AeroVironment-Aktie: Drohnenfirma hebt wieder ab

Auch wenn sich die Aktie der Drohnenfirma AeroVironment noch deutlich unter ihren historischen Höchstkursen notiert, die jüngste Entwicklung kann sich sehen lassen: Seit dem Jahreswechsel liegen die Papiere beinahe 30% im Plus, während der breite Markt für Technologieaktien noch deutlich in der Verlustzone liegt.
Vom „Tretflugzeug“……
Bevor ich auf die jüngsten Zahlen und die Prognosen eingehe, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell von AeroVironment noch näher vorstellen. Bei dem US-Technologie-Konzern handelt es sich um kein Startup-Unternehmen. Gegründet wurde der Konzern bereits im Jahr 1971. Sie werden es nicht glauben: In seinen Anfangs-Jahren macht AeroVironment mit Flugzeugen auf sich aufmerksam, die mithilfe purer Muskelkraft betrieben wurden.
…zum Weltmarktführer für Militärdrohen
Später entwickelten die Ingenieure dann solarbetriebene Flugzeuge bevor der Konzern zum Marktführer für unbemannte Flugzeuge aufstieg. Der Großteil der Einnahmen von AeroVironment stammt aus dem Verkauf unbemannter Überwachungsflugzeuge an das US-Militär. Neben unbemannten Fluggeräten und taktischen Raketensystemen für das Militär expandiert das Unternehmen aber auch in den kommerziellen Drohnenmarkt mit Drohnen, die zur Inspektion von Ölpipelines und zur Überwachung von Nutzpflanzen eingesetzt werden können.
Mit dem japanischen Technologie-Riesen SoftBank entwickelte der Konzern den ersten Sunglider. Dabei handelt es sich um eine mit Solarstrom betriebene HAPS. Die Abkürzung HAPS (High Altitude Platform Station) bezieht sich dabei auf Systeme, bei denen unbemannte Objekte wie Flugzeuge, die in der Stratosphäre fliegen, wie Telekommunikationsbasisstationen betrieben werden können, um die Konnektivität über weite Bereiche (Radius etwa 200 Kilometer) zu gewährleisten. Der Sunglider kann damit Mobilfunknetze mit einem Durchmesser von bis zu 200 km aus einer Höhe von 20 km aufbauen. Das liefert vor allem für Gegenden mit Funklöchern einen enormen Mehrwert. Doch auch in den entwickelten Ecken der Welt könnte der fliegende Funkturm eine große Hilfe sein. Zum Beispiel, um bei Bedarf die Bandbreite von 5G-Netzen zu erhöhen.
Quartalsumsatz deutlich schwächer als erwartet
Im abgelaufenen Quartal erzielte AeroVironment ein Umsatzplus von 14,4% auf 90,09 Millionen Dollar. Das lag 16,92 Millionen Dollar unter den Schätzungen der Analysten (Quelle: Seeking Alpha). Der Umsatzanstieg spiegelt höhere Dienstleistungsumsätze in Höhe von 27,1 Millionen Dollar wider, die teilweise durch einen Rückgang der Produktverkäufe in Höhe von 15,7 Mio. Dollar ausgeglichen wurden.
Wachstum vor allem durch Übernahmen
Der Großteil des Wachstums stammt aus dem Segment Medium Unmanned Aircraft Systems, das für 21,2 Millionen Dollar der Gesamtumsätze stand und der Produktlinie Unmanned Ground Vehicles (9,6 Millionen Dollar). Für diese Umsätze waren die Übernahmen von Arcturus UAV und Telerob GmbH im Februar bzw. Mai 2021 letzten Jahres verantwortlich. Schwach lief es hingegen bei den kleinen unbemannten Flugsystemen, der Umsatz auf 26,2 Millionen Dollar zurückging.
Operativ in der Verlustzone
Der Verlust aus dem operativen Geschäft betrug im vergangenen Quartal 14,1 Millionen Dollar und lag damit deutlich unter dem Vorjahresniveau (0,6 Millionen Dollar). Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 hält Firmenboss Wahid Nahabi an der vor wenigen Monaten gekappten Prognose fest. So soll ein Umsatz von 440 bis 460 Millionen Dollar durch die Bücher gehen. Ursprünglich war eine Spanne von 560 bis 580 Millionen Dollar erwartet worden. Am Ende rechnet der Drohnenspezialist mit einem Nettoverlust zwischen 8 und 12 Millionen Dollar.
Ukraine-Krieg sorgt bei Anlegern für Phantasie
Die Aktie läuft in diesem Jahr trotz der durchwachsenen Ergebnisse deutlich besser als der Gesamtmarkt. Das könnte an der geopolitischen Entwicklung liegen. Im letzten Monat hat der Konzern zudem einen Großauftrag vom US-Verteidigungsministerium über 8,5 Millionen Dollar zur Lieferung von kleinen unbemannten Flugsystemen erhalten.
Darüber hinaus wurde zuletzt spekuliert, ob die Biden-Administration die Ukraine mit Killerdrohnen von AeroVironment ausstattet. Bei den Drohnen handelt es sich im Wesentlichen um intelligente Roboterbomben, die mit Kameras, Leitsystemen und Sprengstoff ausgestattet sind. Sie können so programmiert werden, dass sie automatisch meilenweit entfernte Ziele angreifen, und sie können um Ziele herum gesteuert werden, bis der richtige Zeitpunkt für den Angriff gekommen ist.
Auch wenn ein Investment in Waffenhersteller definitiv nicht jedermanns Sache ist, die investierten Anleger haben sich über die Spekulationen erst einmal gefreut.