UBS: Schweizer Großbank kauft Fintech Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar
Nach jahrelanger Abstinenz bei Übernahmen ist die Schweizer Großbank UBS wieder zurück und schaltet in den Angriffsmodus. Das Bankhaus schluckt für 1,4 Milliarden Dollar den digitalen Vermögensverwalter Wealthfront. Mit dem wegweisenden Deal wollen die Schweizer vor allem ihre Reichweite bei jüngeren, vermögenden Kunden in Zukunft ausbauen.
Digitale Vermögensverwaltung im Fokus
Mit der Übernahme möchte die UBS das US-Geschäft sowie die Reichweite bei vermögenden und vor allem jüngeren Kundengruppen vergrößern. Für Wealthfront legen die Schweizer 1,4 Milliarden Dollar auf den Tisch. Dafür erhalten sie einen gut etabliertes Fintech.
Das Objekt der Begierde hat nach Angaben der UBS 470.000 Kundinnen und Kunden in den USA und verwaltet über 27 Milliarden Dollar. Die digitale Vermögensverwaltung bietet demnach Finanzplanung, Bankdienstleistungen und Anlagelösungen sowie die Verwaltung des Vermögens.
Zukauf ist strategische Kehrtwende
Für einige Beobachter mag der Zukauf dennoch überraschend kommen. Immerhin hatte sich der frühere UBS-Chef Sergio Ermotti lange gegen die digitale Vermögensverwaltung gewehrt. So wurde das im Jahr 2018 in Großbritannien eingeführte Robo-Angebot Smart Wealth im Stillen begraben, ohne es mit einem nennenswerten Nachfolger zu ersetzen. Offenbar war die Angst, bestehendes Geschäft zu kannibalisieren, zu groß.
Der neue UBS-Chef Ralph Hamers sieht die Lage offenbar anders. Der Niederländer, der seit etwas über zwei Monaten das Ruder der Bank übernommen hat, setzt mit dem Zukauf eine erste Duftmarke.
Deal soll Position gegenüber Wettbewerbern stärken
Wealthfront soll zunächst ins amerikanische Vermögensverwaltungsgeschäft eingegliedert werden. Mittelfristig soll aber der digitale Vorstoß auf globaler Ebene ausgerollt werden. Dabei verfolgt die UBS mit dem Zukauf ein klares Ziel: Wealthfront zielt auf die wohlhabende Mittelschicht ab. Von dieser Klientel erwartet sich die Bank in Zukunft profitable Geschäfte. Es gibt immer mehr Leute, die günstige Angebote suchen, aber dennoch mehr Vermögen mitbringen als der durchschnittliche Kleinsparer. Hier will die Schweizer Großbank künftig noch besser punkten.
Damit geht die UBS noch stärker in den Wettbewerb mit Rivalen wie Morgan Stanley, die ebenfalls Kunden mit 250.000 bis 2 Millionen Dollar Vermögen verstärkt in den Fokus nehmen. Laut Medieninformationen hat die UBS bereits rund 2 Millionen Kunden in diesem Segment.
Wachstum in den USA gesucht
Damit verschiebt sich der regionale Fokus der UBS. Während sich die Großbank zuletzt aus mehreren europäischen Destinationen wie Österreich und Spanien zurückgezogen hat, wittert der Konzern in den USA offenbar neues Wachstumspotenzial.
Wealthfronts Zielkunden sind Millenials und die Generation Z. Dieses Kundensegment hat laut UBS großes Wachstumspotenzial im US-Markt, denn mit mehr als 130 Millionen Anlegerinnen und Anlegern allein in den USA wird dieses Wachstumssegment einen zunehmenden Anteil am globalen Vermögen haben.
Digitaloffensive strategisch sinnvoll
Ob der Kaufpreis von 1,4 Milliarden Dollar für Wealthfront gerechtfertigt ist, lässt sich schwer einschätzen. Der strategische Schwenk dürfte sich aber langfristig auszahlen. Die digital affine vermögende Kundschaft bietet viel Potenzial für die Zukunft. Auch wenn diese Kunden mit zunehmenden Vermögen vielleicht nie in die deutlich lukrativere persönliche Vermögensverwaltung wechseln, das Cross Selling Potenzial dürfte hoch sein. Ob Finanzierungen, Immobiliengeschäfte oder andere Bankgeschäfte. Ansätze, um mit erst einmal gewonnenen Kunden zusätzliches Geschäft zu machen, gibt es genug.