Spotify Aktie erfordert Mut zum Risiko

Klappern gehört zum Handwerk, und wenn es einem gelungen ist, für Aufmerksamkeit an der Börse zu sorgen, dann auf jeden Fall Spotify.
Seit Anfang April wird die Spotify-Aktie an der Wall Street gehandelt und gleich zu Beginn wurden Preise bis zu 168 US-$ gezahlt, auf Tradegate waren es 138 €. Innerhalb einer Woche pendelte sich der Kurs etwas oberhalb der Marke von 120 € ein.
Spotify-Aktie viel zu teuer
Ab jetzt werden nüchterne Fakten aus dem gewöhnlichen Geschäft zählen, auch wenn Spotify gerne von sich behauptet, kein „normales Unternehmen“ zu sein. Der Börsenstart des schwedischen Musikstreaming-Dienstes zumindest war in jeder Hinsicht ungewöhnlich, was auch die hohen Anfangskurse der Spotify-Aktie erklärt, die aber nicht so recht zu den Fundamentaldaten passen: Spotify macht bisher nur Verluste.
Zum einen war es der nach Facebook und Alibaba größte Börsengang eines Technologiewerts in den letzten Jahren. Er bescherte dem jungen Unternehmen eine Marktkapitalisierung von gut 30 Mrd. US-$. Zum anderen handelte es sich nicht um einen klassischen IPO (Initial Public Offering), was für Wirbel sorgte.
Normalerweise engagieren Unternehmen, die an die Börse gehen, zuvor Konsortialbanken und durchlaufen eine Werbetour auf der kräftig für die neue Aktie getrommelt wird. Gleichzeitig werden am Erstmarkt, also nicht an der regulären Börse, die Preise gebildet. Auf all das hat Spotify verzichtet und den ungewöhnlichen Weg einer Direktplatzierung gewählt.
Clevere Direktplatzierung
Die Anteilsscheine, die einfach in den Handel kamen, waren keine neuen Aktien, sondern solche, die bereits existieren. Es sind also nur Papiere, die bestehende Aktionäre anbieten. Damit holt sich das Unternehmen zwar kein frisches Geld, doch durch das knappe Angebot wurde der Kurs der Spotify-Aktie naturgemäß in die Höhe getrieben.
Die Wahl einer direkten Listung war insofern clever, als der hohe Kosten- und Zeitaufwand üblicher Börsengänge gespart und eine Magnetwirkung durch hohe Anfangskurse erzeugt wurde. Für die Altaktionäre, zu denen Investmentgesellschaften und der Firmengründer Daniel Ek gehören, war dies ein gutes Geschäft. Privatanleger aber, die jetzt zugreifen wollen, riskieren Verluste.
Zwar ist Spotify mit angeblich 195 Mio. Nutzern, von denen 71 Mio. zahlende Kunden sind, die Nummer eins im Geschäft mit Musikstreaming. Doch das Unternehmen muss erst aus den roten Zahlen kommen. Bislang wurden nur Verluste gemacht – zuletzt rund 330 Mio. US-$.
Geschäftsmodell mit Haken
Und die in Gewinne zu verwandeln, ist nicht so einfach. Auch wenn die Umsätze von zuletzt 4,1 Mrd. US-$ dieses Jahr auf über 5 Mrd. US-$ steigen sollen, so muss für jedes abgespielte Lied eine Nutzungsgebühr an Labels wie Sony, EMI, Warner Music Group, Universal sowie zahlreiche andere gezahlt werden. Unterm Strich bleibt eine Marge von rund 23 %.
Zudem ist Spotify nicht allein. Der Dienst konkurriert mit Angeboten von Amazon, Apple, Google und anderen. Hinzu kommt, dass es in Sachen Lizenzgebühren und Nutzungsrechte vermutlich noch ein paar Fragezeichen gibt: Der Musikverlag Wixen behauptet, dass Spotify 21 % aller Songs nicht korrekt lizenziert. Wixen hat Ende Dezember Klage eingereicht und will mindestens 1,6 Mrd. US-$ erstreiten.
So richtig solide wirkt die Spotify-Aktie also nicht. Auch der letztes Jahr an der Börse gestartete Dienst Snap, der für Snapchat steht, hat die Anleger bislang herb enttäuscht. Eine Kombination aus hohen Verlusten, mäßigen Margen und nur begrenzt ausbaubaren Nutzerzahlen könnte auch Spotify zu schaffen machen. Und das ist das Problem vieler Internetdienstleister: Irgendwann flachen die Zuwachsraten ab.