Südafrika: Aktien erholen sich wieder

Wer an die Wirtschaft in Afrika denkt, dem dürfte nach wie vor auf Anhieb Südafrika einfallen. Das Land am Kap gehört zu den Emerging Markets und ist traditionell das Zugpferd auf dem Kontinent mit weitgehend ausgebauten Strukturen und Konzernen auf Industriestaaten-Niveau.
Im Vergleich zu vielen anderen Staaten Afrikas ist die Börse in Johannesburg (JSE) ein gefragter Finanzplatz für internationale Investoren.
Südafrika Aktien locken mit Aufholpotenzial
Südafrika-Aktien sind entsprechend auch für deutsche Privatanleger zugänglich. Die wichtigsten sind im Leitindex, dem FTSE/JSE All Share Index gelistet. Sie repräsentieren 99 % der gesamten Marktkapitalisierung an der JSE. Zu den Voraussetzungen für eine Listung gehört eine hohe Liquidität.
Wer es lieber mit Fonds bzw. ETFs versucht, kann von zwei Indizes profitieren: dem FTSE/JSE Top 40 und dem MSCI South Africa. Auf Jahressicht brachten die Indexfonds von Lyxor South Africa oder HSBC MSCI South Africa ein Plus zwischen grob 14 % und 15 %. Insgesamt sind die Unterschiede unter den vier ETFs auf Südafrika-Aktien nicht groß.
Die großen Börsenkonzerne
Zu den Schwergewichten im FTSE/JSE Top 40 gehört Naspers. Der Telekom- und Pay-TV-Anbieter existiert als Verlag seit 1915 und sieht sich als multinationale Gruppe von Medien und Plattformen beim E-Commerce. Naspers brachte seinen Aktionären seit zehn Jahren einen Wertzuwachs von über 1.600 %. Auf Jahressicht waren es 51,81 %.
Ebenfalls als transnationales Unternehmen sieht sich Sasol. Das Unternehmen mit Sitz in Johannesburg ist im Bereich Erdöl und Chemie tätig und Südafrikas zweitgrößter Industriekonzern. Sasol wurde Ende 2014 von den einbrechenden Rohstoffpreisen kalt erwischt und kämpft sich langsam wieder nach oben. Nach vorangegangenen Verlusten konnte das Papier auf Jahressicht um etwas über 8 % zulegen.
Auch die Aktie der MTN-Group steigt vorsichtig an. Der Kurs des Telekomunternehmens, das in mehreren Ländern Afrikas sowie im Nahen Osten aktiv ist, war 2015 um über die Hälfte eingebrochen. Nach Firmenangaben werden 2017 erstmals seit längerem wieder schwarze Zahlen geschrieben.
Goldfields wiederum ist vom Goldpreis abhängig. Auf Jahressicht kam die Aktie immerhin wieder auf ein Plus von 11,51 %. Doch der Kurs von rund 3 € beträgt nur ein Viertel der Notierungen bis Ende 2012. Goldfields ist die Nummer acht unter den Goldminen weltweit. Ebenso kommt der Baukonzern Group Five nur langsam aus der Verlustzone. Kräftig im Aufwind ist das Papier der Nedbank. Seit November letzten Jahres schoss der Kurs um über 70 % in die Höhe.
Aus dem Tal der Tränen?
Die genannten Aktien sind auch an deutschen Börsen gelistet. Ob sich ein Zustieg lohnt, hängt von der weiteren Entwicklung in Südafrika ab. Einerseits gab es große Hoffnungen, als im Februar 2018 Präsident Zuma das Feld räumte. Nach neun Jahren hatte er das Land heruntergewirtschaftet.
Die Arbeitslosenquote stieg auf 27 %, die Verschuldung von 40 % auf 57 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Korruption und Vetternwirtschaft hielten Investoren zuletzt davon ab, in Südafrika zu investieren. Im Gegenteil: Sie zogen rund 14 Mrd. € ab. Bei den Ratingagenturen zählt Südafrika nicht mehr als Investment Grade.
Die ersten Gegenmaßnahmen des neuen Präsidenten Ramaphosa überzeugten die Anleger und sorgten auf breiter Front für anziehende Kurse. Erwartet wird ein Gewinnwachstum der Unternehmen im MSCI South Africa von 22 % bis Ende 2018. Für einen Dämpfer jedoch sorgte die jüngste Entscheidung der Regierungspartei ANC, alle weißen Farmer entschädigungslos zu enteignen.
Sollte dies tatsächlich so umgesetzt werden wie zuvor in Simabwe, droht ein krasser wirtschaftlicher Abstieg. Sollte es sich jedoch mehr um eine populistische Ankündigung handeln, die dazu dient, verlorene Wähler einzufangen und ohne wirkliche Folgen bleibt, dürften Südafrika-Aktien einiges an Aufholpotenzial bieten.