Argentinien in 2017: Comeback der Börse?
Eine lange Zeit spielte Argentinien auf dem Kapitalmarkt so gut wie keine Rolle. Das südamerikanische Land hatte wegen einer kaum kalkulierbaren Politik und der in Schieflage geratenen Finanzsituation in den zurückliegenden Jahren keinerlei Zugang mehr zu den internationalen Märkten. Die politische Führung Argentiniens, die Familie Kirchner, hatte das Land über 12 Jahre hinweg herunter gewirtschaftet.
Doch nachdem Präsidentschaftswahlen Ende 2015 eine Ablösung brachten, hat der neue Mann an der Staatsspitze, Mauricio Macri, einige Reformen in Gang gesetzt. Argentinien war lange Zeit wegen unbeglichener Schulden die wichtige Teilnahme am internationalen Kapitalmarkt verwehrt. Nach einem Kompromiss wurde das Land wieder als Kreditnehmer akzeptiert. Die neu heraus gegebenen argentinischen Schuldpapiere mit einem Zinssatz von durchschnittlich 7,2 % fanden reißenden Absatz.
Argentiniens Börse: Chancen und Risiken
Es hat sich herausgestellt, dass Macri einen marktwirtschaftlicheren Kurs als seine Vorgänger verfolgt. Seit sich sein Wahlsieg abzeichnete, hat der Kurs des argentinischen Leitindex MERVAL (zu Deutsch: Aktienmarkt von Buenos Aires) um rund 100 % zugelegt. Der Index beinhaltet die größten und finanzstärksten Gesellschaften des Landes wie YPF (Öl und Gas), Grupo Financiero Galicia (Bank) oder Tenaris (Montanindustrie).
Die Ölgesellschaft YPF mit einer Marktkapitalisierung von 8,40 Mrd. € hat sich in den zurückliegenden 3 Monaten (Stand: März 2017) um knapp 40 % verbessert. Die Grupo Financiero Galicia (Marktkapitalisierung: 2,96 Mrd. €) hat auf Sicht von 12 Monaten um 28 % zugelegt und Tenaris (Marktkapitalisierung: 2,96 Mrd. €) verzeichnete auf Jahressicht ein Plus von kapp 36 %.
Trotz der positiven Vorzeichen ist die Situation Argentiniens unverändert schwierig. Größtes Problem: die viel zu hohe Inflation (2016: etwa 40 %). Darüber hinaus besteht ein Leistungsbilanzdefizit, welches das Forschungsinstitut Capital Economics ebenfalls für 2016 auf ca. 12 Billionen US-$ schätzt. Dennoch hat sich das Risiko eines Kreditausfalls des Landes gegenüber den Jahren zuvor stark verringert.
Investments mit Schwerpunkt Börse Argentinien
Wegen der bestehenden Risiken auf dem argentinischen Aktienmarkt ist es für Privatanleger empfehlenswert, statt auf Einzelaktien wenn überhaupt auf breiter streuende Investments zurückzugreifen. Hierbei gibt es zum Beispiel den Templeton Latin America Fund Class A an, der das Kapital seiner Investoren – anders als andere Südamerika-Fonds – zu einem Teil in Aktien der Börse Argentiniens investiert.
Daneben kommt für Anleger, die ihr Vermögen stärker diversifizieren (breiter streuen) möchten, zum beispielsweise auch der Global X MSCI Argentina ETF in Betracht. Nach Ansicht zahlreicher Experten ist der Aktienmarkt Argentiniens noch nicht zu hoch bewertet.
Argentiniens Wirtschaft hat sich trotz weiterhin bestehender Risiken seit Ende 2015 spürbar erholt. Europäische Anleger, die am andauernden Aufschwung partizipieren möchten, können in entsprechende Aktienfonds oder ETF investieren, sollten die Risiken des vergleichsweise volatilen Marktes aber nicht unterschätzen.