcim dort Wachstumspotenzial erschließen und die Diversifikation weg von Zement vorantreiben. Die in Familienbesitz stehende Firma Marlakey hat in den vergangenen zehn Jahren mit Produkten wie Dachschindeln oder Eis- und Wassersperren prozentual zweistellige Wachstumsraten erzielt. Im laufenden Jahr erwartet der US-Konzern bei einem Jahresumsatz von 600 Millionen Dollar ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 120 Millionen Dollar.
Ausbau des Dachgeschäfts
Für Holcim ist es nicht die erste Übernahme in diesem Geschäftsbereich. Vor knapp einem Jahr hatten die Schweizer bereits die auf Flachdächer für Gewerbegebäude in Amerika spezialisierte Firestone Building Products für 3,4 Milliarden Dollar geschluckt und sich damit einen zusätzlichen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Dollar einverleibt.
Der Malarkey-Zukauf ist für Holcim ein wichtiger Eckpfeiler, um bis 2025 einen Nettoumsatz von 4 Milliarden Dollar im Bereich Bedachungen zu erzielen und gleichzeitig die Expansion von Lösungen & Produkte zu beschleunigen. Holcim rechnet zudem mittelfristig mit jährlichen Synergien in Höhe von 40 Millionen Dollar.
Holcim erreicht Rekordergebnis
Unterdessen konnten die Schweizer in 2022 ein neues Rekordjahr verbuchen. Der Umsatz kletterte um 11,3% auf 26,83 Milliarden Schweizer Franken. Vor allem höhere Absatzmengen in allen Regionen und Segmenten sowie starke Verkaufspreise sorgten für Rückenwind. Unter dem Strich verdiente der Bauzulieferer mit 2,68 Milliarden Schweizer Franken ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Das Segment Produkte und Lösungen, das durch die Marlakey-Akquisition ausgebaut werden soll, kam auf 3,6 Milliarden Dollar Umsatz. Das entspricht einem Anteil von 13% an den gesamten Konzernerlösen. Bis 2025 soll der Anteil dann auf 25% ansteigen.
Für das laufende Geschäftsjahr bleibt Holcim auf Wachstumskurs und hat einen Anstieg der Umsätze auf vergleichbarer Basis um mindestens 6% in Aussicht gestellt.