Megadeal zeichnet sich ab: Norwegische Adevinta schluckt Ebay-Sparte für 9,2 Milliarden Dollar
Schon seit Jahren wurden über den Verkauf des Anzeigengeschäfts (Ebay Kleinanzeigen und mobile.de) spekuliert, doch jetzt ist es amtlich: Der norwegische Rivale Adevinta hat gerade ein 9,2 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot für die Sparte auf den Tisch gelegt. Aus der Fusion entsteht nun das nach eigenen Angaben weltweit größte Kleinanzeigenunternehmen. Auf der Rangliste der größten Deals in Europa in diesem Jahr schafft es die Transaktion immerhin auf den sechsten Platz.
Auch wenn die Ebay-Aktie mit einem Kursabschlag von 3% auf die Meldung reagiert, die jüngste Kursentwicklung ist absolut beeindruckend. Seit dem Jahreswechsel liegen die Papiere 60% im Gewinn, seit der März-Korrektur hat sich Aktie sogar um 115% erholt. Vollkommen aus dem Häuschen waren übrigens die Aktionäre des Bieters Adevinta. Die Aktien des norwegischen Wettbewerbs schossen um 36% in die Höhe.
Adevinta setzt sich im Bietergefecht durch
Zuletzt gab es ein regelrechtes Bietergefecht um die Anzeigensparte von Ebay. Am Ende hat sich Adevinta aber nicht nur gegen die Beteiligungsgesellschaft Prosus des Medienkonzerns Naspers durchsetzen können. Auch das Private-Equity-Konsortium, dem Blackstone, Permira und Hellman & Friedman angehörten, zählte zu den Interessenten. Zu Beginn war auch der vom US-Finanzinvestor KKR gestützte Berliner Medienkonzern Axel Springer unter den möglichen Bietern vertreten.
Für 9,2 Millionen Dollar soll die Ebay-Sparte nun den Besitzer wechseln. Der Kaufpreis entspricht etwa dem Zehnfachen des Umsatzes.
Preis fließt vor allem via Aktien
Allerdings fließen Ebay durch den Deal „nur“ etwa 2,5 Milliarden Dollar in bar zu. Der Großteil des Kaufbetrags soll über neue eigene Adevinta-Aktien bezahlt werden. Mit dem Aktiendeal steigt Ebay zum neuen Großaktionär der Norweger auf. Ein Teil wird aber über stimmrechtlose Aktien abgewickelt. Auf diese Weise ist der US-Konzern auch zukünftig mit der Anzeigensparte verbunden, hat aber nur 33% Stimmrechte, obwohl die gesamte Beteiligung bei 44% liegt.
Während Ebay zum neuen Großanleger aufsteigt, verringert sich die Beteiligung des aktuellen Ankeraktionärs Schibsted. Der norwegische Online-Gigant, der die Firma erst im zurückliegenden Jahr an die Börse gebracht hat, wird zukünftig nur noch Drittel aller Aktien halten. Für Sie zum Vergleich: Zuvor hielt der Konzern noch 59% aller ausstehenden Aktien.
Verkauf des dänischen Anzeigengeschäfts soll Kaufpreis reduzieren
Gleichzeitig will Schibsted das dänische Kleinanzeigengeschäft von Ebay rauskaufen – Kostenpunkt 330 Millionen Dollar. Dadurch sinkt der Baranteil, den Adevinta für den gesamten Deal aufbringen muss, auf nur noch 2,17 Milliarden Dollar. Für diese Summe hat sich Adevinta eigenen Angaben zufolge einen milliardenschweren Überbrückungskredit gesichert.
Deal schafft größten Online-Kleinanzeigenkonzern der Welt
Die milliardenschwere Übernahme hat es in sich. Immerhin entsteht durch den Zusammenschluss der beiden ungefähr gleich großen Unternehmen der größte Kleinanzeigenkonzern der Welt. Neben der deutschen Ebay-Kleinanzeigen und der Autoplattform mobile.de gehören die britische Gumtree und Kijiji in Kanada sowie diverse Autoportale zu dem Firmenuniversum. Zu Adevinta gehören unter anderem die Einkaufs-App Shpock, die Urlaubsreservierungsseite Locasun und die Stellensuchplattform Infojobs. Insgesamt sind die beiden Konzerne in 28 Ländern in ganz Europa und Amerika vertreten.
Auf Basis der 2019er Zahlen kommen beide Firmen auf einen Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte bei beinahe 600 Millionen Dollar liegen. Unterdessen soll die Fusion auch gewaltige Synergieeffekte erzielen. Insgesamt rechnet das Management mit Einsparungen in Höhe von 150 bis 185 Millionen Dollar. Diese sollen ab dem dritten Jahr nach dem Zusammenschlusses erreicht werden.
Aktivistische Investoren am Ziel
Dabei dürfte der Deal vor allem auch für die aktivistischen Investoren auf großes Wohlwollen stoßen. Seit geraumer Zeit üben die Hedgefonds von Starboard Value und Elliot Druck auf das Ebay-Management aus und drängen darauf, dass Randbereiche veräußert werden. Im November verkaufte das Unternehmen aus San Jose in Kalifornien einen Online-Marktplatz für Konzert- und Sportveranstaltungskarten für 4 Milliarden Dollar an den in der Schweiz ansässigen Rivalen Viagogo. Den großen Wurf liefert aber jetzt der sich jetzt anbahnende Verkauf des Kleinanzeigengeschäfts.