Einer der interessantesten Märkte mit großem Potenzial: Mexiko
Wenn vom Aufholpotenzial der Schwellenländer die Rede ist, geht es meist um die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China. ETFs werden auf entsprechende Indizes angeboten. Auf die Art kann man aber auch in Mexiko investieren. Das Land ist eigentlich erst mit Donald Trumps Mauerplänen und Klagen über den Billiglohn-Nachbarn wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Schon seine Drohungen gegenüber Unternehmen, sie sollten lieber in den USA als in Mexiko investieren, zeigen, wie begehrt der Standort als günstiges Tor zum nordamerikanischen Markt ist. Während er die Freihandelszone Nafta mit Kanada und vor allem Mexiko infrage stellt, bereitet die EU im Eiltempo ein eigenes Abkommen vor.
In Mexiko investieren trotz Trump
Und schon hat Siemens Investitionen in Höhe von 200 Mio. US-$ angekündigt. Das Unternehmen betreibt seit Jahren neun Werke sowie Logistik- und Forschungszentren vor Ort und freut sich über Auftragszuwächse von zuletzt 32%. Mexiko gilt in der Siemens-Zentrale als „einer der interessantesten Märkte mit großem Wachstumspotenzial“.
Erst jüngst war der streng regulierte Energiesektor geöffnet worden, was die Lieferung von Fördertechnik an den staatlichen Ölkonzern Pemex ermöglicht. Zudem lockt Mexiko mit niedrigen Unternehmenssteuern. Neben zahlreichen anderen deutschen Firmen sind vor allem die Autobauer präsent.
BMW zieht gerade für gut 1 Mrd. US-$ ein neues Werk hoch. Ebenso Daimler, und zwar in Kooperation mit Renault/Nissan. Audi hat letztes Jahr eines eröffnet und fährt die Produktion hoch. Und VW, das bereits seit 50 Jahren in Puebla produziert, lässt nun vermehrt SUVs vom Band rollen. Nimmt man die Planungen von Honda, Mazda oder Hyundai hinzu, entsteht eine Investitionssumme von 8,26 Mrd. US-$ allein im Automobilsektor.
Obwohl Ford seine Investitionsvorhaben auf Trumps Druck hin eingestellt hat, bleibt Mexiko siebtgrößter Autoproduzent weltweit. Ob der Plan aufgeht, bis 2020 zur Nummer fünf aufzusteigen, dürfte dennoch vom weiteren Gebaren des US-Präsidenten abhängen. Aktuell deutet vieles auf eine weniger rigide Linie hin.
Mit Reformen und Ehrgeiz zu neuen Märkten
Zumindest hat sich durch die Zollabkommen mit der EU seit 2000 der Handel mit Europa verdreifacht. Problematisch ist die unzureichende Rechtssicherheit. Gleichzeitig besitzt Mexiko eine hervorragende Infrastruktur und arbeitet an einem Reformprogramm zur Förderung der Wirtschaft. Um sich unabhängiger von den USA zu machen, werden die Beziehungen zu China und natürlich Südamerika intensiviert. In Lateinamerika hat Mexiko nach Brasilien die zweitgrößte Wirtschaftsleistung.
Die 35 größten Unternehmen des Landes sind im Leitindex IPC gelistet. Auffallend: Der Schwerpunkt liegt auf dem Telekommunikationssektor. Zu den soliden, großen Value-Aktien zählen etwa America Movil, der Getränkeriese FEMSA, das Chemieunternehmen Mexichem oder der Bergbaukonzern Grupo Mexico.
Als Wachstumstitel gelten gleich drei Flughafenbetreiber: Grupo Aeroportuario del Centro Norte, Grupo Aeropuntuarion del Pacifico und Asur. Außerdem die größte Kaufhauskette El Puerto de Liverpool oder der Lebensmittelproduzent Gruma. Jüngster Überflieger ist das Papier des Einzelhändlers Grupo Elektra mit fast 169% Kurszuwachs in den letzten drei Monaten.
Mauer hindert Handel nicht
Die Zuwächse des gesamten Leitindex IPC lagen zwar deutlich unter denen von Dax oder S&P 500, jedoch besteht Potenzial. Was dem Export Auftrieb gibt, ist der extrem niedrige Peso. Die Zentralbank stemmt sich derzeit gegen eine weitere Abwärtsspirale. Bei allen politischen Unwägbarkeiten, die Aussichten sind langfristig nicht schlecht.
Im Idealfall werden sich Donald Trumps Drohungen auf den Mauerbau beschränken. Als Nebeneffekt haben sie Mexiko bereits veranlasst, sich nach neuen Märkten umzuschauen und Reformbestrebungen zu verstärken. Mit etwas Mut bietet etwa ein ETF auf den IPC oder den MSCI Mexico gute Chancen auf eine Trendwende.